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Homeland - Die zweite Staffel

"Homeland" bot in der ersten Staffel grandiose Thriller-Unterhaltung, die mit Abstrichen sicher oben auf dem Serienolymp mit "Breaking Bad" oder "Dexter" mithalten konnte... wenn auch nicht mit "Lost", aber da bin ich vielleicht auch einfach zu sehr Fanboy. Die Erwartungen an die zweite Staffel waren nach dem mordsspannenden Staffelfinale hoch und man muss gleich sagen: Ganz erfüllt werden können diese nicht. Doch das stellt Meckern auf hohem Niveau dar, denn auch Season 2 unterhält wieder über zwölf Folgen sehr gut.

HOMELAND - STAFFEL 2


Ungefähr ein jahr nach Carrie Mathisons (Claire Danes) Entlassung von der CIA hat sie sich wieder selbstständig gemacht, leidet jedoch nach immer an den Nachwirkungen ihrer aus den Angeln gehobenen Psyche... bis ihr ehemaliger vorgesetzter David Estes (David Harewood) sie bittet, bei einer neuen Operation dabei zu sein, für welche sie unersetzlich erscheint und die neue Spuren bieten soll, die sie zu dem Terroristen Abu Nazir (Navid Negahban) führen könnten. Unterdessen hat Nicholas Brody (Damian Lewis) Einfluss auf die Politik genommen, was ihn gefährlicher denn je macht...

Um es kurz zu machen: Ja, auch die zweite Staffel bietet erneut beinahe schnörkellose Thriller-Unterhaltung, unfassbar spannend, clever verwoben, ausgestattet mit faszinierenden Charakteren und tiefgründigen Konflikten. Die Spannung erreicht hier zwischendurch immer wieder Momente, in denen man sich in den Sessel krallen möchte, in denen man die Augen kaum vom Bildschirm abwenden kann, was meisterhafte Serienunterhaltung darstellt, so meisterhaft, wie ich es bislang nur sehr selten erlebt habe. Ich konnte kaum damit aufhören, alle zwölf Folgen am Stück zu sehen. 
Die Autoren trauen sich einige neue Wege zu, verweilen nicht zu lange an einem Standort, benutzen interessante Wendungen, um immer neues Tempo in die ohnehin sehr clever gestrickte Geschichte zu bringen. Gerade die ersten acht Folgen bieten dabei grandiose Unterhaltung, die wahrlich Suchtpotenzial entwickelt. Die Charaktere, im Grunde ja das Herzstück einer jeden guten Serie, wissen auch hier erneut zu gefallen und sind zum wiederholten Male angenehm mehrdimensional geschrieben, kaum jemandem ist zu trauen, dennoch sind ihre persönlichen Konflikte, die sie mitten im Kampf gegen den Terror austragen müssen, wieder von einer enormen Intensität. Schön ist auch, dass die US-Produktion immer wieder leise Kritik zu eben diesem Kampf äußert, keine Figur in eine klare Gut- oder Böse-Schublade steckt, sondern lieber in Grauzonen arbeitet. Wenn sich in so mancher Szene die verschiedenen Seiten gegenübersitzen und über diesen Konflikt reden, dann kristallisieren sich dabei jede Menge sehr wichtiger Standpunkte heraus, die gerade bezüglich des aktuellen Themas zu überzeugen wissen. 
Ein wenig Kritik muss aber auch erlaubt sein und diese fällt dann leider doch ein bisschen lauter aus als noch bei der ersten Staffel. Im weiteren Verlauf dieser Season nehmen nämlich einige der Szenen überhand, in denen der Rahmen des Glaubwürdigen doch mehrfach gesprengt wird, um zusätzliche Spannung zu ermöglichen, was dabei aber nicht immer wirklich gelingt. Wenn man eher damit beschäftigt ist, die Handlungsweise der Figuren, die streckenweise tatsächlich vollkommen out of character handeln, in Extremsituationen zu hinterfragen und somit nicht mehr vom reinen Geschehen gepackt zu sein, dann muss das schon Minuspunkte geben. Zudem gibt es im Mittelteil der Staffel auch wieder einige Längen und zumindest eine der Episoden läuft doch ein wenig schnarchig ab, da hat man sich etwas zu viel Zeit für im Grunde lapidare Kleinigkeiten gelassen. 
In der Summe sind diese Kritikpunkte aber eben doch nicht zu viele, sodass man sich am ganzen Rest mehr als erfreuen kann: Den emotionalen Subplots, in welchem auch Nebencharaktere ihre eigenen, richtig gut geschrieben Geschichten kriegen. Den enorm spannenden und stellenweise auch Tribut fordernden Thriller-Plots, in denen die Autoren mutig auch schon mal Figuren sterben lassen. Emotionalen Background, der die Charaktere perfekt ausstattet. Und grandiose Schauspieler, bei denen besonders wieder Mandy Patinkin als Carries Mentor Saul heraussticht, bei dem ein einzelner Blick genügt, um Gänsehaut auszulösen und komplexe Gefühle wortlos auszudrücken. Neben ihm verdienen sich aber auch Morena Baccarin, Morgan Saylor, "Lost"-Star Zuleikha Robinson und natürlich auch Claire Danes und Damian Lewis großes Lob. 
Hat man dann also die finale, zwölfte Folge durchstanden (im wörtlichen Sinne, denn diese fordert über Emotionen, Hochspannung und bedrückende Tiefschläge noch einmal alles), will man am liebsten direkt mit der dritten Staffek beginnen... und das ist doch wohl das größte Kompliment, was man einer Serie machen kann. 
Fazit: Weiterhin hochspannend, brillant gespielt, inszeniert und geschrieben. Zwischendrin wird die Logik zwar arg strapaziert und nicht immer handeln die Figuren nachvollziehbar, dennoch kann man kaum aufhören, sich "Homeland" pausenlos anzusehen.

Note: 2-




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