Direkt zum Hauptbereich

Dirty Dancing

Mit Tanzfilmen habe ich bislang äußerst wenig Erfahrung gesammelt. Vielleicht weil mich das Thema, obwohl es ein Faktor meiner Schauspielausbildung ist, nie allzu viel gereizt hat und auch weil viele der Filme des Genres eben doch nur immer wieder Altbekanntes neu aufwärmen. Um einen der absoluten Kultfilme diesbezüglich kommt man aber als Filmfan natürlich nicht herum und auch wenn man "Dirty Dancing" heutzutage aufgrund mangelnder, frischer Ideen kritisieren kann, ist es auch heute noch ein wirklich netter Film.

DIRTY DANCING


Die junge Frances Houseman (Jennifer Grey), von allen nur "Baby" genannt, fährt im Sommer 1963 mit ihrer Familie in den Ferienort "Kellermans". Dort lernt sie den Tanzlehrer Johnny Castle (Patrick Swayze) kennen, doch ihre Annäherungsversuche bleiben unbeantwortet... zumindest bis sich "Baby" bereiterklärt, für Johnnys Tanzpartnerin Penny (Cynthia Rhodes) einzuspringen, die für die kommende Abschlussveranstaltung des Sommers ausfällt. Johnny ist damit anfangs nicht einverstanden, dennoch muss er die Gelegenheit annehmen, um seinen Job abzusichern. Die in Sachen Tanz völlig unerfahrene "Baby" braucht jedoch länger, um aufzutauen...

"Dirty Dancing" erzählt eine sehr einfache und geradlinige Geschichte, die nicht mit Überraschungen aufwarten kann, dies jedoch auch gar nicht will. Das Ziel des Filmes ist pure Unterhaltung und da dieses Ziel auch erreicht wird, kann man getrost über etwaige Schwächen hinwegsehen. So zum Beispiel, dass sowohl die Story an sich als auch die Charaktere eher flach anmuten und eine wirkliche Entwicklung nicht stattfindet. Gerade die Nebenfiguren sind hier doch arg einfältig gezeichnet und lassen sich viel zu rasch in Schubladen stecken, sodass sofort klar ist, wie im weiteren Verlauf mit diesen verfahren wird. 
Auch manch ein Konflikt, welcher unserem Tanzpaar in den Weg gelegt wird, ist sehr konstruiert und der ein oder andere vermeidbare Streit wird so in die Höhe gepusht, dass es schon ein wenig amüsiert, doch nur so kann man eben zu dem Finale kommen, welches mittlerweile die ganze Welt kennen dürfte. Auch heute noch dürfte jeder Filmkenner bei den Worten "Hebefigur" oder bei dem grandiosen Pop-Klassiker "Time of My Life" sofort wissen, von welchem Film dabei die Rede ist. Großartigen Anspruch liefert "Dirty Dancing" also wirklich nicht, dafür punktet er locker auf anderen Ebenen. 
Die vorhersehbare Liebesgeschichte entwickelt sich sehr charmant und Patrick Swayze und besonders Jennifer Grey wissen als dieses tatsächlich zu bezaubern. Swayze tritt ab und an etwas arg machomäßig auf, doch passt auch dies zu seinem eher verschrobenen Charakter, weswegen man dies dem Film nicht anlasten sollte. Gemeinsam verbreiten die beiden einiges an knisterndem Feuer und besonders in den perfekt durchchoreographierten Tanzsszenen sprühen bei beiden die Funken. Bis zum grandios inszenierten Finale, welches ebenso kitschig wie wunderschön ist, dürfen wir dabei die ein oder andere Choreo bewundern, welche definitiv die Hauptargumente und Highlights des Films darstellen, denn wo die Geschichte relativ bieder ist, da holt "Dirty Dancing" mit diesen Szenen doch vieles wieder heraus. Die Tanzszenen haben Schwung und Tiefe und transportieren auch heute noch den unvergleichlichen Charme der 60er-, aber auch der 80er-Jahre, welchen man kaum imitieren kann. 
Grey und der mittlerweile verstorbene Swayze wurden über Nacht zu Stars, auch wenn beide dieses Karrierehoch irgendwann verloren. Swayze konnte noch einige starke Rollen absahnen, für Jennifer Grey lief es nach einer Nasen-OP, welche ihr Gesicht veränderte, jedoch bis heute nicht mehr gut.
Fazit: Charmanter Liebesfilm, der seine biedere und einfallslose Geschichte mit Charme, tollen Tanzszenen und einem funkensprühenden Hauptdarsteller-Paar ausgleicht. Gute Unterhaltung für Freunde des Genres.

Note: 3




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se