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Hannibal Rising - Wie alles begann

Die Reihe rund um den berühmtesten Kannibalen der Filmgeschichte hatte mit dem Prequel "Roter Drache" eigentlich ihr zufriedenstellendes Ende gefunden und auch die letzten Fans nach dem schwachen "Hannibal" wieder versöhnt. Aber der Name zieht natürlich weiterhin, deswegen wollten die Macher doch nicht so ganz die Finger von der Kultfigur lassen und präsentierten 2007 ein weiteres Prequel, welches noch weiter zurück ging, bis in die Jugendtage des späteren Serienkillers. Gewartet hatte darauf sicher kaum jemand, dennoch barg diese Idee ein gewisses Potenzial... Potenzial, welches man hier jedoch sträflich ungenutzt gelassen hat.

HANNIBAL RISING


Der junge Hannibal Lecter (Gaspard Ulliel) wird Zeuge, wie seine Eltern und seine kleine Schwester zur Zeit des Zweiten Weltkrieges brutal ums Leben kommen. Jahre später hat sich Lecter nach Frankreich abgesetzt, wo er Rache plant, um diejenigen zu töten, die für das scheußliche Verbrechen verantwortlich sind. Dazu tut sich Lecter mit seiner nach langer Zeit wiedergefundenen Tante Lady Murasaki (Gong Li) zusammen, die ihm bei seinem Rachefeldzug zur Seite steht... und wird schließlich zu einem der gefürchtetsten Killer seiner Zeit.

Man hatte bereits das Schlimmste befürchtet, als man vernahm, dass die "Hannibal"-Reihe nach dem eigentlich doch gar nicht so üblen Abschluss namens "Roter Drache" mit einem weiteren Prequel noch weiter gemolken werden würde. Romanautor Thomas Harris legte dafür seine schützende Hand über das Projekt, lieferte sogar noch einen neuen Roman zum Film ab und dürfte sich daran eine goldene Nase verdient haben, auch wenn "Hannibal Rising" an den Kinokassen letztendlich nicht den gewünschten Erfolg für sich verbuchen konnte. So ist Harris wohl auch der einzige, der mit einem seligen Grinsen aus diesem Projekt hinausging, die Zuschauer jedenfalls taten das nicht und auch ich muss sagen, dass dieser Film einfach ein großer Fehler war, den man dringend hätte vermeiden sollen. 
Dass dieses Prequel niemand gebraucht hat, ist ohnehin klar, doch wenn man schon einen Film macht, den eben wirklich niemand benötigt, dann sollte man es doch wenigstens gut machen. Die kreativen Köpfe hinter "Hannibal Rising", unter ihnen Regisseur Peter Webber, machen es jedoch nicht nur nicht gut, sie machen es schlecht und begehen einen der größten Fehler, den man leider bereits kommen sah, indem sie die grandiose Figur des Hannibal Lecter, in "Das Schweigen der Lämmer" von dem großen Anthony Hopkins noch so herrlich diabolisch und meisterhaft verkörpert, noch weiter entmystifizieren, bis wirklich keinerlei Bedrohung mehr spürbar ist. Um aufzuzeigen, wie aus Lecter ein gnadenloser Killer wurde, greifen sie auf das altbekannte ABC der Psychosen zurück und verleihen dem Kannibalen somit etwaige, irgendwie auch verständliche Gründe... was die legendäre Figur, die zuvor gerade wegen ihren Mysterien und ihrer Unberechenbarkeit so enorm schauerte, leider vollkommen unbedrohlich macht. 
Falsch besetzt ist er indes auch noch, denn der enorm blasse Gaspard Ulliel beschränkt sich hier auf das Ziehen immer gleicher Grimassen, lässt von der intelligenten Ruhe eines Hopkins (gegen den er aber auch natürlich nur verlieren kann) nicht einmal im Entferntesten etwas erahnen und bleibt so als reine Fehlbesetzung in Erinnerung. Weitere größere Namen konnte man ebenfalls nicht finden und so begnügt man sich mit Schauspielern aus der zweiten und dritten Reihe wie Rhys Ifans, Gong Li und Dominic West, die allesamt mit Talent gesegnet sind, dieses hier jedoch nicht wirklich einsetzen (brauchen). Einzig Li sorgt mit ihrem Charakter noch für ein wenig ruhiges, nuanciertes Spiel, der Rest chargiert streckenweise jedoch bis zur Schmerzgrenze, was sich besonders Ifans auf die Kappe schreiben muss. 
Bei solch einfältigen und blass geschriebenen Figuren blieb den Mimen aber streckenweise auch kaum etwas anderes übrig, um diesen irgendwie ansatzweise Farbe zu verleihen, den Zuschauer strengt diese Aufmerksamkeitsschauspielerei aber bald nur noch an. Fügt man dann noch die enorm unkreative Regie hinzu, die kaum einen guten Einfall hat und sogar die Splatter-Szenen, in denen Hannibal zumindest ein, zweimal bereits zubeißt, inszeniert, als wären sie nichts besonderes, kann man angesichts dieser filmischen Halbkatastrophe leider nur noch den Kopf schütteln.
Fazit: Hannibal wird diesmal komplett entmystifiziert und dies in einer blassen, vorhersehbaren und eindimensionalen Rachegeschichte, dass es eine reine Qual ist. Diese Figur hat besseres verdient als ein solch uninspiriertes, nach Geld lechzendes Prequel ohne Herz und Hirn.

Note: 5




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