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Life (2017)

"Alien" prägte Ende der 70er Jahre das Horror-Kino auf völlig neue Art und Weise. Nicht nur machte er den Schauplatz des Weltraums für das Grusel-Kino konform, auch stellte er zum ersten Mal eine Frau als Heldin eines Actionfilmes dar und brachte somit einige neue Motoren in Schwung. Das Werk von Ridley Scott inspirierte nicht nur einige mehr oder weniger gute Fortsetzungen (der neue Teil kommt im Mai in die Kinos), sondern auch einige eigenständige Filme. Dieses Jahr ist "Life" einer dieser Vertreter, der sich deutlich an "Alien" orientiert, den Klassiker dabei streckenweise sogar kopiert... und dennoch gut unterhält.

LIFE


Sechs Besatzungsmitglieder befinden sich in der Zukunft auf der Internationalen Raumstation ISS und führen die "Mars Pilgrim Mission 7" durch, wobei sie einen einzelligen Lebenskörper vom Mars auf dem Schiff untersuchen. Als sich Biologe Hugh Derry (Ariyon Bakare) mit dem Lebewesen beschäftigt, stellt ihm das Tier eine Falle... und entkommet schließlich aus dem gesicherten Laboratorien. Frei auf dem Schiff unterwegs beginnt es zu wachsen und schließlich die Menschen als seine Beute anzusehen, um sein Überleben zu sichern. Dr, David Jordan (Jake Gyllenhaal) und die anderen müssen den Kampf gegen das als "Calvin" getaufte Alien aufnehmen, wenn sie sicher zur Erde zurückkehren möchten...

"Life" orientiert sich an mehreren Filmen, wobei "Alien" als Vorbild natürlich das hervorstechendste ist... da klingt bereits die ganze Grundgeschichte sehr ähnlich und darüber hinaus traut sich Regisseur Daniel Espinosa auch nicht viel, außer während der ersten ruhigen halben Stunde die Figuren solide einzuführen und einige traumhafte Bilder des CGI-Weltraums zu erschaffen. Der Rest ist eine Hetzjagd, die alles andere als originell, im Monsterfilm-Genre sogar altbekannt ist... dafür aber enorm gut unterhält, da Espinosa sein inszenatorisches Handwerk viel zu gut versteht. 
Dass die Geschichte ziemlicher Mumpitz ist und das munter Fähigkeiten entwickelnde ( und immerhin extrem gut animierte) Alien hier bloß deswegen immer wieder frei durch das Schiff schleichen und die Crewmitglieder einen nach dem anderen abmurksen kann, weil sich die Charaktere mehrfach enorm dämlich verhalten und das Schiff einfach eine Fehlfunktion nach der anderen offenbart, fällt natürlich auf und sorgt ab und zu sogar für ein Kopfschütteln, wenn man bemerkt, wie sehr sich die Autoren strecken, um die Gefahrenlage immer wieder anzukurbeln. Dennoch inszeniert Espinosa diese stumpfe Handlung so dermaßen intensiv und spannend, dass man nicht anders kann als sich diesem Horror auszusetzen und sich packen zu lassen. Espinosa nutzt grandiose Plansequenzen, tolle visuelle Effekte und den durchgearbeiteten Einsatz des netten Soundtracks für einige herrlich spannende Szenen, hat sogar einige Überraschungen für das Publikum auf Lager und sorgt gegen Ende glatt noch einmal für eine Wendung, die man so tatsächlich nicht kommen sieht und hält die Zuschauer somit durchgehend bei der Stange. Auch wenn die Mittel, mit denen man die Figuren, die Atmosphäre und besonders das feindliche Alien hier bei Laune hält, sehr durchsichtig sind, so ergeben sie für die Spannung durchaus Sinn. 
Die Schauspieler sind dabei natürlich deutlich unterforderter als in anderen Produktionen, was besonders für Jake Gyllenhaal schade ist, denn der hat hier (Hauptrolle hin oder her) fast gar nichts zu tun außer die altbekannten Heldenphrasen abzustauben. Seine Figur ist womöglich sogar die blasseste des ganzen Filmes, denn außer dass dieser Dr. Jordan schon seit gut anderthalb Jahren im Weltall sitzt, weil er die Erde und die Menschen darauf nicht sonderlich leiden kann, erfahren wir nichts über ihn. Da können sich die anderen Figuren noch etwas mehr etablieren und bleiben besser im Gedächtnis, auch wenn sich die Autoren hierbei doch einiger tumber Klischees bedienen, die man aber gerne verzeiht, wenn man einem wie gehabt sprücheklopfenden Ryan Reynolds und einer sehr präsenten Rebecca Ferguson zusehen darf, wie sie sich alle Mühe geben, die Spannung auch auf Schauspielerebene hochzuhalten. 
Wer hier einen wirklich bösen Weltraum-Horror erwartet, der wird mit der "Alien"-Reihe sicherlich glücklicher sein und muss vielleicht noch auf Mitte Mai warten, wenn der neue Part des Franchises anläuft, denn "Life" hält mit diesen Klassikern niemals mit. Als eine ehrwürdige Verbeugung vor dem Original mit wenigen einigen Ideen, dafür aber einer spannenden Inszenierung ist der Film aber definitiv mal einen Blick wert und sorgt streckenweise für einige grandiose Momente.
Fazit: "Life" ist im Grunde eine "Alien"-Kopie und ruht sich auch auf dessen Vorzügen aus. Es ist weder originell noch irgendwie wertvoll, aber es ist immerhin hochspannend und sehr gut inszeniert, was ja auch schon mal einiges ist.

Note: 3+




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