"Ring" war einer der ersten Horrorfilme, die ich je zu Gesicht bekam. Im zarten Alter von elf Jahren setzte ich mich vor die Flimmerkiste und hielt nur wenige Minuten aus, bevor mir die atmosphärische Spannung (inklusive eines plötzlich bei uns im Wohnzimmer klingelnden Telefons) zu viel wurde. Acht Jahre später sah ich "Ring" dann wirklich und war mäßig begeistert. Nun habe ich ihn erneut gesehen und war noch immer nicht begeistert... sondern viel mehr arg enttäuscht.
RING
Als ihre Nichte Katie (Amber Tamblyn) auf mysteriöse und unerklärliche Weise stirbt, versucht die Reporterin Rachel Keller (Naomi Watts) herauszufinden, woher ihr Tod rührte. Dabei stößt sie auf ein unheimliches Videotape, welches von dem Gerücht umnebelt wird, dass jeder Betrachter innerhalb von sieben Tagen sterben würde. Und tatsächlich haucht Rachel nach der Sichtung des Videos am Telefon eine Stimme die Drohung ihres baldigen Todes ins Ohr. Auf der Suche nach weiteren Hinweisen gerät Rachel zunehmend unter Zeitdruck, da ihr nur noch eine Woche bleiben wird, um den Fall aufzuklären...
"Ring" beginnt unglaublich intensiv. Die Eingangssequenz, in welcher bei zwei Freundinnen das mysteriöse Videotape bereits ein großes Thema ist, ist ein perfektes Paradebeispiel, wie man eine unangenehme, gänsehauterregende Gruselatmosphäre kreiert. Diesen Schwung kann der Film im weiteren Verlauf allerdings nicht mehr halten, denn je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr offenbart sich, dass diese dem ganzen Werk ein dicker Klotz am Bein ist.
Rachels Nachforschungen über das geheimnisvolle Video und dessen Ursprung sind dabei nicht nur ziemlich dröge, sondern auch arg einfallslos geraten. Da werden jede Menge Akten und Fotos gewälzt, man düst zu unheimlichen Orten und spricht mit unfreundlichen Menschen. Leider passiert ansonsten nicht mehr viel, der düstere Dämon darf kaum mal wirklich zur Tat schreiten und die einzige Frage, die sich hier stellt, ist die, ob Rachel denn nun wirklich eine Lösung des Problems finden wird. Die generelle Auflösung des ganzen Spektakels gerät dann jedoch so unzufriedenstellend und wirr, dass man ziemlich enttäuscht in den Abspann entlassen wird. So lässt sich "Ring" weniger als Horrorfilm denn als langatmiger und an Gänsehautmomenten überraschend armer Grusel-Thriller gucken, in welchem Dialoge und Spurensuchen im Vordergrund stehen, was so sicher auch nicht unbedingt geplant gewesen war. Dabei verlässt man dann schließlich auch so konkret die Linie des Glaubwürdigen, dass die ansonsten so realistisch veranstaltete Spurenjagd noch sinnloser anmutet.
Zwischendurch gelingen dem Film dabei dann immer wieder Momente von wunderbarem Horror, wie zum Beispiel die erste Sichtung des wirklich grauenhaften Videobandes, welches auch in mir das Gefühl von Unwohlsein hervorrief. Leider nimmt man jeglichen Moment des Tapes dann so haarklein auseinander, um es zu analysieren und deren Hintergründe auszulösen, dass der Grusel schnell verfliegt... manche Mysterien hätten hier wirklich nicht aufgelöst werden müssen, denn so nimmt man dem Ganzen schnell den Schrecken.
Regisseur Gore Verbinski und seinem Team kann man dabei wenig anlasten, denn ebenso wie Naomi Watts und Martin Henderson in den Hauptrollen gibt er wahrlich sein Bestes und weiß somit auch zu überzeugen. Handwerklich ist "Ring" außerordentlich gut gelungen, die schlichtweg farbentsättigten Bilder, in denen kaum mal ein Sonnenstrahl durch die Wolken brechen darf, wissen angenehm zu schauern, die Effekte sind ziemlich gut und auch die Tonmischung gerät außerordentlich effektiv. Leider kann diese handwerklich solide Arbeit eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung von "Ring" äußerst dürftig ist und einem somit die 115 Minuten Laufzeit sehr lang vorkommen.
Fazit: Inszenatorisch angenehm schaurig gelingt es "Ring" kaum einmal, den Zuschauer zu gruseln und lässt seine wirre Handlung zu einer drögen Schnitzeljagd verkommen, was das Mysterium des Videobandes auf ungelenke Weise entmystifiziert.
Note: 4
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