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Mr. Robot - Die erste Staffel

Es ist wieder Serienzeit! Nachdem mich "Homeland" auf den letzten Staffeln etwas verloren hat, die "Heroes" mich ebenfalls nicht wirklich fesseln wollten und die neuen Folgen von "The Walking Dead" noch ein wenig auf sich warten lassen, war ich nun zur kalten Ferienzeit wieder auf der Suche nach einem neuen Suchtmittel. Per Amazon Prime stieß ich dann auf die Hacker-Serie "Mr. Robot", von welcher ich bislang nur Gutes gehört hatte. Was mich anfangs auch tatsächlich packte, versank mit fortschreitender Laufzeit jedoch irgendwann in Verwirrung und Sprunghaftigkeit...

MR. ROBOT - STAFFEL 1


Der junge IT-Spezialist Elliot Alderson (Rami Malek) arbeitet für die Cyber-Sicherheitsfirma "AllSafe". Dort schützt er den gigantischen Mega-Konzern "E-Corp" vor eventuellen Angriffen von Hackern und Viren. In seinem Kopf lehnt sich Elliot jedoch schon länger gegen das System auf und fühlt sich in seiner Arbeit, in welcher er quasi dem Feind hilft, nicht mehr wohl. Als er eines Tages die Bekanntschaft mit der Untergrund-Hacker-Truppe "fsociety" und ihrem Anführer Mr. Robot (Christian Slater) macht, ergibt sich für Elliot die Chance, doch noch gegen das System zu spielen und es vielleicht endlich zu Fall zu bringen...

Anfangs, ungefähr während den ersten beiden von zehn Folgen, war ich tatsächlich gebannt von "Mr. Robot", denn gerade zu dieser Zeit beherrscht die Serie ihr Thema wirklich perfekt. Ein gelungener Mix aus interessanten Subplots, die auch mal ganz einfache, menschliche Themen wie eine misslungene Romanze oder die Beziehung zwischen Chef und Angestelltem enthalten können, sowie einer antreibenden Hauptgeschichte, die anfangs etwas schwerfällig in die Gänge kommt, dann aber einen sehr interessanten Lauf hat. Getragen und unrumdet wird dieses Gebilde von einem der interessantesten Seriencharaktere der letzten Zeit: Elliot Anderson, dem ich immer gerne an den Lippen gehangen habe. Seine ersten Worte über seine eigene Ansicht, darüber wie dieser zurückgezogene, mit sich hadernde junge Mann die Welt sieht, dies fand ich ungemein spannend und die Dia- und Monologe waren zu dieser Zeit auch fantastisch geschrieben. 
Ich war definitiv bereit für mehr, leider kann die Serie dieses hohe Niveau in den späteren Folgen nicht einmal mehr ansatzweise halten. Es scheint, als hätten die Macher irgendwie die Kontrolle über ihr zuvor mühsam aufgebautes Konstrukt verloren, denn auf einmal prallt alles über uns zusammen. Subplots werden über eine ganze Episode lang ausgeschert, die an sich dringliche Haupthandlung kommt immer wieder zum Erliegen und es werden unverständliche, dramatisch höchst unclevere Zeitsprünge unternommen, die einen immer wieder aus dem Geschehen herausreißen, wenn es gerade interessant wird. Für sich genommen ist (beinahe) jeder Haupt- und Subplot spannend, leider gelingt es den Autoren aber nicht, daraus ein wirklich stimmiges Gesamtbild zu zaubern. Viele der Geschichten laufen konsequenzlos nebeneinander her, was sie unwichtig und wie Beiwerk aussehen lässt, um manch eine Folge zu füllen, was natürlich auch für die ein oder andere Länge sorgt. In anderen Momenten sieht man aber wieder, dass sie ihre Geschichte doch noch fesselnd erzählen können, leider kommt auf jeden packenden Moment genauso viel verworrenes und schlichtweg schlecht erzähltes Füllwerk auf uns zu. 
Es gelingt nicht mehr, die Charaktere greifbar zu machen, da sie durch hanebüchene Wendungen entweder nicht mehr nachvollziehbar agieren oder da man sich ihnen viel zu oberflächlich annähert. Ich habe später sogar relativ klar den Bezug zu Elliot selbst verloren, vielleicht, weil die Macher selbst nicht mehr wussten, wo der Mann nun steht, was ihn antreibt und was ihn zurückhält. Wirklich schlau wurde ich, trotz Rami Maleks fabelhafter Leistung, nicht aus dem Kerl, was auch für die Riege an Nebendarstellern gilt, die allesamt gut spielen, deren Figuren jedoch (mit Ausnahme des von Martin Hallström intensiv dargestellten Tyrell Wellick) kein echtes Feuer verbreiten können. Richtig störend agiert dabei sogar Christian Slater, der später sogar noch für teils vorhersehbare, teils enorm willkürliche Wendungen herhalten muss und der über den Großteil seiner Präsenz in seiner wirren und unpassenden Rolle nur nervt. 
Das klingt nun härter, als es ist, denn "Mr. Robot" hat immer wieder seine Momente. Es gibt etliche clevere und spannende Szenen, die den Puls in die Höhe treiben, auch ist es erfreulich, dass man sich mit dem Thema des Hackens tatsächlich beschäftigt hat und der hier erzählte Kauderwelsch eben keiner ist, nein, es wirkt alles sehr realistisch. Ein Lob muss auch an die Inszenierung ausgesprochen werden, die grandiose Kameraeinstellungen wählen, welche die Auswirkung der Geschichte mittragen, ebenso wie der großartig ausgesuchte Soundtrack, der in sämtlichen Szenen wie die Faust aufs Auge passt.
Fazit: "Mr. Robot" enttäuscht durch ein sehr wackliges Storytelling, wo sich Längen mit Top-Szenen abmischen. Die Macher schaffen es nicht, Geschichte und Charaktere in Einklang zu bringen und sorgen dabei eher für Abstand, obwohl sie immer wieder hervorragende Momente erschaffen.

Note: 3-



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