Nachdem die großartige "Der Herr der Ringe"-Trilogie an den Kinokassen abräumte und bewies, dass Fantasy-Epen, wenn sie denn gut gemacht sind, Scharen von Menschen in die Lichtspielhäuser locken und gar ein ganz neues Film-Phänomen auslösen können, waren andere Studios natürlich rasch ebenfalls auf der Suche nach einem ähnlichen Werk, mit welchem sich ebenfalls ein lukratives Franchise aus dem Boden stampfen lassen kann. Noch vor den bereits mit den ersten Film gescheiterten "Eragon" und "Der Goldene Kompass" versuchte sich Walden Media mit einer Verfilmung von C.S. Lewis Fantasy-Werk "Die Chroniken von Narnia" daran... erreichte jedoch nicht ansatzweise die Kraft des dreiteiligen Meisterwerks von Peter Jackson.
DIE CHRONIKEN VON NARNIA: DER KÖNIG VON NARNIA
Die vier Geschwister Peter (William Moseley), Susan (Anna Popplewell), Edmund (Skandar Keynes) und Lucy Pevensie (Georgie Henley) flüchten während des Zweiten Weltkrieges in das abseits stehende Schloss des alten Professors Digory Kirke (Jim Broadbent). Dort entdeckt die jüngste Lucy in einem leeren Zimmer einen alten Kleiderschrank, welcher sie in das dem Winter verfallene Reich Narnia führt. Dort hat die böse Hexe Jadis (Tilda Swinton) die Herrschaft übernommen und Narnia mit Schnee und Kälte überzogen. Die vier Geschwister müssen sich nun einer alten Prophezeiung unterordnen, welche sie als zukünftige Könige und Königinnen von Narnia ankündigt... und ihnen befiehlt, das Reich von der Herrschaft der weißen Hexe zu befreien.
Es ergab durchaus Sinn. Die "Der Herr der Ringe"-Trilogie war seit zwei Jahren beendet und den Zuschauern dürstete es nach neuen, fantastischen Stoffen, voll mit epischen Schlachten, animierten Wesen und strahlenden Helden. Walden Media erkannte dies zuerst und schickte mit der Verfilmung von C.S. Lewis' besonders in den USA viel beachteten Werk "Die Chroniken von Narnia" den ersten Anwärter für den neuen "Lord of the Rings" in den Ring. Auf finanzieller Ebene ging dieses Wagnis voll und ganz auf, auf qualitativer Ebene reicht man jedoch niemals an das Epos heran, welches Peter Jackson uns von 2001 bis 2003 präsentierte.
Die Geschichte an sich ist an ein deutlich jüngeres Publikum gerichtet, was man dem Film in vielen Ansätzen anmerkt. So sind die Protagonisten hier doch deutlich eindimensionaler, werden entweder als strahlende Helden oder finstere Bösewichte ohne weitere Grauzonen charakterisiert. Die wenigen Actionszenen laufen unblutig und ohne weitere Konsequenzen ab, wobei "Shrek"-Regisseur Andrew Adamson ohnehin so rasch um die jeweiligen Schwerthiebe herumschneidet, dass die Brutalität einer solchen Auseinandersetzung für Kinder niemals greifbar wird. Die ganze Grundgeschichte an sich läuft linear und ohne größere Wendungen ab, ist dementsprechend vorhersehbar und lässt niemals den Zweifel an einen positiven Ausgang aufkommen - wie in einem Märchen eben. Viel mehr möchte dieser erste "Narnia"-Film dann aber auch zum Glück gar nicht sein, weswegen die wesentlich jüngere Zielgruppe hier auch ihren Spaß haben dürfte.
Natürlich zieht man das Ganze mit einer Lauflänge von 143 Minuten, einer epischen Endschlacht und großen Landschaftsaufnahmen doch noch zu einem kleineren Epos auf, um sich irgendwie bei "Der Herr der Ringe" anzubiedern, letzten Endes vertraut man jedoch auf die Märchen-Thematik und lässt die Handlung vor sich hinplätschern. Das ist niemals wirklich langweilig, dank der schönen Bilder durchgehend nett anzuschauen und ist auch ziemlich unterhaltsam... nur eben auch sehr harmlos. Die Beziehung der vier Hauptfiguren untereinander folgt dabei ebenso den üblichen Schemata wie manch eine epische Rede über Mut und Treue... nur dass all diese Themen, umrahmt von Prophezeiungen und Schlachten mit kleinen Kindern inmitten des Krieges doch manchmal etwas skurill wirken. Über etwaige Plotpoints, wenn große Krieger bereit sind, ihr Leben für vier gerade erst kennengelernte, fremde Kinder zu riskieren, sollte man dahingehend ebenso wenig nachdenken für die christliche Thematik, welche den Krieg verharmlost.
Das ist dann alles schon ein wenig seltsam und dennoch, obwohl die Darsteller (bis auf die süße Georgie Henley und den sympathischen James McAvoy als aufgeregter Faun Tumnus) blass bleiben und selbst die visuellen Effekte desöfteren nicht zu überzeugen wissen, irgendwie macht das Ganze doch Spaß. Dank eines herausragend guten Soundtracks von "Königreich der Himmel"-Komponist Harry Gregson-Williams, dank einiger schöner Ideen, dank tollen Bildern und einem recht hohen Tempo lässt sich der erste "Narnia"-Film relativ unbeschwert genießen. Ein Film ohne echte Ecken und Kanten, ein kleines Fantasy-Epöschen, welches niemandem wehtut. Da gibt es wahrlich schlimmeres unter der Blockbuster-Sonne.
Fazit: Der erste "Narnia"-Film ist ein harmloser Fantasy-Streifen, der gerne mehr wäre, sich jedoch nie zum Epos aufschwingen kann. Trotz vorhersehbarer Geschichte hat man dennoch Spaß, da die Actionszenen solide inszeniert sind und das Tempo trotz Überlänge sehr hoch ist.
Note: 3
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