Über die Filme von Til Schweiger darf man sicherlich denken, was man möchte, aber eines kann man nicht wegdiskutieren: Er lockt die deutschen Massen immer und immer wieder in die Kinos. Woran das liegt, das kann ich selbst kaum beantworten, denn nach dem ersten, noch recht sympathischen "Keinohrhasen" kamen mit jedem neuen Werk eigentlich bloß noch Wellen an Kitsch, Musikvideo-Inszenierung und schwachen Geschichten. Da ist "Kokowääh" nicht viel anders und hebt insbesondere neben dem sich hier mal wieder selbst präsentierenden Til auch dessen Tochter Emma zum ersten Mal in einer Hauptrolle hinauf auf deutsche Filmpodeste...
KOKOWÄÄH
Drehbuchautor Henry (Til Schweiger) wartet auf den nächsten, großen Job und genießt indessen sein Single-Leben, hüpft von Frau zu Frau, raucht und trinkt. Dieses ziellose Leben hat jedoch ein Ende, als eines Tages die achtjährige Magdalena (Emma Schweiger) vor seiner Tür steht und einen Brief von Henrys Ex-Freundin Charlotte (Meret Becker) dabei hat, welche Magdalena als Henrys leibliche Tochter bezeichnet. Henry soll sich um sie kümmern, während Charlotte wegen eines schwierigen Rechtsprozesses nach New York fliegen muss. Doch Henry ist mit der neuen Situation vollkommen überfordert...
Wieso Til Schweigers unglaublich einfallslose und bemühte Komödien in den deutschen Kinos noch immer solch riesige Erfolge feiern, das ist irgendwie ein Rätsel unserer Zeit. Vielleicht wollen die Zuschauer einfach flüchten in diese rosarote Welt und dagegen ist auch erst einmal nichts auszusetzen. Dennoch gibt es doch so viele andere Filme, die dies besser transportieren, denn Schweiger gibt sich hier einfach mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner zufrieden und hat darüber hinaus einfach nur sehr wenig zu erzählen, verkauft sein Publikum sogar auch glatt mal für dumm.
Die ganze Geschichte rund um "Kokowääh" ist vollkommen unglaubwürdig und steckt voller seltsamer Plotholes, ganz besonders die beiden Grundkonflikte liegern fernab jeder Logik. Da wird die eigene Tochter einfach mal bei einem Mann abgeladen, den die Mutter seit acht Jahren nicht gesehen hat, ohne zu kontrollieren, ob dieses Umfeld überhaupt für ein achtjähriges Mädchen geeignet ist... Elternsorgfalt sieht wohl anders aus. Und auch die Geheimniskrämerei, die Hauptprotagonist Henry betreibt, um diese Tochter vor seiner jetzigen Flamme Katharina geheimzuhalten, wird so aufgebauscht und ist dementsprechend auch noch so unnötig (bitte, einige weniger eklärende Worte innerhalb von zwei Minuten gleich zu Beginn hätten sicherlich alles sofort bereinigt), dass man nur den Kopf schütteln kann, mit welch einem Gepinsel Schweiger seine zähe Familienkomödie hier auf über zwei Stunden Laufzeit strecken möchte.
Dazu packt er natürlich seine üblichen Stilmittel und lässt gefühlt alle fünf Minuten eine neue Collage aus Zeitlupen auf den Zuschauer los, in welchen sich die Charaktere mit Essen bewerfen, lachen, schubsen, herumtollen und seltsame Blicke austauschen, natürlich unterlegt mit den schmalzigsten Popsongs, welche Deutschland 2011 gerade so zu bieten hatte, um auch ja noch die letzte Kitschstufe zu erfüllen. Mit einer solchen, sowie einem Best Of aus Emma Schweigers "niedlichsten" Blicken wird der Zuschauer dann auch in den Abspann entlassen und fühlt sich so zuckrig und unwohl zugleich, dass dies schon eine echte Leistung ist.
Dabei präsentiert ein gewohnt blasser Til Schweiger, der die guten Gags in seinem maroden Skript gleich so oft übersieht, dass insgesamt kaum mehr als zwei bis drei Lacher herumkommen, seine Tochter als neuen Filmstar und zumindest muss man der kleinen Emma zugute halten, dass sie einen gewissen Charme mitbringt und auch irgendwie "zum Knuddeln" ist. Dass ein solcher Charme eben aber auch über das unverständliche Nuscheln und langgezogene Wörter hinausgehen sollte, das sollte sie noch lernen, wenn sie irgendwann ihren schauspielerisch ja arg limitierten Vater in Sachen Talent übertreffen möchte. Neben den beiden fallen gestandenere Mimen wie Jasmin Gerat, Meret Becker und Samuel Finzi immerhin deutlich positiver auf, auch wenn sie gegen das schwache Drehbuch nie bestehen können. Letzten Endes ist das Ganze ein ungemein kitschiger und rosiger Ausblick auf einen großen Konflikt, der niemals so herzlich und locker ausgehen könnte, der nichts mit der Realität zu tun hat... und manchmal gerade daraus, aus dieser unverschämten Naivität, einen gewissen Charme bezieht. Mit Filmkunst hat das dann aber wirklich nichts zu tun.
Fazit: Zähe Komödie, die voller Kitsch und mit einer an der Realität vorbeilaufenden Geschichte nachhaltig verwirrt. Vater und Tochter spielen sich dabei zuckrig und blass selbst und übersehen dabei manch einen netten Einfall im eigenen Drehbuch.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen