Bis heute ist "Das Schweigen der Lämmer" der dritte und auch letzte Film, der sämtliche Oscars in den fünf Hauptkategorien abräumen konnte. Das wäre ja eigentlich schon beeindruckend genug, dass genau dieser Rekord jedoch auch noch einem Film gegönnt war, der sich im Genre des Psycho-Thrillers aufheilt (womit die Academy normalerweise ja nicht allzu viel anfangen kann), das war dann tatsächlich erstaunlich. Ob der Film nun wirklich der beste des Jahres 1991 war, darüber lässt sich sicherlich streiten, dass es auch heute noch ein beeindruckendes und hochspannendes Werk ist, das ist jedoch unbestreitbar.
DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER
FBI-Anwärterin Clarice Starling (Jodie Foster) wird mit einem neuen, recht heiklen Auftrag geködert. Um die Jagd auf den gefährlichen, bereits fünf Opfer getöteten Serienkiller "Buffalo Bill" zu beschleunigen, soll Starling den Psychopathen Doktor Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) in seiner Hochsicherheitszelle verhören und ihn bitten, ein psychologisches Profil des Gesuchten zu erstellen. Lecter, der wegen Kannibalismus und Mordes in etlichen Fällen weggesperrt wurde und als hochgradig gefährlich gilt, bietet seine Hilfe für die Gegenleistung einer neuen Unterbringung an. Als Starling dem zustimmt, muss sie den Serienmörder in ihren Kopf lassen, um die Informationen zu erhalten, die sie unbedingt braucht...
"Das Schweigen der Lämmer" ist ein hervorragender Thriller, der seinen Klassiker-Status bis heute absolut zurecht hält und im Grunde von jedem gesehen werden muss, der sich in dem Genre auskennen möchte, krempelte er dieses doch im Jahr 1991 auf überraschende Weise um. Dabei sind die meisten Zutaten in diesem Film doch altbekannt: Das FBI jagt einen widerlichen, gestörten Serienkiller, dessen neuestem, gefangengehaltenen Opfer langsam die Zeit abläuft. Dabei muss sich eine beim FBI noch recht frisch eingestiegene Agentin behaupten, für die dabei auch noch ihr Job und ihre Anerkennung auf dem Spiel stehen könnte.
Regisseur Jonathan Demme inszeniert diese Geschichte, sehr nah an dem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1988, mit Wucht und einer punktgenauen, schaudernden Atmosphäre, er nimmt sich Zeit, um seine Figuren zu charakterisieren, hat sogar noch einige Minuten übrig, um rund um die Protagonistin ein interessantes Bild der Probleme zu entwerfen, mit denen sie in ihrem Job, in dem fast nur Männer arbeiten, konfrontiert wird, was das Bild einer starken Frauenfigur ermöglicht. Der starke Soundtrack von "Der Herr der Ringe"-Komponist Howard Shore sowie eine gute Kameraführung runden den sehr positiven Gesamteindruck ab... wirklich originell ist dies bis zu diesem Zeitpunkt aber selten.
"Das Schweigen der Lämmer" gewinnt jedoch ordentlich an Fahrt sobald Hannibal Lecter auftritt und sich der Thriller in ein packendes Psycho-Duell zweier Schauspieler verwandelt, die vielleicht nie wieder so grandios waren wie in diesem Film. Natürlich beherrscht Anthony Hopkins in seinen im Grunde gar nicht mal so vielen Szenen den ganzen Film, er erschuf eine absolute Kultfigur, die bis heute einen hohen Status unter Horror- und Thriller-Fans genießt, einen der beliebtesten und kultigsten Serienkiller der Filmgeschichte, der nicht einfach nur ein hirnloser Mörder, sondern viel mehr ein sehr intelligenter, analytischer, aber auch extrem gestörter Mensch ist. Hopkins verleiht dem Charakter durch seine elektrisierende Ausstrahlung und seine enorme Präsenz eine Seele, er verschwindet glatt hinter der Rolle und die Szenen, in denen er sich auf einige wunderbare Wortduelle mit der von Jodie Foster brillant und stark gespielten Clarice Starling einlässt, gehören zu den Highlights des ganzen Genres. Hopkins und Foster könnten den Film quasi im Alleingang tragen, sodass namhafte Nebendarsteller wie Scott Glenn oder Ted Levine als echter Antagonist im Grunde wenig zu melden haben... doch das ist schon okay, zu sehr überladen will man den knapp zweistündigen, mit einem hohen Tempo augestatteten Thriller natürlich nicht.
Möchte man tatsächlich etwas an "Das Schweigen der Lämmer" kritisieren, dann sollte man einen genaueren Blick auf den Showdown werfen. Dieser ist an und für sich hochspannend und brillant inszeniert, der Weg dorthin wirkt jedoch arg konstruiert und Regisseur Demme leistet sich dabei einige falsche Fährten, die viel zu offensichtlich sind und trägt dabei manches Mal doch etwas zu dick auf. Dies, sowie einige minimale Längen im letzten Drittel, fällt zwar auf, kann das Vergnügen angesichts dieser enorm spannenden und intelligenten Unterhaltung aber dennoch kaum trüben.
Fazit: Grandioses Psycho-Duell mit zwei Top-Stars in absoluter Hochform, welches bis heute Kultstatus genießt. Hopkins und Foster beherrschen einen atmosphärisch dichten Thriller, der auch heute noch hochspannend und intensiv ist.
Note: 2
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