Der Film "Bailey" hatte es in den vergangenen Wochen nicht gerade einfach. Nachdem ein Video vom Set kurz vor der Premiere plötzlich im Internet kursierte, in welchem ein Hund gegen seinen Willen in strömendes Wasser gezwungen wird, riefen verschiedene Tierschutzorganisationen zum Boykott auf. Nun ist der "Skandal" zur Zeit noch immer ebenso wenig bewiesen wie widerlegt... und selbst wenn dieser der Wahrheit entsprechen sollte, so kann man einen Film nicht einfach ungesehen abwerten, nur weil eine Handvoll (oder vielleicht, wenn man den Gerüchten Glauben schenkt, auch nur eine) Personen am Set großen Mist gebaut haben, während Hunderte andere ihr ganzes Herz und ihren Fleiß in das Projekt steckten. Deswegen habe ich mir "Bailey" nun ganz ohne Vorbehalte angesehen und wurde gut unterhalten!
BAILEY
Der kleine Hund Bailey wächst, nachdem er von dem jungen Ethan (Bryce Gheisar) gefunden wurde, innerhalb einer ihn liebenden Familie auf. Bailey begleitet sein Herrchen bis ins Teenageralter, wo Ethan (jetzt: K. J. Apa) zum Football-Helden aufsteigt, seine große Liebe Hannah (Britt Robertson) kennenlernt und Probleme mit seinem alkoholkranken Vater Jim (Luke Kirby) ausfechten muss. Doch dann ist Baileys Zeit gekommen und er stirbt... das denkt er zumindest, denn nach seinem Tod wacht er im Körper eines anderen, neugeborenen Hundes wieder auf und beginnt ein neues Leben. Auf der Suche nach dem Sinn des Ganzen erlebt "Bailey" einige Abenteuer und lernt viele, ganz besondere Menschen kennen...
Ja, ich liebe Tiere, bin selbst Besitzer einer Katze und habe ein Herz für allerlei tierische Geschöpfe, weswegen mich der Trailer zu "Bailey" auch ziemlich angefixt hat. Natürlich überschatteten die Gerüchte von möglicher Tierquälerei am Set die Vorfreude auf den Film ein wenig, dennoch sollte man als Filmfan hier nicht zu vorschnell mit seiner Entscheidung sein. Die Gerüchte haben sich bislang nicht bestätigt, die Aussagen sind widersprüchlich und dass der besagte Clip erst kurz vor dem Erscheinen des Films an die Öffentlichkeit kam und nicht direkt zum Zeitpunkt seiner Aufnahme lässt doch leichte Zweifel aufkommen. Zudem zogen die Macher auch bereits erste Konsequenzen, ein PETA-Beauftragter am Set wurde suspendiert und der Fall wird weiterhin untersucht. Dies nun dem ganzen Projekt, Regisseur Lasse Hallström oder sonst wem in die Schuhe zu schieben, wäre natürlich falsch, denn der Fehler eines Mannes, der seine Arbeit an diesem Tag nicht richtig machte, sollte nicht auf eine ganze Produktion umgewalzt werden.
Dementsprechend sollte man "Bailey" weiterhin eine Chance geben, denn Tierfreunde werden mit der sehr herzlich erzählten Geschichte eines frechen, in verschiedenen Körpern lebenden Hundes viel Freude haben. Die Macher haben einen sehr flotten Mix aus sympathischem Humor, sehr viel Herz und schönen Bildern gefunden, der die Gefühle direkt anspricht und dabei wohl kaum ein Auge trocken lassen wird. Eltern sollten sich dabei auch überlegen, ob sie ihre Kinder wirklich bereits mit einer solchen Geschichte konfrontieren möchten, denn auch wenn es an großer Tiefe mangelt, so verharmlosen die Autoren etwaige Subplots nicht und selbst der Verfasser dieser Zeilen bekam es in einer sehr prägnanten Szene bereits mit den Tränen zu tun. Von einer hier viel zu laschen Freigabe ab 0 Jahren sollte man sich also besser nicht täuschen lassen.
Wer darüber jedoch hinwegsehen kann bekommt einen wirklich schönen Film geboten, bei dem auch die deutsche Stimme von Florian David Fitz, welcher stets die Gedanken des Titelhelden mit dem Zuschauer teilt, wie der Dreck auf die Schaufel passt und für einige wunderbare Lacher sorgt. Die menschlichen Akteure wissen hier ebenfalls zu gefallen, auch wenn Dennis Quaid und "Fast & Furious"-Bösewicht John Ortiz leider zu wenig zu tun haben. Erwartungsgemäß reißt die hierzulande noch immer viel zu unbekannte Britt Robertson mal wieder jegliche Szenen an sich und nach "Den Sternen so nah" von vor wenigen Wochen kann ich auch hier nur wieder dazu anhalten, diese junge Dame im Auge zu behalten, denn von ihr kann man tatsächlich noch Großes erwarten, wenn sie die richtigen Drehbücher erhält. Vorwerfen muss man "Bailey" letztendlich nur, dass er nach der Hälfte an Schwung verliert und die große Emotionalität später nicht mehr so gekonnt aufgreifen kann. Die nachfolgenden Storys haben nicht annähernd so viel Herz und Charme wie die Geschichte rund um Ethan und Hannah und werden auch viel zu rasch abgehandelt, sodass man zwar mit einem zufriedenen, aber nicht gänzlich gesättigten Gefühl den Kinosaal verlässt.
Fazit: Herzliches Familienkino mit viel Witz und Charme, wo der Kitschfaktor auf klare, aber erträgliche Weise genutzt wird. Trotz einer schwächeren, zweiten Hälfte kann man Tierfreunden "Bailey" filmisch so also nur empfehlen!
Note: 3+
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