Zwanzig Mal wurde Meryl Streep bereits für einen Oscar nominiert und ist damit die absolute Rekordhalterin. Zuletzt wurde sie dieses Jahr für die begehrte Trophäe in Betracht gezogen und die Filme, für welche sie diesen Preis stets bekommen sollte (dreimal hat es immerhin bereits geklappt) kann man mittlerweile natürlich längst nicht mehr an einer Hand abzählen. Einer der vielen ist der 2009 in Deutschland erschienene und insgesamt fünffach oscarnominierte "Glaubensfrage", welcher sich mit einem Skandal in der Kirche auseinandersetzt...
GLAUBENSFRAGE
New York, 1964: Schwester Aloysius Beauvier (Meryl Streep) leitet die katholische Privatschule St. Nicholas streng und mit klaren Regeln und Grundsätzen... so klar, dass viele der Kinder sie bereits fürchten. Als Aloysius von der jüngeren Schwester Marie James (Amy Adams) um einen Verdacht erfährt, der sich um den freundlichen, den Kindern viel Zeit aufopfernden Pater Brendan Flynn (Philip Seymour Hoffman) dreht, wird sie hellhörig und verdächtigt diesen schon bald darauf, sich an einem der Kinder zu vergehen. Beweise gibt es jedoch keine und auch Flynn selbst streitet alles ab, weswegen sich Aloysius nur noch auf ihre Gewissheit verlassen kann und sie ist überzeugt, dass diese sie nicht trügt...
"Glaubensfrage" basiert auf einem mehrfach preisgekränten Vier-Personen-Theaterstück, welches von Kritikern schier umjubelt wurde. Der Autor des Originalstückes, John Patrick Shanley, führte auch bei der Verfilmung Regie, was ihm laut eigenen Aussagen einiges an Nerven kostete, denn eine für die Bühne konzipierte Geschichte in Filmform zu bringen, ist schließlich keine einfache Aufgabe. Das merkt man der etwas steifen und einfallslosen Inszenierung Shanleys streckenweise durchaus an, der oftmals nicht wirklich zu wissen scheint, wie er gewisse Szenen bildhaft ansprechend darstellen soll und dabei arg ideenfrei agiert. Der interessanten und durchaus spannenden Geschichte tut dies zwar keinen Abbruch, dennoch machen sich durch die sehr kühlen Bilder, die schwach abgefilmt und nicht sonderlich innovativ oder packend anmuten, dennoch ab und zu Langeweile breit.
Die grandios geschriebenen Dialoge fegen diese dafür immer wieder hinfort, denn wenn sich die vier prominenten Hauptdarsteller hier die Textzeilen um die Ohren hauen, ist man tatsächlich gebannt. Besonders die Dialoge zwischen Streeps Schwester Aloysius Beauvier und dem im Zentrum des Skandals stehenden, von Philip Seymour Hoffman gespielten Pater Brendan Flynn haben so dermaßen viel Schwung und Intensität, dass man den Blick kaum abwenden kann, immerhin sind dies jedoch auch die beiden schillerndsten Figuren, wobei Streep und Hoffman wie erwartet mehr als glänzen. Auch Viola Davis reißt die Zuschauer in einer herzzerreißenden Szene schier mit sich und wurde, obwohl sie tatsächlich nur in dieser einen Szene auftritt, glatt für einen Oscar nominiert... was jedoch vollkommen verdient ist. Etwas unverständlich mutet hier nur die Nominierung einer Amy Adams an. Diese spielt zwar wie gewohnt auf extrem hohem Niveau, wird gerade aufgrund ihres hier doch zu arg naiv dargestellten Charakters von ihren Kollegen locker übertrumpft, was doch sehr auffällt.
Darüber hinaus kann die eigentliche Geschichte, die "Glaubensfrage" hier erzählt, nur bedingt überzeugen. Durch die blasse Bildsprache noch unterstützt entfacht sich hier ein Dialogwerk, welches mit der Dichte seiner Story nicht immer ganz umzugehen weiß. Den schweren Skandal, der auch heute noch eine unangenehme Aktualität mit sich ziehen würde, nutzt man eher für einen wortgewandten Kampf zwischen der extrem gläubigen Schwester Aloysius und deren "Widersacher" Flynn, der moderner und zeitgemäßer eingestellt ist. Themen wie Kindesmissbrauch und die Frage, wie weit ein sich kümmernder Erwachsener gehen darf, wenn er sich einem Kind tröstend nähert, werden angefasst, letztlich aber nur für einen Dialogkampf der Giganten genutzt, was doch ein wenig schade ist. Bedenkt man nun, dass ansonsten eben auch nicht viel passiert, die Figuren sich zu kleinlich entwickeln und ab und zu sogar mit unangenehmen Klischees gespielt wird, bleibt irgendwie dennoch ein fader Beigeschmack.
Fazit: Herrausragend gespielt und mit intensiven Dialogen geschmückt, nutzt die Story ihr intensives Potenzial "nur" für den Machtkampf zweier Parteien und lässt andere, wichtige Thematiken dabei ungenutzt, was angesichts dieses Themas tatsächlich überraschend ist.
Note: 3
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