Wenn diejenigen, die im Licht stehen und somit klar die Guten sind, plötzlich schlechte Dinge tun, dann haben wir wirklich ein Problem. Etliche filme wurden bereits über die enorm spannende Thematik gemacht, die erzählt, was passiert, wenn Cops, die ein Versprechen gegeben haben, plötzlich die Seiten wechseln, wenn sie bestechlich und korrupt werden... und dabei sind sogar schon einige Meisterwerke entstanden. "Cop Land" aus dem Jahr 1997 gehört aber leider nicht dazu, denn der müde Thriller von James Mangold schafft es niemals, wirklich eindrückliche Spannung zu entwickeln.
COP LAND
Garrison, im Bundesstaat New Jersey: Die Polizei ist in Aufruhr als der Polizist Babitch (Michael Rapaport) nach einem Verkehrsunfall von einer Brücke springt und sich somit offenbar das Leben nimmt, was von mehreren Zeugen beobachtet wird. Lieutnant Moe Tilden (Robert De Niro) riecht dahinter jedoch einen Schachzug und forscht nach, wobei er auch dem korrupten Polizisten Ray Donlan (Harvey Keitel), Babitchs Onkel, auf die Schliche kommt. Um in dem Fall mehr herauszufinden, sucht Tilden den Sheriff Freddy Heflin (Sylvester Stallone) auf, der es nicht zum richtigen Cop brachte, jedoch den Umgang in der Stadt kennt...
Eigentlich war dieser Film doch eine sichere Sache. Die Story klang mehr als vielversprechend und ein guter Cop-Thriller ist seine Zeit und sein Geld doch immer wert. Geschmückt mit einer starken, namhaften Besetzung musste dabei doch ein mindestens guter Film herauskommen. Leider wurde das Projekt dann aber doch ziemlich deutlich in den Sand gesetzt, generell muss man schon beinahe geschockt sein, wie sehr das Potenzial, welches in "Cop Land" schlummerte, hier vergeudete, denn tatsächlich stimmt bei diesem Film nur sehr wenig.
"Logan"-Regisseur James Mangold verpasst es, dem Film irgendwie einen eigenen Stempel aufzudrücken, weswegen seine Inszenierung durchgehend kühl und unoriginell bleibt, er einzelnen Szenarien keine Atmosphäre verpassen kann. Viele Sequenzen hätten das Potenzial für intensive Spannung gehabt, leider weiß Mangold aber offensichtlich nicht, wie er es nutzen soll und so verkümmern diese Szenen in Ahnungslosigkeit. Wie man solch eine Thematik ansprechend umsetzt, zeigten später unter anderem immerhin Martin Scorsese mit seinem Thriller-Meisterwerk "Departed - Unter Feinden" und auch die ebenfalls nicht immer wirklich glanzvolle, dafür aber hervorragend inszenierte Crime-Serie "Bosch".
Auch die Geschichte, die ebenfalls Mangold schrieb, weiß nicht zu überzeugen. Klingt sie auf dem Papier noch interessant, zeigt sich im Film jedoch schon früh, dass sie kaum filmtauglich ist... oder hier eben einfach falsch angepackt wurde. Das Skript wimmelt vor viel zu vielen Charakteren, taucht in wenig spannende Subplots ein und zieht seinen Hauptstrang dafür enorm wirr und zäh durch. Mit einer Ruhe und dabei jedoch auch einer überraschenden Zahnlosigkeit schleppt sich "Cop Land" somit durch hundert müde Minuten, in denen sehr wenig erzählt, dafür aber extrem viel gefüllt wird. Die Figuren bleiben dabei an der Oberfläche und auch in das intrigante Netz aus korrupten Cops und Zusammenarbeiten mit der Mafia macht man nichts Tieferes, sodass die Spannung schon früh auf der Strecke bleibt. Der Action-Showdown wirkt dabei auch bloß noch wie ein pflichtschuldiges Abhaken, um dem geneigten Shooutout-Fan zumindest noch ein paar in Zeitlupe fliegende Kugeln zu bieten.
Die Besetzung eines Sylvester Stallone in der Hauptrolle zündet ebenfalls nicht, denn sein Versuch, nach all den Action-Rollen mit diesem Part ins Charakterfach zu wechseln, ging böse nach hinten los. Von seinen versierteren und wesentlich wandlungsfähigeren Kollegen wird er mehrfach an die Wand gespielt, sodass Stallone hier gelinde gesagt blass bleibt, während Robert De Niro, Harvey Keitel und Ray Liotta hier solide Leistungen genügen, um dennoch zu überzeugen. Dass James Mangold seine namhafte Besetzung aber kaum ausnutzen möchte zeigt sich schließlich darin, dass er viele von ihnen vergeudet. So bleibt der große Frank Vincent hier vollkommen unterfordert, "King of Queens"-Star Victor Williams darf nicht einmal einen geraden Satz sagen und bekannte Namen wie Peter Berg und Noah Williams kommen in der Summe auch nur auf wenige Szenen, was durchaus schade ist.
Fazit: Müder Thriller, dessen kühle Inszenierung niemals wirklich fesselt und dessen wirre Geschichte in Subplots verschachtelt wird. Die namhafte Besetzung müht sich dabei redlich, kann aus den blassen Figuren aber dennoch zu wenig herausholen.
Note: 4-
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