Die Zeichen standen denkbar schlecht: Als Til Schweiger 2009 seinen bisher einzigen, wirklich soliden Film "Keinohrhasen" fortsetzte, geriet diese Fortsetzung zu einem filmischen Debakel. Wie sollte dies nun aussehen, wenn Schweiger einen Film fortsetzt, der bereits alles andere als gut war? Wie weit würde der Abstieg dann gehen? Die Antwort lautet ähnlich weit, denn mit "Kokowääh 2" liefert der selbsternannte "Schauspieler" nicht bloß einen schlechten Film ab, sondern eine totale Katastrophe, die sogar den grausamen "Zweiohrküken" noch deutlich untertrifft.
KOKOWÄÄH 2
Natürlich würde dieses herzliche Familienleben nicht auf Dauer ein solches bleiben: Katharina (Jasmin Terat) zieht aus dem gemeinsamen Heim aus, weil sie mit Henrys (Til Schweiger) überfordert ist. Dafür zieht Magdalenas (Emma Schweiger) leiblicher Vater Tristan (Samuel Finzi) ein und sorgt dabei für einiges an Chaos. Während Henry zwischen dem Stress des Vaterseins und der Haushaltspflichten versucht, seinen neuen Film zu produzieren, schägt sich Magdalena mit der ersten Liebe herum...
"Kokowääh" war bereits eine harte, filmische Prüfung, konnte mit zwei zugedrückten Augen dann aber doch nochmal durchgewunken werden. Was Til Schweiger (hier Autor, Regisseur, Produzent und natürlich Hauptdarsteller) nun jedoch mit der unvermeidlichen, in Deutschland natürlich wieder extrem erfolgreichen Fortsetzung abliefert, das ist nicht mehr gutzuheißen und gehört sicherlich zu den schlechtesten Filmen, die ich je gesehen habe.
Schweiger hat in keiner seiner vier Positionen irgendein Talent vorzuweisen: Die Geschichte, die er sich aus den Fingern saugt, ist an Belanglosigkeit kaum zu überbieten und anbei noch so oberflächlich verfasst, dass es lustig sein könnte... würde man etwaige Konflikte hier nicht so ernstnehmen. Aber nein, da macht sich Henrys toughe Frau mit der Begründung dünn, da dieser doch immer seine Socken liegenlässt und lässt dafür sogar ihr eigenes Kind zurück. Die anderen Figuren sind nicht besser gezeichnet: Tristan verkommt zum schwachsinnigen Kind im Körper eines Mannes, welcher sich den Namen seiner kurzzeitigen Freundin tättowieren lässt (natürlich als Arschgeweih, sonst ist es ja nicht lustig genug) und der natürlich auch die Toiletten putzen muss, während Magdalena bloß noch einem Jungen nachschwärmt und ihren Vater natürlich plötzlich ganz doll peinlich findet, was keine Rolle spielt, wenn sie Nacht für Nacht in seinem Bett schläft.
Schweiger selbst inszeniert sich natürlich erneut als Frauenhelden, der jeder Braut allein mit seiner Anwesenheit bereits die Kleider vom Leib zieht, der richtig "cool" und hip ist... dabei erreicht er natürlich das genaue Gegenteil, wirkt sowohl in seiner Darstellung als auch in seiner ganzen Geschichte schrecklich angestrengt und gezwungen. Dass Schweiger von dieser Story, die banaler, oberflächlicher, streckenweise sogar gehässiger und auch dümmer kaum sein könnte, selbst so viel hält, sagt vielleicht sogar etwas über den Menschen Til an sich aus, denn wer an so etwas glaubt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.
Schweiger kitscht seine Geschichten mit kindlicher Naivität voll, dass einem die Galle hochsteigt und wo das nicht reicht, wird sich eben mit seltsamem Holzhammer-Humor bedient: Da fliegen Kisten durch Fenster, Babys erleichtern sich auf dem teuren Teppich und Matthias Schweighöfer karikiert sich selbst, indem er seine Katze abknallt und anschließend im Suff ihren Tod vergisst. Das ist der ungefähre Humor-Level dieses Filmes und wer das lustig findet, der hat sicherlich auch mit "Kokowääh 2" seinen Spaß, alle anderen sollten bitte nichts erwarten, was irgendwie spaßiger oder sinniger wird. Da Schweiger aber natürlich auch aufrütteln möchte, packt er noch ein wenig Gesellschaftskritik hinein, die spießiger und unpassender kaum sein könnte und liefert noch einige altmodische, pädagogische Weisheiten nach. Das alles passt zu keiner Minute zusammen, wird von der kitschigen Videoclip-Ästhetik und dem vollkommen unbeholfenen, rasanten Schnitt (der sogar in ruhigen Szenen in Sekunden zwischen den Protagonisten hin und her schießt) getragen, die Schweigers Filme so ausmachen und Tempo vortäuschen sollen, wo schlichtweg keines ist. Denn wirklich etwas zu erzählen hat er auch nicht, sondern schickt seine nervigen und unglaubwürdigen Figuren einfach bloß von ekelhaftem Kitsch hin zu seltsamer Moralapostelei, was erschreckt und einen letztendlich fassungslos zurücklässt.
Fazit: "Kokowääh" ist ein ekelhafter, oberflächlicher Trip, der mit grausam geschriebenen Figuren, angestrengtem Witz und pubertären Soap-Konflikten nachhältig ärgert. Das ist alles andere als moralisch wertvoll, es ist ein schlechter Scherz.
Note: 6
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