Lasse Halströms "Lachsfischen im Jemen" war der erste Film des Regisseurs, den ich mir je ansah und gerade dieser ließ mich relativ unberührt zurück. Halström hatte jedoch auch bereits Jahre zuvor einen Hang zu banalen Filmtiteln, die einen nicht unbedingt dazu führen, sich dieses Werk nun anzusehen. Ich wurde eher von der schillernden Besetzung auf diesen Film aufmerksam gemacht und diese ist auch tatsächlich eines der wenigen Highlights des eigenwilligen Dramas aus dem Jahre 2001...
SCHIFFSMELDUNGEN
Nach einem einschneidenden Erlebnis in seinem Privatleben beschließt der erfolglose Versager Quoyle (Kevin Spacey) neu anzufangen. Gemeinsam mit seiner Tante Agnis Hamm (Judi Dench) und seiner kleinen Tochter "Bunny" (Alyssa, Kaitlyn und Lauren Gainer) zieht er nach Neufundland, fernab der lebendigen Großstadt. Dort fängt er an, für die Lokalzeitung zu arbeiten und muss sich mit der Technik von Booten auseinandersetzen, um über diese und auch über deren Geschichten und Besitzer schreiben zu können. Als Quoyle schließlich auch die alleinerziehende Mutter und Erzieherin Wavey Prowse (Julianne Moore) kennenlernt, beginnt er immer mehr, sich in sein neues Leben einzufügen...
Nein, auch dieser Film des schwedischen Regisseurs Lasse Hallström konnte mich nicht für sich gewinnen. Dabei sah doch anfangs alles nach einem klaren Gewinn aus. Die Handlung besitzt gerade durch ihre menschlichen, durch Schicksalsschlägen gezeichneten Charaktere wesentlich mehr Zug als der doch enorm auf Sparflamme rudernde "Lachsfischen im Jemen" und auch die illustre Besetzung ließ hoffen, dass da etwas Gelungenes bei herauskommt. Zudem sind Geschichten, in denen sich ein verschüchterter Außenseiter in ein neues Leben und einen neuen Job einfinden muss, doch beinahe immer irgendwie amüsant und anziehend, da wir oftmals vieles davon auch auf unser reales Leben übertragen, dabei mitfühlen und lächeln können.
Leider baut der Film nach einem starken Beginn, während welchem wir einen intensiven Einblick in Quoyles Leben bekommen, doch spürbar ab. Die Szenen zwischen Kevin Spacey und der hier brillant aufspielenden Cate Blanchett in einer für sie enorm untypischen und gerade deswegen so fesselnden Rolle haben Feuer und Gefühl, leider kann der Film im späteren Verlauf eine solche Intensität nicht mehr herstellen. Quoyles erste Schritte in der Redaktion der städtischen Zeitung sind ebenfalls noch amüsant, danach kommt aber leider nicht mehr viel.
Hallström verstrickt sich in vielen Charakteren und Subplots und kann dabei nur den wenigsten wirklich gerecht werden. Beinahe jede Figur trägt eine eigene, schwere Bürde, weswegen die Sichtung des weiteren Filmes angesichts der menschlichen Düsternis kein Vergnügen mehr war. Was in anderen Dramen durchaus berührend, auch schockierend hätte sein können, verfehlt hier leider sein Ziel, da sich spürbar in den bedrückenden Emotionen gesuhlt wird, einmal zu oft dringends auf die Tränendrüse gedrückt werden möchte. Es ist letzten Endes einfach zu viel, es ist zu schwer, alsdass man angesichts der durchgehend traurigen Figuren wirklich mitgehen will. Es fällt sogar schwer, diesen durch die Bank weg naiven Außenseiter zu mögen, da dieser doch einige sehr unnachvollziehbare Entscheidungen trifft, welche mir den Charakter unnahbar erschienen ließen.
Getragen wird der Film dann doch weitestgehend von der brillanten Darstellung Kevin Spaceys, der hier gewohnt groß auftrumpft, in seiner Rolle aber weitgehend passiver agiert. Dies löst Spacey natürlich mit Bravour und von der namhaften Besetzung in Nebenrollen, unter anderem Julianne Moore, Judi Dench, Pete Postlethwaite und Rhys Ifans, werden ihm sehr fähig spannende Bälle zugespielt. Man kann Hallström neben der absolut gelungenen Besetzung auch nicht absprechen, ein schönes Gespür für Bilder zu haben, gerade die Traumsequenzen der Hauptfiguren sind sehr gut umgesetz. Letzten Endes wird dennoch etwas zu wenig daraus gemacht, weswegen die Dramatik der Geschichte recht wirkungslos verpufft, einem am Ende sogar ein wenig leer und ratlos zurücklässt, was sicher nicht das Ziel des Regisseurs war.
Fazit: Eine illustre Besetzung spielt zu schönen Bildern groß auf, leider suhlt sich die Geschichte zu sehr in schwerer Dramatik, wobei man ungern mitgehen möchte. Es ist alles ein wenig zu gewollt schwer, weswegen viele Emotionen wirkungslos im Raum hängen bleiben.
Note: 4+
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