Für die meisten Kinofans dürfte Chris Evans wohl auf immer und ewig Captain America sein und das die Rolle des unkaputtbaren Superhelden, der seit einigen Jahren Seite an Seite mit seinen "Avengers"-Kollegen Iron Man, Thor und Co. kämpft wohl auch die Rolle seines Lebens ist, das dürfte spätestens seit dem Übererfolg von "Civil War" im letzten Jahr kaum jemand mehr anzweifeln. Dass Evans auch immer noch andere Parts in kleineren Filmen übernimmt, geht daneben beinahe unter. So lief der nette, romantische "Before We Go" hier in Deutschland nicht mal in den Kinos, was eigentlich schade ist...
BEFORE WE GO
Als Brooke Dalton (Alice Eve) während der Durchreise nach New York an der Central Station ihre Handtasche verliert, lernt sie den mittellosen Musiker Nick Vaughan (Chris Evans) kennen, der ihr seine Hilfe anbietet. All seine Ideen scheitern jedoch, weswegen Brooke ohne Geld und mit einem kaputten Handy über Nacht in New York zu einer Zeit, in der keine Züge mehr fahren, festsitzt. So verbringt sie diese gemeinsam mit Nick in der Hauptstadt, was sich von einem Abenteuer zu einem Flirtz und schließlich zu einer neuen Liebe entwickelt...
Chris Evans legt mit "Before We Go" seine erste Regiearbeit vor, womit er bei Kritikern nicht unbedingt auf offene Ohren stieß. Diese zerrissen den Film nämlich weitestgehend wegen seiner eher formelhaften und mit Klischees bestückten Handlung und generell muss man ihnen dabei über weite Strecken auch Recht geben, denn das Drehbuch, welchem sich Evans hier angenommen hat, hätte manch eine Überarbeitung sicher noch mal gut getan.
Dabei beginnt das Werk gar nicht mal so übel: Die erste Begegnung zwischen Brooke und Nick hat Charme und wie sich beide angesichts der ärgerlichen Notlage zusammenraufen, sich dabei mögen lernen und auch mal dem ein oder anderen Problem trotzen, das ist tatsächlich niedlich und schön inszeniert, auch wenn man sich hier natürlich am altbekannten ABC der RomCom entlanghangelt und Überraschungen dementsprechend ausbleiben. Spaß macht das Ganze dennoch, auf Romantik-Ebene hat "Before We Go" ebenfalls einiges zu bieten, ohne zu schmalzig zu werden und auch die beiden Hauptdarsteller machen einen mehr als soliden Job.
Leider gleitet der Film mit fortschreitendem Verlauf dann doch immer mehr in Kitsch ab. Die beiden Hauptfiguren tauschen recht schwüsltige Dialoge aus, die auch mit viel gutem Willen nicht mehr realitätsnah klingen, das Drehbuch streckt diese Szenarien stets müde aus und übersieht dabei sogar manch guten Einfall. So hätte aus der plötzlichen Gesangsnummer im ersten Drittel eine herausragende Szene werden können, leider entwickeln die Macher aber auch diese zu einem tumben Klischee, was dabei nicht einmal ansatzweise so unterhaltsam ist wie das, was eigentlich möglich gewesen wäre. Schließlich driftet man dann soweit ins Liebes-Drama ab, dass die weitaus lockerere und charmantere erste Hälfte tatsächlich so wirkt, als stamme sie aus einem ganz anderen Film.
Die Protagonisten hauen sich gegenseitig ihre schweren Geschichten um die Ohren, wobei sie immer wieder als Gutmenschen hervorstechen, was ihnen auch den letzten Rest Glaubwürdigkeit raubt. So perfekt und nett möchte man sich ein Liebespaar dann doch nicht vorstellen, denn sie bleiben in ihren Klischee-Schubladen stecken und sobald diese beiden anfangs noch sehr sympathischen Charaktere beginnen zu langweilen steckt auch "Before We Go" als ganzes Werk in einer kleinen Krise. Die Schuld von "Star Trek"-Star Alice Eve ist das indes nicht, denn die spielt charmant und mit viel Ausstrahlung, kann gegen das halbgare Drehbuch aber kaum bestehen. Gleiches gilt für einen etwas zu glatten Chris Evans, der sicherlich einiges an Präsenz mitbringt, innerhalb der Klischee-Grenzen seiner Figur aber dennoch gefangen bleibt.
Fazit: "Before We Go" beginnt charmant und witzig, verläuft sich anschließend jedoch in naivem Kitsch mit schwülstigen Dialogen und Klischee-Figuren. Das Drehbuch verläuft so schematisch, dass ich schließlich das Interesse verlor und den Film nur noch ausdümpeln ließ.
Note: 4+
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