Direkt zum Hauptbereich

Die Schöne und das Biest (2017)

Mit den Real-Neuverfilmungen seiner berühmtesten Zeichentrickklassiker ist Disney bislang mehr als gut gefahren. Meisterwerke waren "Cinderella", "The Jungle Book" und Co. in diesem neuen Gewand alle nicht, aber immerhin nette Unterhaltung, was sich an den Kinokassen enorm wiederspiegelte, besonders das neue "Dschungelbuch" nahm ordentlich Zaster ein. Grund genug, um mit weiteren Neuverfilmungen um die Ecke kommen. Als nächstes war also "Die Schöne und das Biest" an der Reihe, einer der wohl besten Zeichentrickfilme, die Disney je hervorgebracht hat... und die Erwartungen waren nicht gerade klein.

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST


Die junge Belle (Emma Watson) lebt in Frankreich und auch in ihrer ganz eigenen Welt, gilt bei den Dorfbewohnern als eigenbrötlerisch und seltsam. Als ihr Vater Maurice (Kevin Kline) während eines Ausfluges in den Wald auf ein Schloss stößt und dort von einem Biest (Dan Stevens) geschnappt wird, rettet Belle ihn und nimmt seinen Platz als Gefangene ein. Dabei erfährt sie, dass das Biest und auch die gesamte in Möbelstücke verwandelte Belegschaft des Schlosses mit einem Fluch belegt wurden, der nur von der wahren Liebe gebrochen werden kann... und die Bediensteten vermuten, dass Belle für diese Liebe die richtige sein könnte.

Die Disney-Neuverfilmung von "Die Schöne und das Biest" ist ein zweischneidiges Schwert geworden. Der Film bietet etliche tolle Aspekte, die neben Licht aber auch stets Schatten mit sich bringen. Nun war es eigentlich klar, dass die hohen Erwartungen nach den fantastischen Trailern, der strahlenden Besetzung und nicht zuletzt der Erinnerung an das großartige Disney-Original wohl doch eher enttäuscht als gehalten werden würden. Geht man danach, kann man mit dem Endergebnis noch immer zufrieden sein, denn der Film unterhält sehr gut... geht man allerdings dorthin, wie gut das Werk eigentlich hätte werden können, kommt man nicht umhin, einiges zu kritisieren. 
So fällt schon extrem auf, dass man sich nur sehr wenige Freiheiten genommen und sich anstatt dessen sehr stark an der Disney-Zeichentrick-Vorlage orientiert hat, bekannte Szenen oftmals sogar mit gleichen Kamerafahrten, absolut identischen Dialogen, Gags und optischen Details ausstattet. Manch einer mag dies als unoriginell abtun und irgendwie ist es das sicherlich auch, denn wir kennen das Ganze immerhin schon aus der weitaus besser gelungenen Fassung aus dem Jahr 1991. Zwar wurden auch hier einige neue Szenen hinzugefügt, weswegen die Neufassung nun auch über eine halbe Stunde länger ausfällt, wirklich bereichern tun sie das Erlebnis aber nicht, sie bremsen es sogar ab und zu. Denn durch das gemächliche Tempo, wobei die bereits bekannten Szenen auch immer mal wieder merklich gestreckt werden, macht sich zwischendurch glatt etwas Langeweile breit und während den stattlichen 130 Minuten kommt es dann immer wieder zu einigen Hängern. 
Diese werden immer wieder von wunderbaren Zwischen-Highlights unterbrochen, so richtig zünden wollen diese aber nicht alle. So wirkt der Fan-Favorit-Song "Sei hier Gast" in seiner gewohnt bunten Variante innerhalb eines Realfilms tatsächlich etwas seltsam, wohingegen die anderen bekannten Songs jedoch in wohliger Pomposität und auch mal in Witz und Charme daherkommen und auch mal mit absolut grandiosen Choreos aufwarten (besonders "Bonjour" und "Gaston" profitieren davon und sorgen streckenweise glatt für Gänsehaut). Solcherlei Szenen hat "Die Schöne und das Biest" immer wieder zu bieten und transportiert die märchenhafte Atmosphäre dabei streckenweise mehr als ordentlich. 
Als schwierig gestaltet sich dabei die visuelle Umsetzung: Diese ist in den meisten Bereichen sehr gut gelungen, dennoch haben sich einige Fehler eingeschlichen und gerade das Biest wirkt nicht in allen Bereichen passend animiert. Das kann man von der Dienerschaft des Schlosses nicht behaupten, denn diese erstrahlen in neuem Glanz, was ein wenig Gewöhnzeit braucht, anschließend aber für sehr viel Spaß sorgt. Glänzen tun indes auch die Schauspieler: Dass Emma Watson als Belle eine Idealbesetzung sein würde war eigentlich klar und dementsprechend gut schlägt sie sich hier auch. Luke Evans macht als Gaston ebenfalls eine gute Figur, neben ihm trumpft Josh Gad als zwischen den Fronten stehender LeFou aber noch mehr auf. Und auch Kevin Kline stellt sich nach anfänglichen Zweifeln als starke, in dieser Version auch weitaus mehr im Fokus stehende Besetzung von Belles Vater heraus.
Fazit: Wer den Zeichentrickfilm kennt, der braucht diese Variante gerade wegen einiger Längen und Unstimmigkeiten nicht unbedingt. Dennoch funktioniert die bekannte Geschichte auch als reale Version mit charmanten Darstellern und tollen Musikeinlagen ziemlich gut.

Note: 3


Kommentare

  1. Ich hab' ihn am Sonntag gesehen.
    Emma Watson war bezaubernd. Das Biest war auch in Ordnung. Den schwulen LeFou fand ich witzig und Gaston war auch sehr überzeugend arrogant. Viele Details aus dem alten Disney-Comic wurden übernommen, litten aber etwas unter der 3D-Animation. Es ist einfach immer noch so ... mit Kleidung haben sie irgendwie nach wie vor Probleme. Oder als Belle in ihr Zimmer kommt, wird ein 360°-View gezeigt, bei dem man NICHTS sieht, weil alles schlichtweg verschwommen ist. Wenn die Kamera sich schnell rein- oder rauszoomt wirken viele Objekte einfach nur schlecht gerendert.
    Das hat mir den Film jetzt schon etwas madig gemacht. Gut, bin selber schuld: ich dachte, den schauen wir mal in 3D.
    Und am Ende steht dann da wieder so ein farbloser Prinz da, mit dem man irgendwie nichts anfangen kann. Finde das bei so Geschichten immer schwierig. Man gewöhnt sich an diese Monster und Biester und gewinnt die auch irgendwie lieb, und dann stehen da auf einmal so Waschlappen vor den Heldinnen/Prinzessinnen.
    LG, Tina

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se