Es war nur eine Frage der Zeit. 2013 sorgte Edward Snowden für unglaubliches Aufsehen in der ganzen Welt, als er geheime Dokumente der NSA und der CIA freigab und ihre geheimen Aktivitäten offenlegte, wobei es vor allem um die totale Überwachung jedes Menschen auf dem Planeten ging. Das ist noch immer ein sehr heikles Thema, weswegen es schnell klar war, dass über Snowden auch ein Film gemacht werden würde. Oliver Stone nahm sich der Aufgabe an, was ja auch ziemlich gut passt, versteht sich dieser doch seit jeher auf kraftvolles, politisches und provozierendes Kino. Ein Meisterstück ist ihm diesmal aber nicht gelungen...
SNOWDEN
Im Juni 2013 trifft sich Ex-CIA-Mitglied Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) mit drei Reportern in einem Hotel in Hong Kong, um seine Geschichte zu erzählen und sie endlich per Medien der Öffentlichkeit vorzustellen. Innerhalb von mehreren Jahren entdeckte Snowden bei seiner Arbeit für die CIA, dass diese, um etwaige Gefahren abzuwenden, jegliche Menschen per Handy, Laptop und Kameras überwachen lassen. Erst nimmt der junge Mann dies hin, doch als die ganze Sache auch seine Beziehung zu seiner Freundin Lindsey (Shailene Woodley) beeinträchtigt, entscheidet Snowden sich, etwas zu ändern...
Die Geschichte rund um Edward Snowden ist eigentlich eine, die sich sehr dankbar fürs Kino umsetzen lässt. Ein Thema, dass und alle etwas angeht, ein Thema, welches man sowohl spannend als auch clever umsetzen kann und eines, welches im Kern ebenfalls nicht so trocken ist, wie es ansonsten so viele ähnlich gezeichnete Filme sind.
Und an sich macht "Snowden" seine Sache dann auch sehr gut. Die einzelnen Schritte, die die Hauptfigur in den neun Jahren, in welchen wir sie begleiten, wie er mehr und mehr herausfindet, was in den kargen Bürogebäuden der CIA und später auch der NSA wirklich gespielt wird, das ist interessant inszeniert und spannend umgesetzt. Für jemanden, der sich mit der wahren Geschichte rund um Edward Snowden bereits intensiver beschäftigt hat (wie ich), für den wird dieser Film wenige Neuigkeiten bereithalten und als Geschichtsstunde sollte man ihn auch nicht unbedingt nehmen... nicht nur aus Jux verweist eine Texttafel zu Beginn des Films immerhin, dass "die wahren Ereignisse filmisch dramatisiert wurden". Das merkt man dann auch an mancher Ecke, wenn etwas zu offensichtlich mit Spannungs-Klischees gespielt wird, wobei eine Speicherkarte mit wertvollen Informationen beispielsweise erst in letzter Sekunde vor wachsamen Augen versteckt werden kann, die gerade ins Büro kommen.
Einige Male geht man zudem über wichtige Ereignisse etwas zu flott hinweg. Wo der (zugegebenerweise charmanten und schön erzählten) Beziehung zwischen Snowden und Lindsey sehr viel Platz eingeräumt wird, werden andere Eckpunkte wie Snowdens Ausschluss aus dem Militär oder seine ersten Schritte bei der CIA doch recht flott abgehandelt. Dies merkt man zum Beispiel daran, dass ein hochkarätiger Star wie Nicolas Cage nur drei kleine Szenen hat, die zudem noch nicht einmal wirklich aussagekräftig sind... hier wurde man sich anscheinend nicht wirklich einig, ob man einen Film über Snowden an sich oder über seine Taten und Auskünfte erzählen wollte. Das Endergebnis übt zwar eine gewisse Faszination aus, ist aber auch ein wenig wirr, verharmlost einige Dinge (wie das doch ordentlich kitschige Ende, welches uns einen positiven Ausgang der Geschichte vormachen möchte) und wirkt dadurch nicht immer wirklich mutig.
Dafür hat der Film aber immerhin Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle. Dieser sieht Snowden an sich schon einmal nicht nur äußerlich enorm ähnlich, er legt auch eine starke Schauspielleistung aufs Parkett und verschwindet förmlich hinter dem etwas schüchternen, verkopften Menschen. Shailene Woodley hat da zwar die etwas weniger dankbarere Rolle als oftmals gegen den Strom schwimmende Freundin abbekommen, doch generell überzeugt auch sie durch ihren natürlichen Charme, während der Rest der großen Star-Besetzung, mit Ausnahme von Rhys Ifans und Melissa Leo, leider nur wenig zu tun bekommt.
Fazit: Mal packend, mal eher dröge. "Snowden" fehlt es an einer klaren Note, weswegen der Film oftmals etwas mutlos und wirr daherkommt. Als packender Thriller mit wichtigem Thema ist er jedoch definitiv sehenswert.
Note: 3
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