Eine gute Frage: Wo ist eigentlich Josh Hartnett hin? Ende der Neunziger und bis zur Mitte der 2000er war Hartnett ein gefragter Star, der gerade bei jüngeren Frauen und Mädchen sehr gut ankam und in Mainstream-Blockbustern wie "Pearl Harbor" förmlich angehimmelt wurde, ehe er in anspruchsvolleren Filmen wie "Black Hawk Down" oder "Lucky Number Slevin" auch zeigte, dass er es schauspielerisch absolut drauf hat. Heute hört man von Hartnett so gut wie gar nichts mehr, was schade ist, denn ich habe ihn immer gerne gesehen. Nun muss man sich also seine älteren Werke anschauen, um noch einmal in den Genuss dieses wunderbar charmanten Darstellers zu kommen und Amazon Prime hat mir auf diesem Wege mal wieder geholfen...
40 TAGE UND 40 NÄCHTE
Seit der schmerzhaften Trennung von seiner Freundin Nicole (Vinessa Shaw) führt Matt Sullivan (Josh Hartnett) ein Leben, aus dem Sex nicht mehr wegzudenken ist. Jeden Abend eine neue Frau für neue Bettgeschichten, zwang- und bedeutungslos und genau das macht Matt schon bald fertig, da er seine Gefühle zu Nicole so nicht verdrängen kann. Trotz der Versuche seines Mitbewohners Ryan (Paulo Costanzo), ihn aufzuhalten, entschließt sich Matt deswegen zu einem Gelübde: 40 Tage lang möchte er keinen Sex mehr haben, worunter auch Selbstbefriedigung und jegliche Form der erotischen Berührung fallen. Erst ist Matt sehr glücklich mit der Entscheidung, doch gerade während seines "Fastens" lernt er in der Wäscherei auf einmal Erica (Shannyn Sossamon) kennen... und verliebt sich in sie.
Josh Hartnett begann seine Karriere Ende der 90er, wie so viele spätere Hollywood-Stars, in der Horrorecke. Mit zwei Werken namens "Halloween H20" und dem von mir besonders favorisierten "The Faculty" befand er sich jedoch schon damals nicht im Trash-Niveau und stieg schnell zu einem der begehrtesten Schauspieler seiner Generation auf. Dies war er auch noch, als 2002 die romantische Komödie "40 Tage und 40 Nächte" in die Kinos kam, welche wohl besonders durch ihn zu einem überraschenden Erfolg wurde. Kein Wunder, denn Hartnett beherrscht auch hier die Symbionte aus charmantem Lebemann und an die Wand gedrängten Menschen, der nicht mehr weiß, wohin mit sich, nahezu perfekt. Es ist sicher keine oscarreife Leistung, die Hartnett hier darbringt, im Sinnbild einer solch weitestgehend anspruchslosen, dafür aber sehr unterhaltsamen Komödie fügt er sich in seiner Hauptrolle sehr gut ein und beherrscht jegliche Szene mit natürlichem Charme.
Charme ist auch etwas, worum sich seine Filmpartnerin Shannyn Sossamon keine Gedanken machen muss, gerade die Szenen zwischen ihr und Hartnett spürhen geradezu vor Funken, man kann das romantische Feuer praktisch durchgehend zwischen ihnen spüren. Besonders die Szene, wenn sich die beiden zum ersten Mal erotisch annähern, ohne sich zu berühren, ist eine willkommene Abwechslung zum Rest des Films, der ansonsten klar auf Humor baut: Eine ruhige, sehr gefühlvoll inszenierte Szene, welche sowohl Matts Dilemma als auch die aufkeimenden Gefühle der beiden zueinander ohne viele Worte perfekt auf den Punkt bringt.
Von solch emotional treffsicheren Szenen ist "40 Tage und 40 Nächte" ansonsten natürlich weit entfernt, handelt es sich hier doch um eine recht normale Komödie, die eben eine ziemlich witzige Grundidee liefert und diese auch mit immer neuen Wendungen und Hindernissen stark auf anderthalb Stunden strecken kann, ohne dass auch nur einmal die Gefahr lauert, dass es langweilig werden würde. Den Autoren sind genügend Ideen gekommen, um die Zuschauer gerade auf Humorebene zu unterhalten, nicht zuletzt durch extrem gelungene Sidekicks wie Matts sexsüchtigem Mitbewohner Ryan, der einen trockenen Spruch nach dem anderen raushaut und dabei etliche Lacher erntet, sowie Matts Arbeitskollegen, die sich schon bald gar den Spaß daraus machen, Wetten abzuschließen, an welchem Tag ihr lieber Freund sein Gelübde denn wohl brechen wird... ganz gleich ob durch eine Frau oder durch eigenes Handanlegen.
Man liest es schon, natürlich übertreibt es der Film an manchen Stellen, wird unlogisch und überzogen und auch die aufkeimenden Konflikte werden stark aufgebauscht und wären durch ein einziges Mal des vernünftigen Redens und Zuhörens miteinander viel flotter gelöst, doch ist dies eine Krankheit, an welcher eben viele romantische Komödien auch heute noch kauen. Dass neben den vielen, sehr gelungenen Witzchen einige dann auch etwas platt anmuten und gerade das Thema Sex etwas keusch angegangen wird (wohl um die FSK nicht zu sehr zu gefährden), stößt auch ein wenig auf, doch der Unterhaltung steht es dabei nicht im Wege, denn insgesamt hat man dank einer netten Inszenierung, vielen Ideen und eines schönen Soundtracks doch jede Menge Spaß.
Fazit: Überraschend charmante Komödie mit tollen Darstellern und einer witzigen Grundidee, die auch auf anderthalb Stunden funktioniert. Großen Anspruch sollte man nicht erwarten, sehr unterhaltsam und spaßig ist der Film aber dennoch zweifelsohne.
Note: 2-
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