Nachdem die zweite Staffel von "Homeland" mit einem unglaublichen Cliffhanger endete, welcher dennoch einige Zweifel ließ, in welche Richtung sich dies nun entwickeln und ob man dies noch überzeugend an den Mann bringen würde, musste ich natürlich sofort mit Season 3 beginnen, um meine Sucht zu stillen. Tatsächlich haben sich die Macher befürchteterweise damit aber in etwas verrannt, was "Homeland" nicht mehr ganz so gut zu Gesicht steht. Kurz: Staffel 3 ist bislang die mit Abstand schwächste der Thriller-Serie.
HOMELAND - STAFFEL 3
Nach dem grausamen Anschlag auf die CIA steht ebenjene mittlerweile ganz schon blöde dar und Saul Berenson (Mandy Patinkin) hat alle Hände voll damit zu tun, das Chaos zu beseitigen. Carrie Mathison (Claire Danes) wird indes vor Gericht gestellt, um zu prüfen, wie sie mit dem Anschlag in Verbindung steht, während die Schuld dem mittlerweile außer Landes geflüchteten Nicholas Brody (Damian Lewis) angelastet wird. Darunter leidet jedoch auch seine Familie, die sich nicht mehr vor dem Presserummel retten können. Unterdessen braut sich im entfernten Iran eine neue Macht zusammen...
Grob teilt sich die erneut mit zwölf Folgen ausgestattete dritte Staffel von "Homeland" in zwei Hälften auf, die sich auch in Sachen Stimmung und Atmosphäre hart voneinander unterscheiden. Während man zu Beginn noch mit den privaten Scherereien der Haupt- und Nebenfiguren Vorlieb nimmt, ihre Zeit "danach" (also nach dem grauenvollen Anschlag) in den Mittelpunkt stellt und zeigt, wie sie mit der Situation um gehen, entfacht sich in der zweiten Hälfte, ohne zu viel zu verraten, erneut eine schwierige Mission für die CIA, bei welcher sie einiges aufs Spiel setzen müssen. Das Problem dabei ist: Keine der beiden Hälften kann für sich stehend vollkommen überzeugen.
Geht es um die privaten Probleme der Charaktere, wird mittlerweile klar, dass die Nebenfiguren hier weitaus besser im Rampenlicht stehen, so bin ich den einfühlsam erzählten Geschichten rund um Saul, der versucht seine Ehe zu retten, und Daina Brody, welche darunter zu leiden hat, dass sie als Tochter eines Attentäters leben muss, weitaus lieber gefolgt als den doch sehr klischeehaften und überzogenen Haupthandlungen rund um Carrie (die sich schon wieder Glaubhaftigkeit erarbeiten muss, was sich tatsächlich mittlerweile totgelaufen hat) und Brody, welcher nun auf der Flucht ist. Leider wird aus seiner Handlung dann eben auch nicht mehr gemacht als Altbekanntes, dass er in dieser Staffel dafür aber weitaus seltener auftritt, ist somit eine gute Idee gewesen.
Es wird auch offensichtlicher, dass die Macher gerade aus den Hauptfiguren nicht mehr viel herauszuholen wissen, stellenweise mit arg öden Klischee-Plots und halbgaren Wendungen um die Ecke kommen müssen, um zumindest irgendeine Art der Neuerung zu bieten. Auch dabei schneiden die alten und neuen Nebenfiguren weitaus besser ab.
Leider wird die Gründlichkeit der Subplots in der zweiten Hälfte fast vollkommen über Bord geworfen, denn in dieser steht fast ausschließlich ein zwar recht spannender, an sich aber auch recht vorhersehbarer und geradliniger Thriller-Plot im Mittelpunkt. Die Charaktere, ihre Beziehungen zueinander und auch einige vorhergehende Ereignisse werden dabei fast komplett fallengelassen, um nun plötzlich aufregende, durchgehend spannende Unterhaltung zu bieten. Das gelingt streckenweise, da sich hier gewisse Plotelemente aber merklich wiederholen, erreicht Staffel 3 zu keiner Minute die Intensität der Vorgämger-Seasons, die uns ja immer wieder mit großen Emotionen und Hochspannung aus dem Sessel springen ließen.
Handwerklich ist das noch immer hervorragende TV-Unterhaltung, auch den Schauspielern kann man nichts anlasten (auch wenn Claire Danes mittlerweile merklich überzieht), man fühlt sich auch, trotz einigen Längen und einer nur langsam in die Gänge kommenden Geschichte, wieder gut unterhalten. Aber eben nur gut und das ist für "Homeland" schlichtweg zu wenig. Für Staffel 4 scheinen sich nun aber neue Wege anzubahnen und man kann nur hoffen, dass die Macher dann wieder Fahrt aufnehmen. Hoffnung ist sicherlich noch da, denn schließlich hingen auch hervorragende Serien wie "Dexter" und "The Walking Dead" zu ähnlichen Zeitpunkten schon mal durch. Ich werde also definitiv weitergucken, meine Erwartungen mäßigen und Staffel 3 als hoffentlich einzigen Schwachpunkt einer ansonsten bislang doch starken Thriller-Serie in Erinnerung behalten.
Fazit: "Homeland" verliert merklich an Fahrt und dreht sich etwas im Kreis, die Intensität weicht einem lauen Geplänkel. Eine gute Serie ist es trotzdem weiterhin, für Staffel 4 müssen dann aber neue Ideen her.
Note: 3
Kommentare
Kommentar veröffentlichen