So gut wie jeder liebt die Filme von Woody Allen, leider gehen sie in der Kinobranche erstaunlicherweise immer ein wenig unter. Sein letztes, von Kritikern einigermaßen positiv aufgenommenes Werk, "Cafe Society", lief bei uns in der Gegend nicht einmal im Kino, trotz Star-Besetzung und guten Reviews. Deswegen hatte ich bislang noch nicht die Gelegenheit, den Film zu sehen. Das ist natürlich schade, denn Allen ist Zeit und Geld natürlich fast immer wert, was auch sein 2011 entstandener Film "Midnight in Paris" zeigt...
MIDNIGHT IN PARIS
Gil Pender (Owen Wilson) ist ein erfolgreicher Drehbuchautor in Hollywood, möchte sich nun jedoch an einen richtigen Roman wagen, da ihn die Auftragsarbeiten trotz guter Bezahlung langweilen. Während eines gemeinsamen Urlaubes in Paris zeigt besonders seine Verlobte Inez (Rachel McAdams), dass sie mit dem plötzlichen Sinneswandel ihres Freundes nicht besonders einverstanden ist. Gil hingegen fühlt sich eher von Inez' Eltern und Freunden abgestoßen, welche sie in Paris begleiten. Als Gil eines Nachts, um Mitternacht, durch die Straßen der Stadt schlendert, erlebt er etwas Unglaubliches... etwas, was seine Ansichten und vielleicht sein ganzes Leben umkrempeln.
Viele behaupten, dass Woody Allen ungefähr seit der Jahrhundertwende einiges von seinem früheren künstlerischen Weitblick verloren hat, dass seine neueren Filme lange nicht mit seinen älteren Klassikern mithalten können. Da kann ich nicht mitreden, denn nach "Vicky Cristina Barcelona" und "Blue Jasmine" ist dies erst der dritte Allen-Film, den ich je in meinem Leben gesehen habe (ja, ich weiß, Schande über mein Haupt)... und diese entstammen alle der Ära des "Nachzeit"-Allen. Deswegen kann ich die Filme nicht vergleichen und kann einfach nur sagen, dass ich mich bei "Midnight in Paris" rundum gut unterhalten gefühlt habe.
Ganz besonders gefiel mir, wie Allen es schafft, die französische Atmosphäre einzufangen und zu übertragen, sowohl durch ein ausgezeichnetes Szenenbild und wunderbare, ausgewählte Bilder von Paris als auch durch einen hübschen Soundtrack und den Blick auf allerlei charmante Details. Wir fühlen uns tatsächlich wie Gil als Tourist in einer fremden Stadt, die uns jedoch von der ersten Minute an verzaubert und dieses Gefühl weiß Allen sehr passend zu wecken. Nach einer Handlungswende, welche auch der Trailer nicht verrät und die ich deswegen auch hier nicht spoilern möchte, die jedoch absolut essentiell für die Handlung ist, vergrößert sich dieser Zauber noch ein wenig und Gils Abenteuer, die er in Paris nach Mitternacht erlebt, sind wahrhaft magisch.
Storytechnisch rudert Woody Allen dabei in sehr charmanten, komödiantischen und auch romantischen Gefilden, die durchaus zu unterhalten wissen, leider aber nicht über die gesamte Laufzeit. Was in der ersten Hälfte und auch noch ein wenig darüber hinaus tatsächlich sehr unterhaltsam ist, nutzt sich später doch ein wenig ab, besonders, da Allen sich doch ein wenig im Kreis dreht. Gerade die Romanze, die sich da im weiteren Verlauf anbahnt, hat anfangs noch jede Menge Feuer, verliert sich aber später in Kitsch. Schade, da Marion Cotillard absolut bezaubernd agiert und Owen Wilson in seiner Hauptrolle ebenfalls eine bravouröse Leistung aufs Parkett legt, welche man dem ewigen Neben- und Komödiendarsteller so kaum zugetraut hätte. Mit dem letzten Bild zeigt Woody Allen noch einmal alle Ausdruckskraft und schließt seine Geschichte schön ab, dennoch ist es schade, dass er diese Kraft in der zweiten Hälfte spürbar verloren hat, streckenweise sogar der Zauber verloren geht.
Bemerkenswert ist auch, wie sehr sich der Ton des Filmes unterscheidet, wenn es um die verschiedenen Abenteuer Gils geht. Hier ist Allen auch die Figurenzeichnung in der "realistischen" Ebene des Films verloren gegangen, denn gerade die Nebencharaktere sind reine Klischees, die zu tumb sind, um sie ernstzunehmen. Auch hier glänzen fabelhafte Charakterdarsteller wie Rachel McAdams und Michael Sheen, leider sind ihre Figuren aber viel zu einseitig geraten, was sogar manch eine Tiefe über Bord wirft. Verständnis, wieso Gil mit der zickigen, durchgehend negativ eingestellten Inez zusammen ist, konnte ich zum Beispiel zu keinem Zeitpunkt empfinden und das Drehbuch bleibt uns eine Antwort darauf ebenfalls schuldig, da man die Figuren doch zu sehr in Schwarz und Weiß aufteilt. Hier wäre ein wenig mehr Genauigkeit und auch Mut schön gewesen.
Fazit: Charmante Komödie mit einem hohen Nostalgiefaktor, welcher uns Paris wunderbar schön aufzeigt und einiges an Filmzauber bietet. Die Story gerät später ein wenig aus den Fugen und auch manches Klischee stört sehr, unterhaltsam ist Woody Allens Ausflug nach Paris aber dennoch geworden.
Note: 3+
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