Will Smith ist irgendwie ein wenig untergegangen. Gut, "Suicide Squad" lief trotz desaströser Kritiken nicht schlecht und ein richtiges Näschen hatte Smith auch bei dem "Independence Day 2"-Desaster bewiesen, dem er eine Abfuhr erteilte und sich somit einen herben Flop ersparte. Dass die Massen wegen ihm in die Kinos rennen, das ist aber auch schon ein Weilchen her und nun, vielleicht auch Scientology und seinem untalentierten, von seinem Vater viel zu sehr angespornten Sohn Jaden sei Dank, ist Smith Teil eines hochkarätigen Ensembles, welches neben ihm helfen soll, die Zuschauer in die Kinos zu locken. Doch wenn die Qualität nicht stimmt, wie hier in "Verborgene Schönheit", helfen etliche bekannte Namen in der Besetzungsliste dann noch wirklich weiter?
VERBORGENE SCHÖNHEIT
Nach dem plötzlichen Tod seiner Tochter verliert der Werbefachmann Howard Inlet (Will Smith) seine Lebenslust. Auch zwei Jahre nach dem Schicksalsschlag nimmt Howard nicht mehr wirklich am Leben teil und bringt sogar langsam aber sicher seine eigene Firma zu Fall. Seine drei Freunde Whit (Edward Norton), Simon (Michael Pena) und Claire (Kate Winslet), die ebenfalls unter Howard in der Firma arbeiten, fürchten um ihre Arbeit und schlagen daher, nachdem alle anderen Versuche, zu ihm durchzudringen, scheitern, einen weitaus unkonventionelleren Weg ein. Howards psychische Krankheiten wollen sie ausnutzen, um mit ihm wirklich ins Gespräch zu kommen und ihm vielleicht einen Eintritt zurück ins echte Leben zu ermöglichen...
Wer den Trailer zum Film gesehen hat, der wird mit einem sehr intensiven Drama rechnen, in welchem die gut aufspielenden Stars immer wieder auf die Tränendrüse drücken. In gewisser Weise bekommt man dies auch, allerdings auf etwas andere Art und Weise, als es der Trailer suggeriert. Ich werde mich hüten, die Wendung, die ich bereits habe kommen sehen, die aber dennoch eigentlich ziemlich clever ist, hier zu verraten, dennoch muss gesagt werden, dass diese den Film über weite Strecken in leichtere, streckenweise gar komödiantische Gefilde schiebt, es wurde im Kinosaal sogar mehrfach laut gelacht. Das muss nichts Schlechtes sein und die ganz großen Gefühle, die uns der Trailer versprochen hat, gibt es später auch noch, aber dennoch dürfte manch einer da doch ein wenig verwirrt aus der Wäsche gucken, wenn eines der zentralen Plot-Elemente einen von Beginn an doch deutlich anderen Verlauf nimmt als erwartet.
Mit einer weiteren, gut funktionierenden, wenn auch logisch nicht ganz nachvollziehbaren Wendung gegen Ende geht "Verborgene Schönheit" storytechnisch zumindest schon einmal als einigermaßen überraschend durch... schade, dass daraus dann eben doch nicht mehr gemacht wurde. Gerade im Mittelteil dümpelt der Film doch arg unspektakulär vor sich hin und kommt gar nicht richtig aus dem Quark, dreht sich im Kreis und beschäftigt sich damit, irgendwie die Hauptfigur zu charakterisieren. Der diesmal sehr schweigsame Will Smith funktioniert jedoch nicht als Identifikationsfigur, da uns in der Theorie mit dem Tod seines Kindes zwar ein Grund genannt wird, wieso er den Lebenswillen verloren hat, dass er jedoch eine solch gigantische Mauer vor sich aufbaut und niemanden mehr an sich heranlässt, sogar mit der Gefahr, seinen Freunden durch unterlassene Hilfe nachdrücklich zu schaden, das ist dann dennoch etwas zu viel des Guten. Klar, wer eine solch furchtbare Situation nie am eigenen Leib erleben musste, wird die schreckliche Leere nicht nachvollziehen können, dementsprechend ist es wohl von meiner Seite aus müßig, darüber zu reden, wie man sich in einer solchen Lage verhält, dennoch wirkt das Bild eines Dominosteine umwerfenden, stundenlang im Schneidersitz am Fenster sitzenden und seine Firma in den Ruin treibenden Vaterfigur gerade auch zwei Jahre nach einem Schicksalsschlag doch ein wenig übertrieben, besonders, da dem Charakter zu wenig weiteres Futter verliehen wird, um ihn wirklich greifbar zu machen.
An Will Smith liegt das indes nicht, der hier eine wirklich gute und ausstrahlungsstarke Performance an den Tag legt, eher ist das doch recht fade und zähe Drehbuch Schuld, dass man in den Film nie so wirklich eintauchen mag. Auch die restlichen Figuren wissen kaum zu fesseln, einzig Helen Mirren sorgt mit ihrer herrlich verschrobenen Art für etwas Aufmerksamkeit und auch Michael Pena hat einige schöne Szenen abbekommen. Der Rest, über den großen Edward Norton, die "Fluch der Karibik"-Stars Keira Knightley und Naomie Harris oder auch Weltstar Kate Winslet, mühen sich redlich, kommen aber niemals über ein "ganz nett" hinaus und bleiben schlichtweg unterfordert. Schade, denn hier hat man tatsächlich mehrere, sehr interessante Talente zusammen in ein Boot geholt, die dann jedoch eher verloren im Raum stehen, als wisse man nicht, was man nun mit all den bekannten Gesichtern anfangen soll. Gerade Knightleys Rolle bleibt dabei enorm vernachlässigt. Immerhin, die Inszenierung ist ganz nett und auch das Ende weiß irgendwie zu rühren, dennoch hat mich der Gedanke nicht losgelassen, dass da mehr drin gewesen wäre. Ein Drama, welches mich kaum berührt, kann wohl kein wirklich guter Film sein.
Fazit: Trotz einer namhaften Besetzung sorgt das wirre Drehbuch nicht für Begeisterungsstürme. Die Figuren bleiben viel zu oberflächlich, die Geschichte ersäuft in Kitsch. Immerhin retten Will Smith und Helen Mirren immer wieder viele Szenen.
Note: 4+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen