Man muss schon ordentliches Selbstbewusstsein haben, um ein Remake des von Fans umjubelten (von mir aber schwer gescholtenen) Splatter-Thrillers "Tanz der Teufel" in die Kinos zu bringen und so ganz ging die Rechnung von Regisseur Fede Alvarez auch nicht auf, denn "Evil Dead" wurde zwar ein finanzieller Erfolg, wurde von den Fans des Originals aber doch eher zwiegespalten aufgenommen. Mit seinem neuesten Film bleibt Alvarez nun zwar dem Horror-Genre treu, rudert aber weg zum Splatter und hin zum Thriller. Das gelingt über weitere Strecken zwar sehr gut, doch gegen Ende geht ihm die Kontrolle über das Werk merklich flöten...
DON'T BREATHE
Die junge Rocky (Jane Levy) möchte mit ihrer kleinen Schwester unbedingt aus Detroit und von ihrer drogenabhängigen Mutter fliehen, weswegen sie mit ihren Freunden Alex (Dylan Minnette) und "Money" (Daniel Zovatto) kleinere und größere Einbrüche begehrt, um somit das nötige Geld zusammenzukratzen. Der ganz große Coup soll im Haus des ehemaligen, blinden Vietnam-Soldaten Nordstorm (Stephen Lang) warten, welcher nach einer gerichtlichen Einigung über den Unfalltod seiner Tochter 300.000 Dollar zugewiesen bekam. Doch schon früh merken die drei Eindringlinge, dass mit Nordstorm nicht zu spaßen ist, denn der weiß sich auch ohne sein Augenlicht intelligent und brutal zur Wehr zu setzen...
Man kann "Don't Breathe" nicht vorwerfen, dass er unnötig Zeit verlieren würde. Nach einer recht knappen, aber vollkommen ausreichenden Einführung der drei Einbrecher, von denen immerhin zwei sehr sympathisch daherkommen, geht es schon fix weiter mit dem Einstieg in das Haus des blinden Kriegsveteranen und ab diesem Zeitpunkt legt der Film auch bereits ein sehr flottes Tempo vor. Das ist auch gut so, denn das Werk hat ja nur 89 Minuten und muss dementsprechend auch rasch auf den Punkt kommen.
Während der ersten Stunde steht das "Don't Breathe" auch sehr gut ins Gesicht. Alvarez sorgt zwar für einige herbe Klischees (knarrende Dielen, leere Handy-Akkus etc), die Spannung erzeugen sollen und das oftmals auch können, dennoch hat er den Plot mehr als gut im Griff. Er langweilt uns nicht mit vorhersehbaren Schockern, sondern lässt immer wieder die Ruhe vorherrschen. Denn gerade gegen den gefährlichen, blinden Gegenspieler kann jedes verursachende Geräusch das Todesurteil sein, weswegen der Horror-Thriller gerade zu Beginn angenehm leise und atmosphärisch abläuft. Wenn sich dann die ersten Verfolgungsjagden einstellen, der fiese Soldat seine Pistole auspackt und es um Leben und Tod geht, gestaltet sich dies angesichts des ruhigen Beginns umso intensiver.
Mit dem Brutalitätsgehalt wird sich dabei stark zurückgehalten, denn angesichts der wenigen, handelnden Charaktere ist ein hoher Bodycount eh nicht möglich und wenn hier gestorben wird, dann geschieht das schnell und gnadenlos, kein Ergötzen an Litern von Filmblut, wie es noch in "Evil Dead" der Fall war, ist hier auszumachen. So hat man dank der gut gewählten Location und immer neuen Gefahren und Fallen für die armen Einbrecher doch ziemlich viel Freude während den ersten zwei Dritteln, bevor sich "Don't Breathe" später einige herbe Stolpersteine in den Weg legt.
Da fallen einige herbe Logiklöcher auf, die auch die recht hohe Spannung nicht übertünchen kann und welche die ganze Handlung streckenweise ad absurdum führen und auch eine zwar überraschende, aber dennoch ziemlich seltsame Wendung zu Beginn des letzten Drittels wollte mir nicht ganz schmecken, macht sie aus einem der Charaktere doch zu offensichtlich einen klaren Antagonisten, was man durchaus auch sensibler hätte lösen können. Im Finale werden dann die mürbesten Horror-Klischees auspackt und der über mehrere Etappen laufende, irgendwann sehr zähe Showdown, in welchem sich die Charaktere immer wieder ächzend aus dem vermeintlichen Tod oder der Abstinenz erheben, um noch einen letzten Schlag auszuführen, gerät dann weder spannend noch originell, sondern einfach nur lahm.
Den Schauspielern kann man indes keine Fehler anlasten. Dylan Minnette hat seit dem Nebendarsteller-Auftritt in der letzten Staffel von "Lost" ja schon eine recht ordentliche Filmkarriere mit Rollen in "Gänsehaut", "Prisoners" und "Labor Day" vorzuweisen und macht seine Sache auch hier gut, während die aus "Evil Dead" mit hinübergerettete Jane Levy in der Hauptrolle ebenfalls eine starke Figur macht. Übertüncht werden sie dabei aber selbstredend von "Avatar"-Bösewicht Stephen Lang, der seinen blinden Soldaten mit einer solch bedrohlichen Präsenz spielt, dass man kaum die Augen von ihm lassen kann.
Fazit: Gegen Ende geht "Don't Breathe" mit seltsamen Wendungen und einem sehr zähen Finale doch deutlich die Puste aus, zuvor wird uns aber ein atmosphärischer und stellenweise hochspannender Thriller geliefert, der einzig durch die herben Logiklöcher an Substanz verliert.
Note: 3
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