Der Horrorfilm hat eine lange, nervenaufreibende Geschichte hinter sich. Heutzutage sind wir bereits bei weitestgehend blutigen Slashern und "Folterpornos" angekommen, nur noch wenige Regisseure trauen sich, einen altmodischen, dafür aber umso nervenzehrenderen Schocker zu inszenieren, bei dem vergleichsweise wenig Blut spritzt. Bevor James Wan mit seinen "Conjuring"-Filmen zeigte, wie so etwas richtig funktioniert, gab es auch zwischendurch immer wieder verschiedene Streifen, die sich auf die klassischen Horror-Traditionen verließen. Einer davon war der 2001 in den USA erschienene "The Others"...
THE OTHERS
1945: Grace Stewart (Nicole Kidman) bewohnt mit ihren beiden Kindern Anne (Alakina Mann) und Nicholas (James Stewart) ein prunkvolles, jedoch heruntergekommenes Landhaus auf der Insel Jersey. Dort wartet sie auf die Rückkehr ihres Mannes Charles (Christopher Eccleston) aus dem Krieg, von welchem sie jedoch noch keine Nachricht bekommen hat. Grace versucht das Haus gemeinsam mit der neuen Bediensteten Bertha Mills (Fionnula Flanagan) auf Vordermann zu bringen und die kranken Kinder zu erziehen. Als in dem Haus jedoch merkwürdige Dinge geschehen und die ältere Tochter beginnt, andere Menschen zu sehen, bekommt es Grace mit der Angst zu tun...
Regisseur Alejandro Amenabar verlässt sich bei "The Others" besonders auf eine erdrückende Atmosphäre. Diese ist, angesichts dieses schaurigen, von Nebel umringten und einsam dastehenden Hauses und der starken Ausstattung zwar ohnehin schon da, dennoch gelingt es ihm, dem Zuschauer durch aussagekräftige Bilder und einem passenden Soundtrack immer wieder einen Schauer über den Rücken zu jagen. Durch eine langsame Erzählweise, die dabei aber auch nicht vor dem ein oder anderen Hänger gefeit ist, entsteht eine hübsche Gruselstimmung, die nicht durch laute Schockeffekte, sondern durch kleine Details entsteht. Ein Seufzen, eine knarrende Tür, ein sich bewegender Vorhang. Diese kleinen Dinge haben dabei oftmals mehr Wirkung als der xte Schockeffekt, der gerade im heutigen Horrorkino keinerlei Wirkung mehr zeigen möchte.
Darüber hinaus bietet "The Others" gerade aus heutiger Sicht (der Film hat immerhin schon über fünfzehn Jahre auf dem Buckel) doch recht wenig, was ihn wirklich besonders macht. Die Geschichte verläuft über weite Strecken ziemlich vorhersehbar, hat gerade im Mittelteil einige erhebliche Tempo-Probleme vorzuweisen und selbst die schlussendliche Auflösung, auf die der Film über seine gesamten 105 Minuten zuläuft, stellt sich letztendlich als eher lau heraus. Da wechseln sich Längen mit einigen seltsamen, streckenweise unsinnigen Plotholes ab und machen den Film schließlich nicht zu einem uneingeschränkten Sehvergnügen, eher sogar zu einer überraschenden Enttäuschung, wenn man sich zuvor von den fast durchgehend guten Kritiken hat blenden lassen.
Nicole Kidman wurde für ihre Darstellung als überängstliche Mutter Grace Stewart glatt für einen Golden Globe nominiert und auch dies muss als Übertreibung angesehen werden. Kidman spielt sicherlich gut, streckenweise wäre aber auch hier weniger mehr gewesen, denn gerade im letzten Drittel übertreibt sie es mit ihren geschockten Gesichtsausdrücken und dem ängstlichen Mundaufreißen dann doch etwas. Die beiden Kinderdarsteller James Stewart und Alakina Mann stehlen Kidman dabei ebenso wie die auch hier bereits ziemlich unheimlich auftretende Fionnula Flanagan, die ich noch aus besten "Lost"-Zeiten als mysteriöse, alte Dame kenne, dann doch recht eindeutig die Schau, besonders wenn es um nuanciertes und glaubhaftes Spiel geht. Letzten Endes ist "The Others" alles andere als eine Gurke, dafür ist die Atmosphäre zu gelungen, dennoch hätte man sich gerade in Sachen Storytelling doch etwas mehr gewünscht als altbekannte Handlungsstränge, die sogar zu einem eher mauen Ende führen.
Fazit: Atmosphärisch dichtes Grusel-Kino, weitestgehend gut gefilmt und inszeniert. Die eher laue Geschichte sorgt jedoch für einige Längen und lässt Originalität und Spannung immer wieder vermissen.
Note: 3-
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