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War Dogs

Manche Geschichten sind so verrückt, dass sie sich kein Autor alleine ausdenken könnte, dass sie einfach wahr sein müssen. Und wenn so etwas passiert und mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist auch das Filmbusiness oft nicht weit... so entstehen dann auch Werke wie "War Dogs", kleine, aber feine Filme, die uns Geschichten erzählen, die so wirklich passiert sind, von denen wir aber meist noch nichts gehört haben. Und unterhaltsam sind sie dann im besten Falle auch noch, was für den neuesten Film des "Hangover"-Regisseurs Todd Phillips ebenfalls gilt.

WAR DOGS


Als seine Freundin Iz (Ana de Armas) schwanger wird, möchte der junge Physiotherapeut David Packouz (Miles Teller) sein Gehalt aufbessern und schließt sich mit seinem ehemaligen Schulkameraden und Freund Efraim Diveroli (Jonah Hill) zusammen, der aus der Firma seines Vaters mittlerweile einen Posten des Waffenhandels gemacht hat. Die beiden machen sich rasch einen Namen in der Branche und arbeiten auch mit hohen Risiken, als sie Bagdad persönlich einen Besuch abstatten, um die benötigten Waffen zu liefern. Dabei machen sie aber auch die Bekanntschaft mit einigen Finten der Branche...

Auf "War Dogs" habe ich mich sehr gefreut. Der Trailer sah hervorragend aus und auch das Hauptdarsteller-Gespann, bestehend aus den ohnehin verdammt talentierten und von mir immer gern gesehenen Jonah Hill und Miles Teller, machte ordentlich Hoffnung, dass uns hier ein sehr verrückter und zynischer Film präsentiert werden würde. Und zynisch ist er sicherlich geworden, in Sachen "verrückt" lässt sich aber noch ein wenig streiten. 
Denn natürlich ist die Story so skurill, dass man sie kaum glauben mag, innerhalb der Prämisse werden die beiden Hauptfiguren aber niemals mehr von der Leine gelassen, als es im Trailer ersichtlich ist. Generell läuft "War Dogs" da schon um einiges ruhiger und dialoglastiger ab, als es uns die Werbung verkaufen möchte, was nicht wirklich schlecht ist, einige Zuschauer, die sich jedoch eine freche und laute Komödie vom "Hangover"-Regisseur erhofft haben, ein wenig vor den Kopf stoßen dürfte. Wirklich laute Lacher gibt es nur ganz wenige, ansonsten sitzt man zwar oftmals ein wenig grinsend, aber auch ab und an ziemlich schockiert und nachdenklich im Kinosessel, wenn man sich fragen muss, wie diese beiden Idioten (besonders Efraim scheint bloß ein geldgieriger Sack zu sein, der die ganze Konkurrenz beiseite drängen möchte) sich so viele Millionen mit Regierungsgeschäften erarbeiten konnten. Da schauert es einen schon, wenn man bedenkt, dass dies alles so passiert sein soll. 
Darüber hinaus bin ich aber 114 Minuten sehr solide unterhalten worden. Es gibt zwar einige Längen und gerade der finale Konflikt im letzten Drittel kommt wie aus dem Nichts und wird auch ziemlich schlampig vorbereitet, zuvor habe ich aber einen gelungenen Mix aus cleverem Humor, intriganter Spannung und gutem Schauspiel gesehen, der, obwohl nicht gerade trickreich gefilmt oder inszeniert, wirklich hübsch geworden ist. Die Musikuntermalung wartet mit vielen schönen, klassischen Songs auf, die gut zu den Bildern passen und wenn sich die Geschäfte von Efraim und David immer höher schrauben, dann ist man schon mit ziemlich viel Spaß bei der Sache. 
Auch Jonah Hill und Miles Teller wissen mit grandiosen Leistungen zu begeistertn, wobei gerade Teller ein dickes Extralob verdient. Hill zieht zwar wie gewohnt seine barvouröse, verrückte Vorstellung ab, wie Teller das ganze Ding aber sympathisch erdet und dabei stets glaubwürdig und packend agiert, das ist schon große Schauspielkunst. Der recht kleine Auftritt von Bradley Cooper dürfte hingegen am besten einfach nur mit dem Wort "cool" zu beschreiben sein. So ganz löst "War Dogs" also nicht die Versprechungen seines Trailers ein, sondern gibt uns einfach etwas anderes Futter. Dialoglastiger, ernster, bitterer, auch wenn der Humor nie ganz auf der Strecke bleibt. Das ist sicher nicht für jeden etwas, aber gerade für Fans des Genres sicher mal einen Blick wert.

Note: 3+


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