Direkt zum Hauptbereich

Thor: Tag der Entscheidung

Der Jubel war groß, als man für das dritte Solo-Abenteuer rund um Donnergott Thor im Hause Marvel (und Disney) ankündigte, mit "Ragnarok" den wohl düstersten Teil der ganzen Reihe zu verfilmen - Skepsis wurde geboren, als Regisseur Taika Waititi ankündigte, genau diese Geschichte als Comedy-Buddy-Movie und als weitestgehend reine Komödie zu verfilmen. Auch die Trailer ließen in dieser Hinsicht bereits befürchten, dass man aus dem kompromisslosesten und finstersten Band rund um Thor tatsächlich ein bonbonbuntes Feuerwerk machen würde und genauso ist es nun auch gekommen. Leider, das muss man anfügen, denn Waititi ist sein großes Projekt dabei mehrfach spürbar aus den Händen geglitten...

THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG


Gerade noch hat Thor (Chris Hemsworth) Ragnarok verhindert, indem er dem blutrünstigen Feuerdämon Surtur seine Krone abnahm, da blitzt schon ein neues Unglück am Horizont auf. Hela (Cate Blanchett), die Göttin des Todes und ältere Schwester von Thor und Loki (Tom Hiddleston), beansprucht den Thron von Asgard und überfällt das Königreich mit ihrer Armee - endliche Menschen sterben. Thor und Loki landen indes auf dem Planeten Sakaar, wo ersterer vom Grandmaster (Jeff Goldblum) gefangengenommen und in eine Arena geschickt wird, wo er zur Unterhaltung aller gegen den Champion antreten soll: Ein Sieg würde ihm freies Geleit verschaffen, sodass er nach Asgard zurückkehren und den Kampf gegen Hela antreten könne. Thor baut darauf, den Kampf zu gewinnen, erblickt als seinen Gegner jedoch einen alten Bekannten...

Wer das ist, ist klar, denn dass Bruce Banner alias der Hulk in diesem Film Seite an Seite mit Donnergott Thor in die Schlacht ziehen würde, daraus machte man im Vorfeld der Bewerbung keinerlei Geheimnis. Richtig retten kann aber der große, grüne Wüterich diesen Film nicht, auf den auch ich von Anfang an ein wenig skeptisch reagierte, was ich nur jedem anderen Fan ebenfalls ans Herz legen kann: Senkt eure Erwartungen oder die Enttäuschung könnte größer ausfallen als zuvor geahnt. So richtig stimmig bringt Regisseur Taika Waititi dieses Projekt nämlich nicht durch und verfängt sich in einem recht stumpfen Geflecht aus eigentlich sehr düsterer Weltzerstörungsgeschichte und sprücheklopfender Buddy-Komödie, wobei die Grenzen dieser beiden sehr verschiedenen Genres so fließend sind, dass man sie kaum bemerkt. Die Fallhöhe von eigentlich sehr tragischen, hier aber ungemein schnell abgehandelten, dramatischen Momenten hin zum nächsten Slapstick-Moment ist gigantisch, sodass "Thor: Tag der Entscheidung" (für den bescheuerten, deutschen Untertitel wurde der Verantwortliche hoffentlich auf die Straße gesetzt) niemals wirklich in Schwung kommt. 
Und das ist schon erstaunlich, sind die 130 Minuten doch im Grunde mit allem vollgepackt, was die bisherigen Beiträge des sonst so konstant guten Marvel Cinematic Universe positiv ausmachte: Gigantische Actionszenen, frotzelnde Helden, grandiose Spezialeffekte, sympathische Charaktere und etliche prominente Namen in Haupt-, Neben- und sogar Gastrollen. Nur findet das diesmal leider alles nicht wirklich zueinander, wirkt wie in einen Topf geworfen und umgerührt, ohne dass man sich um passende Bindeglieder kümmern würde, die alles noch zusammenhalten. Stattdessen gibt man einfach konsequent Vollgas, lässt Thor kleine und große Kämpfe austragen, Hela auch ordentlich wüten und wirft noch einen ganzen Haufen weiterer Charaktere in den Ring, die entweder für Action oder Gags gut sind - mehr Charakterzeichnung oder eine tiefergehende Handlung wird diesmal nicht geboten, sodass sogar die an sich weiterhin sehr dramatische und spannende Geschichte der beiden verfeindeten Brüder Thor und Loki hier recht sparsam und flach abgehandelt wird. 
Das größte Problem besteht jedoch darin, dass der Film als Komödie kein richtiges Feuer entwickelt, da die meisten der Gags furchtbar kalkuliert wirken. Natürlich, viele von ihnen sitzen und ich habe mehrfach aus vollem Herzen gelacht, im direkten Vergleich erleben wir aber auch mehrere Rohrkrepierer, die nicht nur einige dramatische Momente vollends zerstören, sondern auch so wirken, als wolle Regisseur Waititi auf Gedeih und Verderb noch einen und noch einen und noch einen Lacher provozieren, was letztendlich nicht funktioniert. "Thor 3" ist somit ein heiterer und bunter Film, der immer wieder gute Jokes parat hat, aber dennoch offensichtlich auf Sparflamme köchelt, was zu dieser Geschichte nicht passen mag. Als Puzzlestück im MCU liefert er wichtige Hinweise und Plotdetails, doch auch diese bleiben eher fade, wirken wie zwischengeschoben, was auch für die Action gilt. Diese ist wie immer vorzüglich inszeniert und profitiert von starken Computereffekten, so richtig herausstechen will hier aber keine Szene - alles hat man so oder so ähnlich eben auch im Marvel-Universum bereits besser gesehen. 
Immerhin liefert man mit Cate Blanchett als Hela einen Bösewicht ab, der seine Sache endlich mal recht gut macht und hat mit "Jurassic Park"-Star Jeff Goldblum als szenenstehlender Grandmaster (jeder seine Auftritte ist ein kleines Highlight) einen der spaßigsten Charaktere im Gepäck. Chris Hemsworth und Mark Ruffalo machen ihre Sache ebenso wie "Kong"-Star Tom Hiddleston in gewohnten Rollen weiterhin sehr ordentlich, Tessa Thompson verdient sich als schlagkräftige Valkyrie zudem eine Extrabenotung. Wo die starken Frauenfiguren der beiden Vorgänger hier fehlen (Natalie Portman, Jaimie Alexander und Kat Dennings sind allesamt nicht mehr dabei), ersetzt Thompson diese tough und mit einigen herrlich ironischen Sprüchen auf den Lippen.

Fazit: Der bislang deutlichst schwächste Film der MCU hampelt zwischen Komödie und düsterer Endzeit hin und her und trifft nur selten den richtigen Ton. Alle Darsteller agieren mit alter und neuer Stärke, auch optisch ist "Thor 3" weiterhin ein Augenschmaus, in Sachen Handlung, Dramatik und Humor bleibt dieses Abenteuer jedoch erstaunlich flach.

Note: 4+




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid