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The Purge: Anarchy

Normalerweise sehe ich mir Fortsetzungen von Filmen, die mir überhaupt nicht gefallen, gar nicht erst an. Wieso soll ich meine Zeit an ein Werk verschwenden, von welchem ich bereits Vergangenes nicht mochte. Bezüglich "The Purge" hängt die Sache jedoch anders, denn Trailer und Kritiken zu der Fortsetzung des überraschend erfolgreichen Horror-Hits aus dem Jahr 2013 ließen erahnen, dass man die Schwachpunkte des Vorgängers doch deutlich ausgebessert hatte, weswegen ich um eine Sichtung nicht umherkam...

THE PURGE: ANARCHY


Die nächste "Purge"-Nacht bricht an. Erneut sind in sämtlichen Staaten Amerikas für zwölf Stunden alle Straftaten erlaubt und die beinahe menschenleeren Straßen werden von bis auf die Zähne bewaffneten Killern heimgesucht. Mitten in der Schlacht treffen fünf Menschen aufeinander: Shane (Zach Gilford) und seine Freundin Liz (Kiele Sanchez) bleiben mit einer Autopanne liegen und schaffen es nicht mehr rechtzeitig ins sichere Heim, während Eva Sanchez (Carmen Ejogo) und ihre Tochter Cali (Zoe Soul) aus ihrem Haus flüchten müssen. Die vier treffen auf Sergeant Leo (Frank Grillo), der eigentlich für eine spezielle "Purge"-Mission unterwegs ist... sich dann aber doch dazu entschließt, der kleinen Gruppe durch die todbringenden Menschengruppen zu helfen.

"The Purge" musste einiges an Kritik einstecken. Nicht nur ich war wenig begeistert von der hohlen Luftblase von Film, die eine interessante Grundidee mitbrachte, diese aber dann doch wieder nur für einen 08/15-Home-Invasion-Streifen nutzte, den wir so alle paar Monate zu sehen bekommen. Mit der Fortsetzung, für die dann auch ein wesentlich höheres Budget zur Verfügung stand, wollte man sich nun rehabilitieren und einige Kritikpunkte ausmerzen... und es ist nicht zu leugnen, dass sich "Anarchy" dabei zumindest schon mal in die richtige Richtung bewegt. 
Diesmal sind wir nämlich wirklich mittendrin in den brutalen Massenmorden, die sich für zwölf Stunden lang in den Straßen Amerikas zutragen, wohingegen der erste Teil seinen Fokus ja nur auf eine Familienwohnung richtete und somit rein gar nichts Neues zum Horror-Genre beitragen konnte oder wollte. Hier hat man dann in Sachen Härtegrad, Bodycount und Spannung ordentlich einen draufgesetzt und kann die interessante Grundidee der Geschichte endlich vollkommen zeigen und somit das einlösen, was uns schon mit dem ersten Teil versprochen wurde. Besser spät als nie also und diesbezüglich hat das Sequel die Nase also ganz klar vorn. Auch das höhere Budget ist mit mehr Action definitiv zu sehen und auch wenn die Bildsprache keine besondere Finesse aufweist, bleiben wir eher dabei und sehen den genre-typisch jedoch eher blassen Figuren recht gerne bei dem Spießrutenlauf zu, den sie dort stundenlang vollbringen müssen. An jeder Straßenecke wartet eine neue Gefahr und hier ist der Film zumindest in Ansätzen ziemlich originell. 
Auch der Kritik bezüglich der löchrigen Handlung wurde sich angenommen. Zwar kann man die Löcher hier längst nicht so sehr stopfen, wie man es sich wünschen würde, da das ganze Konstrukt eben doch jeglicher Logik entbehrt und eine solche Gesellschaft eben nie so funktionieren könnte, wie es uns die Autoren hier weismachen wollen, aber mit der Einführung einer Rebellengruppe, die sich klar gegen die "Purge" ausspricht, geht man zumindest einen großen Schritt weg von der zuvor noch ziemlich lächerlichen Prämisse, dass die ganze Welt dieses Treiben eben einfach stillschweigend akzeptiert. 
Ansonsten müssen wir aber eben doch noch mit einigen üblen Klischees leben: Die Charaktere sind Abziehbilder und bis auf Frank Grillos Leo, der zumindest noch ansatzweise eine recht lebendige Hintergrundgeschichte erhält, bleiben sie allesamt recht farblos, sodass es uns eher wenig kümmert, wer von der kleinen Gruppe nun über die Klinge springt. Die Dialoge sind stellenweise arg soapy geraten, die schauspielerischen Leistungen sind nicht grottenschlecht, aber auch alles andere als gut und generell hält sich die Logik schon fern von dem ganzen Geschehen, wenn die Protagonisten nur deswegen häufig aus den bösen Situationen entkommen, weil die Bösewichter eben so verdammt schlecht zielen, sich dafür aber umso leichter über den Haufen ballern lassen. Nein, ein guter Film ist auch "Anarchy" nicht geworden, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Bessert man manches Klischee und die Löcher in der Handlung also aus, könnte der nun kommende dritte Teil tatsächlich ein heftig-krachendes Horror-Teil werden. 
Fazit: Mit mehr Action und dem Blick aufs Wesentliche löst "Anarchy" die Versprechen ein, die uns der erste Teil gegeben und nicht eingehalten hatte. Das reicht nicht für einen guten Film, aber immerhin für einen soliden Beitrag zum Horror-Genre.

Note: 3-


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