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Cliffhanger - Nur die Starken überleben

Die Natur kann, wenn sie denn will, sicherlich der größte Feind der Menschheit sein. In Filmen, in denen sich die Natur gegen den Menschen richtet und dadurch zeigt, dass sie noch immer der Herrscher in unserer Welt ist, wird ihre enorme Kraft beinahe spürbar... wenn es denn wie in "2012" oder "The Day After Tomorrow" gut inszeniert ist. Der Thriller "Cliffhanger" aus dem Jahr 1993 verbündet die unerbittliche Natur zusammen mit dem Menschen als Antagonist. Dies verschnürt Regisseur Renny Harlin zu einem nicht wirklich stimmigen, dafür aber wirkungsvollen und streckenweise spannenden Actionfilm...

CLIFFHANGER


Bergsteiger Gabe Walker (Sylvester Stallone) arbeitet beim Bergrettungsdienst und kämpft mit sich selbst, da er sich die Schuld an einem Todesfall während einer von ihm geleiteten Rettungsaktion gibt. Nur wenige Monate später soll er erneut auf einen Einsatz geschickt werden: Ein Flugzeug ist in den Bergen abgestürzt und die überlebenden Menschen brauchen dringend Hilfe. Gabe lässt sich breitschlagen, um die Menschen zu retten, jedoch stellt sich bei seiner Ankunft heraus, dass sie Kriminelle unter Führung von Eric Qualen (John Lithgow) sind. Sie suchen nach drei in den Bergen verloren gegangenen Geldkoffern und Gabe soll sie durch das Gebiet führen...

Renny Harlin kenne ich besonders durch seinen hochspannenden Hai-Horror-Thriller "Deep Blue Sea", der von Kritikern weitestgehend zerrissen wurde, den ich bis heute jedoch höchst effektiv und unterhaltsam finde. Viele andere dürften Harlin wegen "Cliffhanger" kennen, erneut einer dieser 90er-Actionfilme, um die kaum einer herumgekommen ist und den heute beinahe jeder kennt, der sich irgendwie Filmfan nennt. Und ja, er ist auch heute noch sehr gut anzuschauen, dieser Film, auch wenn unübersehbare Schwächen, die schon in seinem Erscheinungsjahr golten, auch heute noch dabei sind und die streckenweise sogar regelrecht ärgerlich sein können. 
So sind die Bösewichte so farblos und einseitig gezeichnet und verhalten sich über weite Strecken tatsächlich so dämlich, dass sie nie eine richtige Bedrohung darstellen. Durch ihr schlichtweg dämliches Verhalten geben sie Gabe und seinen Freunden und Weggefährten stets die Chance, ihnen doch noch ein Schnippchen zu schlagen, was Gabe selbst dann auch nach und nach tut und die Bösewichter einen nach dem anderen blutig zur Strecke bringt. 
Auch darüber hinaus meint es "Cliffhanger" mit der Logik alles andere als genau. Dass die Protagonisten auf einem der gefährlichsten Berge überhaupt dennoch stundenlang bloß so unterwegs ist, als stünde gerade bloß ein launiger Nachmittagsspaziergang an, darüber könnte man noch hinwegsehen. Über die extrem löchrige Handlung, welche sogar für die Antagonisten keinen brauchbaren Antrieb parat hat und die über manch verlorenes Geld, hinter dem sie ja eigentlich die ganze Zeit her sind, auch mit einem kleinen Achzelzucken hinwegsehen, lässt sich dann aber doch ordentlich meckern. Das ist schon alles nicht wirklich gut durchdacht und bei den einseitigen Hauptfiguren geht dies auch noch weiter, wenn das Drehbuch zweien von ihnen einen interessanten Konflikt auf den Leib schneidert, dieser aber erstens viel zu stiefmütterlich behandelt wird und er zweitens mit dem weiteren Verlauf des Films auch einfach verschwindet, um sich lieber der krachenden Action zu widmen. 
Diese ist dann wiederum so gut in Szene gesetzt, dass man dennoch 100 Minuten lang seinen Spaß hat. Es gibt keinerlei Längen, dafür ist das Tempo auch viel zu hoch und Renny Harlin weiß seine Location und die verschiedenen Klippen und Abhänge, die in seiner Story natürlich auftauchen müssen, mehr als wirkungsvoll in Szene zu setzen. Da wird um tiefe Schluchten an kleinen Felsen herumgekraxelt, es gibt Verfolgungsjagden durch den Schnee und natürlich auch eine Lawine: Harlin greift alles auf, was in dem Genre Rang und Namen hat und schafft es, diese Szenen mehr als ordentich anzupacken, was schließlich für einen enormen Unterhaltungswert sorgt und streckenweise sogar richtig spannend und packend ist. 
Der große Showdown, in welchem Sylvester Stallone zwischen Bergleiter und Hubschrauber hin und her kraxelt und dabei seinem Gegenüber Paroli bietet, zählt natürlich nicht umsonst zu den Action-Klassikern der 90er und da Stallone als Action-Held hier ebenso wie John Lithgow als eiskalter Bösewicht eine gute Figur macht und "The Walking Dead"-Star Michael Rooker hier tatsächlich einmal keinen Fiesling spielt (dass es das noch gibt!), ist Harlins atemloser Trip in die hohe Bergluft eben doch noch einen zweiten Blick wert.
Fazit: Grandiose Actionszenen und schlichtweg atemlose Spannung wechseln sich mit einer löchrigen Handlung und eindimensionalen Charakteren. Das ist kein großes Kino, aber nette Action-Unterhaltung nach altbekanntem Schema. Manchmal ist sowas ja auch ganz nett.

Note: 3-






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