Die Action-Klassiker aus den 80ern und den 90ern waren damals Kult, heutzutage wirken sie jedoch zumeist alles andere als taufrisch. Weder sonderlich geistreich noch wirklich spannend waren sie eben nie, wie im Falle des miesen "Judge Dredd", sondern eher turbulente, oftmals sehr brutale Unterhaltung für Testosteron-Fans. Der Schwarzenegger-Kracher "Total Recall" hat da aber einen etwas anderen Standard, denn auch wenn dieser klar als harter Action-Knaller steht, so hat er doch für die damaligen Verhältnisse des Genres eine einigermaßen clevere Story zu bieten, eine die sogar heute noch interessiert, denn es gab im Jahr 2012 sogar ein storytechnisch sehr ähnliches Remake der ganzen Hetzjagd...
TOTAL RECALL
In nicht all zu ferner Zukunft wurde der Mars bewohnbar gemacht und die Menschheit lebt zu Teilen auf dem roten Planeten, zu Teilen auf der Erde. Der Erdbewohner Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) wird von der Werbung des sogenannten "Recall" angelockt, eine Technologie, die es dem Menschen erlaubt, Erinnerungen nach seiner Wahl zu konstruieren. Als Quaid die Technik nutzt, geht etwas schief und furchtbare Erkenntnisse kommen ans Licht. Anscheinend ist er gar nicht Quaid, seine ihm bekannte Identität ist eine Täuschung. Als er losziehen möchte, um herauszufinden, wer er wirklich ist, sind ihm bereits schwer bewaffnete Männer auf den Fersen und Quaid muss einsehen, dass er in seinem falschen Leben, welches er für die Wahrheit hielt, niemandem mehr trauen kann...
Wenn ältere Filme dazu auserkoren werden, ein Remake von ihnen zu drehen, dann ist neben dem unvermeidlichen Drang, aus einer gewissen Marke noch mehr Kohle zu schöpfen, oftmals der Wunsch der Grund, einem jüngeren Publikum eine ältere Geschichte schmackhaft zu machen, da das Original-Produkt technisch meist nicht mehr als zumutbar angesehen wird. Das ist natürlich Quatsch, denn erstens sieht "Total Recall" auch heute noch okay aus und zweitens machen auch modernere Effekte und aufwendigere Actionszenen eine schlechte Geschichte nicht besser, auch wenn das die Filmproduzenten aus Hollywood größtenteils noch immer nicht wirklich verstanden zu haben scheinen (wobei das Abstinken etlicher Blockbuster des letzten Jahres an den Kinokassen eigentlich langsam mal ein Umdenken bewirken sollte).
"Total Recall" braucht nun also nicht unbedingt ein Remake, dennoch werde ich mir dieses bei Gelegenheit mal ansehen, um zumindest einen Vergleich zu ziehen und um zu sehen, ob man manchen Blödsinn aus dem Original nicht vielleicht sogar etwas verbessern konnte. Was der Film manch anderem Actionreißer aus der damaligen Zeit, die allesamt entweder Seagal oder Stallone oder eben Schwarzenegger als unkaputtbare Kampfmaschine ins Feld schickten, voraus hat, ist die zumindest originelle Ausgangssituation. Durch die doch etwas verzwickte Geschichte können einige zumindest im Ansatz überraschende Wendungen kreiert werden, die man so nicht kommen sieht und die das Interesse über zwei Stunden wachhalten. Natürlich sind einige der Wendungen nur deshalb so unvorhersehbar, weil sie schlicht und einfach dämlich sind und mit dem ohnehin nicht unbedingt cleveren, sondern viel mehr himmelschreiend dämlichen Verlauf einer eigentlich guten Geschichte nicht mithalten können.
Nein, letzten Endes ist der ganze Vorlauf, all die netten Ideen dann doch nur ein Alibi, um es möglichst krachen zu lassen, wofür sonst sollte man sich denn einen der größten Action-Stars der damaligen Zeit für die Hauptrolle einkaufen? Schwarzenegger ballert sich hier dann auch wieder wie gewohnt seinen Weg zum Ziel, was noch etwas verstörender wirkt, da er ja eigentlich einen ganz normalen Lebemann spielt. Dass dieser nun so unfassbar brutal und kühl vorgeht, wirkt schon ein wenig befremdlich und wirklich mitfühlen will man mit diesem Menschen dann doch nicht, denn er zeigt weder großartige Gefühle (noch nie hat wohl jemand so schnell und mit einem Augenzwinkern die Wahrheit über sein gelogenes Leben verkraftet) noch ist er wirklich nett zu seinen Mitmenschen, er benutzt unschuldige Zivilisten nämlich lieber als lebendigen Schutzschild, um sich vor den Kugeln der bösen Fieslinge zu schützen. Nein, dieser von Schwarzenegger gespielte Unbekannte ist sicherlich kein sympathischer Typ, weswegen wir uns auch nie in ihn hineinversetzen können.
Das ist aber auch wohl nicht die Absicht der Macher, denn die wollen mit trockenem Humor und krachender Action unterhalten und das gelingt ihnen irgendwie. Wir sind geschockt über die teils sehr drastische Brutalität, die etliche Menschen durch Kugeln zerfetzen lässt (das dieser Film ab 16 Jahren freigegeben ist, ist eigentlich, trotz einigem Trash und den heutzutage doch eher lauen, lächerlichen Spezialeffekten) und wir sind doch irgendwie gefesselt von diesem Quatsch, der dennoch von Regisseur Paul Verhoeven solide und geschickt inszeniert wird.
Fazit: Sinnfreier Actionkracher, der dennoch zu unterhalten, streckenweise sogar zu packen weiß. Die Handlung ist kompletter Murks, selbst der Hauptcharakter ist ein zweischneidiges Schwert, aber irgendwie ist es, obwohl es so dumm ist, dann doch wieder unterhaltsam.
Note: 4+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen