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Bad Moms

Es gab sie im Grunde alle schön mal in "böse": Böse Jungs, Böse Nachbarn, böse Lehrer und ein böser Babysitter - so gut wie alles Personengruppen, die zumindest in der Vorstellung doch eher dem Wertbild eines netten Menschen entsprechen, in den jeweiligen Filmen mal mehr und mal weniger erfolgreich in das genaue Gegenteil umgeschrieben worden. Das eine solche Prämisse auch bei Müttern gut funktionieren sollte, war eigentlich klar, denn überkorrekte Elternteile zu sehen, die urplötzlich auf eine gepflegte Erziehung scheißen und sich vollkommen feiern lassen, das klingt ja eigentlich schon mal recht witzig. Auf diesem Aspekt ruht sich nun auch "Bad Moms" aus und macht seine Sache dabei eigentlich ganz ordentlich...

BAD MOMS


Amy Mitchell (Mila Kunis) ist mit den Nerven am Ende. Die zweiunddreißigjährige Mutter von zwei Kindern (Emjay Anthony, Oona Laurence) kommt zwischen Job, Erziehung, anderen Verpflichtungen und Ehe nicht mehr hinterher, schließlich wird sie von ihrem kindischen Mann Mike (David Walton) sogar betrogen. Amy beschließt, aufzugeben und sich eine Auszeit zu gönnen: Gemeinsam mit ihrem ebenfalls überstressten Freundinnen Kiki (Kirsten Bell) und Carla (Kathryn Hahn) gründet sie die "Bad Moms" und zieht dabei auch gegen die überkorrekte Elternratsvorsitzende der Schule ihrer Kinder, Gwendolyn James (Christina Applegate), in den Krieg... denn der passen die unkonventionellen und extremen Methoden der Clique so gar nicht in den Tee.

Das ist im Grunde die einzige Prämisse, um die es in diesen 100 Minuten nun wirklich geht - überforderte Mütter, die zuvor eifrig dabei waren, ihren Kindern alles zu bieten und möglichst perfekt im Bereich der Erziehung zu agieren, scheißen plötzlich auf die Korrektheit, machen Party und gehen über Grenzen. Natürlich kommt dies vom "Hangover"-Team und mit ähnlichen Zutaten wird auch hier gespielt: Eine grundverschiedene Dreier-Clique, die aus einem Normalo, einer schüchternen Loserin und einer großmäuligen "Bad Mom" besteht; überzogene Nebencharaktere, die die Hauptfiguren in teils brisante Situationen bringen; ein enorm hohes Tempo; und ein wenig berechnende Gefühlsduselei gegen Ende, um zumindest auch nur ansatzweise noch so etwas wie eine Moral mitzubringen. Wer das erwartet, wird auch genau das bekommen, nicht weniger, aber auch sicher nicht mehr. 
Es ist sicherlich nicht sonderlich kreativ, was sich das Autorenteam hier zusammengeschustert hat, aber manchmal muss es das auch nicht sein, wenn ansonsten alle Beteiligten mit genügend Spaß am gehobeneren Blödsinn agieren. Sicherlich trifft hier nicht jeder Gags ins Schwarze, es ist aber schon mal von Vorteil, dass man sich hier nicht, wie etliche andere junge, hippe Komödien der Neuzeit, in ewigen Dialog-Gags verquatscht. Judd Apatow, der ursprünglich dazu auserkoren war, die Regie zu übernehmen, tut dies ja bekanntermaßen sehr gerne, daher ist es doch ziemlich fein, dass man den Wert hier eher auf eine ausgewogene Mischung aus (teils recht derbem) Wortwitz und mal mehr, mal weniger gelungenem Slapstick legt. 
Einige der besten Gags und Collagen der feierwütigen Damen sind bereits aus dem Trailer bekannt, einige amüsante Szenen, die neu sind, bekommen wir dennoch geboten - die ganz großen Lacher fehlen zwar, immerhin leistet sich die Komödie aber über seine gesamte Laufzeit, trotz steriler Geschichte und sehr lauer, gewollt wirkender Konflikte, keine echten Hänger und verleitet zu einer Art Dauerschmunzeln. Das ist nicht unbedingt viel, aber doch mehr, als man es von vielen amerikanischen Komödien der letzten Zeit, die eher auf den Holzhammer-Humor setzen, gewohnt ist und somit zumindest ein Grund zur Freude. 
Darstellerisch ist dieses Spiel ebenfalls gelungen genug, um den Daumen zumindest ansatzweise oben zu lassen: Der ehemalige Sitcom-Star Christina Applegate chargiert neben "Matrix"-Star Jada Pinkett Smith in der Schurkenrolle bis zum Gehtnichtmehr, passt dabei aber ganz ausgezeichnet ist Konzept dieser leicht überdrehten Comedy, wobei auch die Hauptdarstellerinnen ihr in nichts nachstehen. Mila Kunis gibt dabei noch die normalste der drei und agiert mit viel Spielfreude und natürlichem Charme, während Kathryn Hahn eher für die gröberen Muster notwendig ist, dabei aber auch einige Lacher fabriziert. Der heimliche Star ist jedoch "Scream"-Star Kirsten Bell, die zwar eine vollkommen banale und vorhersehbare Entwicklung durchläuft, als verschüchtertes Küken jedoch die Sympathien und auch die gelungenen Gags voll und ganz auf ihrer Seite hat.

Fazit: Nicht jeder Witz sitzt und auch der überdrehte Humor in Kombination mit lauen Konflikten und Gefühlen trifft nicht jeden Nerv. Die Darstellerinnen sind angesichts vieler gelungener Gags und einigen netten Ideen aber mit genug Spielfreude dabei, um amüsante 100 Minuten zu garantieren.

Note: 3




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