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Happy Deathday

Für den Horrorfilm läuft es dieses Jahr ziemlich gut - es waren einige überraschende und einige auch schon zuvor bombensichere Hits dabei. Die Produktionsfirma BlumHose ist daran nicht ganz unschuldig: Zwar trafen sie weder mit M. Night Shyamalans neuestem Hit "Split" noch mit dem von Kritikern quasi beknieten "Get Out" meinen Geschmack, dennoch ist es erfreulich, dass auch Originalstoffe noch an den Kassen abräumen können. Ähnliches dürfte auch "Happy Deathday" widerfahren, an dem erneut Jason Blum beteiligt war... in den USA ist der kleine Horror-Streifen mal wieder ein echter Hit. Qualitativ bleibt zwar auch hier wieder Luft nach oben, einen unterhaltsamen Abend kann man mit dem Werk aber definitiv verbringen.

HAPPY DEATHDAY


Die Studentin Tree Gelbman (Jessica Rothe) erwacht eines Morgens nach einer langen Party und stellt sich dem Alltag auf dem Kampus: Lästereien, ein heimlicher Verehrer, die Planung der nächsten Feier am folgenden Abend... und schließlich der eigene Tod. Ein maskierter Killer bringt sie in einem verlassenen Waldstück um die Ecke, dennoch erwacht Tree erneut in der gleichen Studentenbude wie am Vortag, am Leben und unversehrt. Erst glaubt sie an ein seltsames Deja Vu, mit der Zeit wird ihr jedoch klar, dass die offenbar in einer Zeitschleife gefangen ist und den Tag ihres Todes nach und nach wieder erlebt. Dies bringt sie beinahe um den Verstand... bis sie durch das Geschenk der unendlichen Leben damit beginnt, nachzuforschen, wer es denn auf ihr Leben abgesehen hat.

Das Prinzip ist bekannt: "Und täglich grüßt das Murmeltier" hat damals beinahe ein eigenes Genre losgetreten, seitdem durften wir die Thematik des immergleichen Tages schon in den verschiedensten Bereichen bewundern, zuletzt wenig erfolgreich als Teenie-Drama unter dem deutschen Titel "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie". Dass das auch als Horrorfilm funktionieren kann, bewies im Grunde bereits der Trailer, der zeigte, dass die Idee gut genug ist, um zumindest Interesse zu wecken. Der Film an sich hält mit diesen Erwartungen nun nicht Schritt, ist aber dennoch ein nettes, kleines Genre-Werk geworden. 
Für Fans des großen Schreckens ist das indes nichts: "Happy Deathday" ist zu keiner Sekunde wirklich gruselig und ruht sich dabei auch auf der niedrigen FSK-Freigabe aus. Blut ist so gut wie keines zu sehen, generell ist die Stimmung eher heiterer und auch die Protagonistin begegnet ihrer misslichen Lage gerne mit einigen trockenen Sprüchen... so richtig ernstnehmen will man das also alles nicht. Und das sollte auch der Zuschauer nicht, könnte man sich angesichts der doch sehr mauen Auflösung, wer denn nun hinter der Maske steckt, doch etwas verschaukelt vorkommen. Anscheinend machten sich die Macher weniger Gedanken um eine sinnige Geschichte als viel mehr um einige heitere Einzelszenen. 
Dass Tree nun auch hier die unendlichen Leben sowohl dafür nutzt, ihren Tag jedes Mal anders zu leben und sich natürlich auch vom herzlosen Miststück zur sensiblen Traumfrau zu mausern, ist nicht neu, entwickelt hier aber dennoch seinen Reiz. Dies liegt insbesondere auch an Hauptdarstellerin Jessica Rothe, die manch einer womöglich noch aus ihrer Nebenrolle im diesjährigen Oscar-Weitwurf "La La Land" kennt und die sich nun bereits bis zur Hauptrolle hochschlagen konnte. Wieso, sieht man schnell - Rothe überzieht manchmal ein wenig, kann gerade als schnippische Zicke aber eindeutige, komödiantische Akzente setzen, die auch im Zusammenspiel mit ihren solide aufspielenden Kollegen für einige Lacher sorgen. 
Bemängeln kann man, dass es dem Film im Mittelteil ein wenig an Tempo fehlt, er sich doch etwas zu lange auf seiner bekannten Grundidee ausruht und weniger eigene Akzente setzt. Pünktlich zum Finale drückt man jedoch wieder aufs Gas und bekommt über die letzte halbe Stunde hinweg einen ordentlichen Showdown geboten, der auch mit der ein oder anderen überraschenden Wendung überzeugt. Das ist sicherlich nicht sonderlich wertvoll, dafür aber sehr unterhaltsam. In Sachen Horrorkino muss dieses Werk angesichts des kaum vorhandenen Grusel- oder Brutalitätsfaktors nicht mitwirken, funktioniert aber als eher heiteres, flottes Thriller-Kino und das ist auch okay so. Angesichts des Trailers hatte ich mir eine intelligentere Geschichte erhofft, aber auch das geht soweit in Ordnung. Es muss nicht immer der ganz große Schocker oder das wendungsreichste Mindfuck-Kino sein... wenn es gut gemacht ist und alle Beteiligten ihren Spaß haben, reicht statt einem Festmahl eben auch mal eine Portion mittelmäßig durchgekochter Spaghetti.

Fazit: Netter Thriller, der besonders auf humoristischer Ebene funktioniert und dank seiner Hauptdarstellerin einige Akzente setzt. Die Geschichte ist weniger intelligent, als sie zu sein vorgibt und zwischendurch geht dem Film auch das Tempo auf, für einen netten Horror-Abend ohne viel Horror ist "Happy Deathday" jedoch zu empfehlen.

Note: 3





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