Direkt zum Hauptbereich

La La Land

Seit ich die UCI Unlimited Card besitze, die es mir erlaubt, für einen festen Monatspreis so oft ins Kino zu gehen, wie ich möchte, lebe ich praktisch fast dort. Umso überraschender war es dann für mich, als ich feststellen musste, dass der im Vorfeld nicht nur von mir sehnlichst erwartete "La La Land" (stand auf Platz Zwei meiner "Heiß erwartet"-Liste für das Kinojahr 2017) im UCI gar nicht laufen würde. Was natürlich vollkommen unverständlich ist, wenn man bedenkt, von was für einem Hype das Werk zur Zeit begleitet wird. Also musste ich doch ausnahmsweise mal in die Tasche greifen und in ein anderes Kino gehen. Machte rein gar nichts, denn der Film ist es definitiv wert...

LA LA LAND


Die junge Mia Dolan (Emma Stone) arbeitet in Los Angeles als Kellnerin, während sie von einem Casting zum nächsten rennt, um irgendwann vielleicht die große Rolle an Land zu ziehen, welche aus ihr einen Filmstar machen könnte. Eines Tages trifft sie auf den arbeitslosen Jazz-Musiker Sebastian Wilder (Ryan Gosling), der sich den Traum von einem eigenen Jazz-Club erfüllen möchte. Trotz anfänglicher Abneigung nähern sich die beiden an und verlieben sich schließlich ineinander. Gemeinsam wollen sie sich dabei helfen, einen mutigen Schritt nach vorne zu machen, um ihre Träume zu verwirklichen...

Die Erwartungen an "La La Land" waren nicht gerade niedrig, wenn man bedenkt, was im Vorfeld alles zu dem Film zu hören und zu sehen war. Der Trailer war absolut großartig, sicherlich einer der besten, den ich in letzter Zeit gesehen habe. Ryan Gosling und Emma Stone gehören zu den begehrtesten und talentiertesten Schauspielern einer ganzen Generation und Regisseur Damien Chazelle lieferte zwei Jahre zuvor mit dem brillanten "Whiplash" einen Film ab, der so verdammt nah dran an einem Meisterwerk war, dass wirklich alle auf sein neuestes Werk warteten. Und dann sahnte "La La Land" auch noch sieben Golden Globes ab, gewann alle Kategorien, in denen er nominiert war, stellte damit einen neuen Rekord auf, verzückte sämtliche Kritiker, die mit Höchstwertungen nur so um sich warfen und gilt nun als höchster Favorit auf die diesjährigen Oscars. 
Das ist schon eine Nummer und eigentlich ist man es als Filmfan gewohnt, dass es bei all diesen Vorschuss-Lorbeeren doch zwangsläufig zu einer Enttäuschung kommen muss... und ein wenig enttäuscht war ich am Ende tatsächlich. Das ist Jammern auf verdammt hohem Niveau, da "La La Land" wirklich ein großartiger Film geworden ist, einer von der Art, die man heute eben kaum noch bekommt, weil sich die Filmwirtschaft in doch eher engstirnige Richtungen weiterentwickelt hat. Dennoch muss ich, bevor ich gleich ins Schwärmen gerate, einige Schwachstellen anmerken, so wie manch eine kleine Länge in der zweiten Hälfte, eine Geschichte, die ab und an doch etwas zu vorhersehbar abläuft sowie das Fehlen von wirklich einprägsamen Musical-Nummern in der zweiten Hälfte, nachdem die erste dabei so brillant vorgelegt hatte. 
Der Rest des Filmes ist dafür jedoch ein großes Vergnügen, welches besonders das Meisterstück des Regisseurs Damien Chazelle ist, der dieses Werk so unglaublich gut inszeniert. Die Kamera bewegt sich wie schwerelos durch wundervolle Musical- und Tanzszenen und verliert dabei dennoch nie das Gesamtbild aus den Augen, die Songs von Justin Hurwitz sind absolute Meisterwerke, wobei es sich bei den meisten von ihnen sicherlich um die besten Songs handelt, die je in einem filmischen Musical gesungen wurden, manch ein Disney-Werk an dieser Stelle ausgenommen. 
Und auch wenn es der Geschichte an Originalität fehlt, wir diese Story schon mal gesehen haben, es sich genaugenommen eben um eine Hommage an die alte Magie des Kinos handelt, so inzeniert Chazelle diese bekannten Dinge mit einem solch unbrechbaren Charme, mit so viel Schwung, Witz, Leichtigkeit, Emotionalität und entwaffnender Ehrlichkeit, dass man schlichtweg nicht anders kann, als vollkommen verzaubert zu werden. Seine Liebesgeschichte hat dabei ebenso viel Wucht und Magie zu bieten wie die Story drumherum, die Los Angeles, die Stadt der Träume, als Stadt der unerfüllten Wünsche enttarnt und dabei auch einen sehr hübschen Blick in die Filmwirtschaft bietet, wenn arbeitslose Schauspieler von Casting zu Casting hetzen, alles geben und dann doch wieder nur unwirsch abgewunken werden, weil eine der Produzentinnen eben gerade mal ein Croissant haben möchte. 
Daneben glänzen auch die beiden Hauptdarsteller, die sich mit dieser grandiosen Vorstellung ohne Zweifel einen Platz unter den klassischen Film-Päärchen der Geschichte gesichert haben: Emma Stone ist immer gut, so stark wie hier war sie jedoch wohl noch nie und liefert eine glanzvolle Performance, in welcher sie über verletzliche, charmante, gewitzte, verzweifelte und herrlich überdrehte Seiten jegliche Szene schier an sich reißt, ohne dabei die Grundprämisse ihrer Figur zu verlieren. Gemeinsam mit einem gewohnt charmanten, diesmal aber auch angenehm düsteren und wie immer perfekt auf Timing agierenden Ryan Gosling entsteht hier ein wahres Traumpaar, dem ich noch Stunden lang hätte zuschauen können.
Fazit: "La La Land" ist sicherlich einer der besten Filme des Jahres, auch wenn er die turmhohen Erwartungen nicht ganz erfüllen kann. Trotzdem war ich von diesem romantischen und charmanten Film-Musical so verzaubert wie es nur bei wenigen Filmen zuvor der Fall gewesen ist.

Note: 2




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se