"Auf der Flucht" gilt bis heute als Klassiker unter dem Thriller-Genre. Mir hat er ebenfalls sehr gut gefallen, auch wenn ich nicht in Jubelstürme ausgebrochen bin. Mit der Meinung, dass es dazu dennoch keine Fortsetzung brauchte, stand ich aber wohl auch nicht alleine da. Gemacht wurde sie dennoch, was wohl besonders an Tommy Lee Jones' Rolle des knurrigen Marshals Samuel Gerard gelegen haben dürfte, für die der Schauspieler zurecht gefeiert und sogar mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Deswegen entstand 1998 die Fortsetzung "Auf der Jagd", in welcher Jones nun die Hauptrolle spielt...
AUF DER JAGD
Während eines Flugzeugabsturzes eines Gefangenentransports entkommt der inhaftierte Mark Roberts (Wesley Snipes) und ist seitdem auf der Flucht vor den Behörden. Marshal Samuel Gerard (Tommy Lee Jones) heftet sich mit seinem Team an die Fersen des Flüchtigen, welcher zwei Bundesagenten in einer Tiefgarage erschossen haben soll. Unterstützt wird Gerard dabei von dem DSS-Agenten John Royce (Robert Downey Jr.), welcher auch die obersten Positionen mit Informationen versorgen soll, da man Gerard dort eine solche Operation nicht zutraut. Schon bald kommen Gerard aber selbst Zweifel an der Schuld Roberts...
Dass "Auf der Jagd" mit dem allseits beliebten Original in keinster Weise würde mithalten können, da dieser viel zu gut für sich alleine steht und ein Sequel ohnehin alles andere als notwendig gewesen wäre, war klar. Dementsprechend befreit man sich auch so gut es geht von der Last des mittlerweile zum Action-Klassiker aufgestiegenen Thrillers und sucht hier auch Harrison Ford vergebens, denn der taucht weder auf noch wird er überhaupt erwähnt. Im Fokus steht diesmal ganz klar der von Tommy Lee Jones erneut wunderbar griesgrämig gespielte Samuel Gerard. Jones fehlt es im zweiten Anlauf zwar ein wenig an Präsenz, dennoch reißt er jede Szene an sich... für das maue Drehbuchgepinsel und die teilweise erschreckend miesen Dialoge kann er schließlich nichts, ebenso wenig wie Wesley Snipes, Robert Downey Jr. und Joe Pantoliano, allesamt sehr gute Schauspieler, die in ihren eindimensionalen Rollen hier jedoch verloren wirken und wenig mehr zu tun haben als einfach Dienst nach Vorschrift zu verrichten... und dies tun sie dann doch sehr solide.
Als Schauspieler-Film sollte "Auf der Jagd" aber ohnehin kaum eingehen, anstattdessen wollen die Macher den Puls der Zuschauer über 130 Minuten immer wieder in die Höhe treiben. Dies gelingt, trotz einiger merklicher Längen im Mittelteil, doch ganz ordentlich, was besonders den starken Actionszenen zu verdanken ist, wo einiges in die Brüche geht und unmögliche Stunts ausgeführt werden, die zu dieser Zeit im Action-Genre tatsächlich auch noch neuartig waren. Mit einer soliden Inszenierung wird hier eine durchgehende Spannung aufgebaut, die zwar niemals so richtig packend wird, da die Story dafür viel zu wirr und mau geraten ist, aber in Einzelszenen und besonders im letzten Drittel doch anzieht. Wer da der Maulwurf ist und was genau eigentlich das Ziel hinter dem ganzen falschen Spiel ist, das ist ebenso vorhersehbar wie egal, denn auch die Autoren scheinen damit nicht ganz hinterherzukommen, weswegen ganze Subplots abgeschnitten und nicht zu Ende gedacht werden und auch falsche Fährten nicht gelegt werden... sodass man sehr schnell darauf kommt, wer hier denn nun welches Spiel treibt.
Zum Mitdenken taugt "Auf der Jagd" also auch nicht und bleibt deswegen, auch durch die fehlende "Jäger-Gejagter"-Beziehung zwischen Jones und Snipes, wo Harrison Ford im Erstling noch deutlich mehr Dringlichkeit an den Tag legte, klar hinter dem Original zurück. Aber immerhin ist das Ganze, wenn auch nicht sonderlich clever, recht unterhaltsam, legt ein einigermaßen hohes Tempo vor, gibt uns einige sympathische Charaktere an die Hand und liefert auch wirklich nette Schauwerte, wobei für eine FSK ab 12 auch schon recht viel gemeuchelt wird. Richtig viel falsch machen kann man mit dieser unnötigen Fortsetzung also nicht, es reicht aber auch, wenn man sich einfach bloß das weitaus bessere und spannendere Original ansieht.
Fazit: Tommy Lee Jones geht erneut auf Ganovenjagd und hat dabei augenscheinlich viel Freude. Die Actionszenen gelingen ebenfalls, während die wirre und flache Geschichte allerdings niemanden hinter dem Ofen hervorlocken dürfte.
Note: 3-
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