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Chappie

Regisseur Neill Blomkamp erschuf mit "District 9" und "Elysium" bereits zwei Filme, die bei Kritikern und Zuschauern weitestgehend gut ankamen, die mir persönlich jedoch weniger gefielen. Auf sein neuestes Werk "Chappie" aus dem Jahr 2015 war ich dennoch neugierig und hegte die Hoffnung, dass Blomkamp dieses Mal vielleicht auch mich überzeugen könnte. Doch weit gefehlt: Der Sci-Fi-Actioner ist noch weitaus schlechter als man hätte befürchten können und fährt sein solides Potenzial dabei mit Vollgas gegen die Wand.

CHAPPIE


In der Stadt Johannesburg nimmt die Kriminalitätsrate immer weiter zu, täglich werden über dreihundert Morde und andere extreme Gewaltverbrechen verzeichnet. Um dieser Lage wieder Herr zu werden wird die örtliche Polizei mittlerweile von den "Scouts" unterstützt, kampffähige Roboter, entwickelt von dem jungen Ingenieur Deon Wilson (Dev Patel), denen kaum jemand etwas entgegenzusetzen hat. Wilson jedoch strebt nach mehr und möchte mit Hilfe seiner neuesten Untersuchungen eine künstliche Intelligenz im Körper eines "Scouts" erschaffen. Dies gelingt ihm tatsächlich, jedoch wird er kurz vor der Realisierung seines Herzensprojektes von drei Gangstern entführt, die das Produkt mit dem Namen Chappie für ihre eigenen Zwecke verwenden wollen...

Nach "District 9" verlegt Regisseur Blomkamp erneut den Schauplatz eines seiner Filme nach Johannesburg und erneut erweist sich dies als gar nicht mal so dumme Wahl, ist dieser Ort doch bei all seinen Bandenkriegen und der rauen Landschaft noch immer eine erfrischende Abwechslung zu den blank polierten Großstädten, die wir sonst so oft in Mainstream-Blockbustern zu sehen bekommen. Darüber hinaus lassen sich die positiven Aspekte von "Chappie" aber locker an einer Hand abzählen, als da wären: Eine solide, erste halbe Stunde, die noch Hoffnung macht sowie tolle Spezialeffekte, wobei besonders der per Motion Capturing zum Leben erweckte Titelheld optisch ordentlich Eindruck macht. 
Der Rest des Films ist leider tatsächlich für die Tonne, wobei meine ohnehin nicht sonderlich hohen Erwartungen noch einmal deutlich untergraben wurden. Die ohnehin nicht sonderlich intelligente Geschichte strotzt vor Plotholes und Ungereimtheiten, streckenweise scheinen die überzeichneten und blassen Protagonisten selbst kaum zu wissen, was sie eigentlich wollen und über etliche Längen müssen wir uns bis zu einem optisch starken, dafür aber vollkommen überdrehten und unnötigen Action-Showdown quälen, der viel zu lang dauert und eine einzige, nicht enden wollende Materialschlacht der Marke "Transformers" liefert... nur eben ohne dessen Größe zu erreichen. Zuvor mussten wir einer extrem blassen Geschichte, die stets nur eine hirnrissige Wendung an die nächste klatscht, zuschauen, die es niemals schafft, irgendeine Form der Tiefe zu entwickeln und schwankend zwischen bierernstem Haudrauf und überzogener Klamotte hin und her wechselt. 
Die brutalen Shootouts beißen sich dabei mit dem läppischen, von den beiden YouTube-Stars Yolandi Visser und Watkin Tudor Jones dargebrachten Gangster-Humor, der niemals witzig, sondern durchgehend nur peinlich wirkt. Wenn sich die Hauptfigur, Roboter Chappie, dann den Slang der beiden unerträglichen Möchtegern-Poser kopiert und ebenfalls als aufmuckender Robo-Halbstarker durch Johannesburg schlendert, dann möchte man nur noch den Kopf schütteln angesichts dieser enorm miesen Idee, bei welcher nicht ein einziger brauchbarer Gag herumkommt. 
Die Schauspieler wirken indes vollkommen unterfordert, was insbesondere für einen seltsam überdrehten Dev Patel, der Jahre zuvor in "Slumdog Millionär" noch glänzte, als auch für Sigourney Weaver gilt, die hier spielt, als würde sie bloß auf ihren fetten Gehaltsscheck warten. Den Vogel abschießen tut jedoch Hugh Jackman als überzogener Antagonist: Jackman konnte bereits in verschiedensten Rollen voll und ganz überzeugen, was er hier als schlecht gelaunter Soldat, der eifersüchtig auf den tüchtigen Ingenieur ist, darbietet, ist so peinlich und schwach, dass man sich nur fragen kann, was den "Wolverine"-Darsteller bloß zu einer Zusage für ein solches Projekt trieb. Die banale Geschichte spielt ihm dabei aber auch nicht in die Karten und lässt seinen Charakter zu einer reinen Witzfigur verkommen, die nie bedrohlich wirkt... und somit von Jackman auch überspitzt dargestellt wird, was nur unfreiwillig komisch wirkt.
Fazit: "Chappie" ist eine Bauchlandung der besonderen Art, bei welcher weder die überzogene Geschichte, der dümmliche Humor oder die banalen Charaktere überzeugen. Optisch gefällt das Ganze zwar, es ist aber auch so dumm, dass selbst niedrige Erwartungen noch klar enttäuscht werden.

Note: 5+






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