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Justice League

Es konnte einfach nicht funktionieren. Spätestens, seitdem man damit begann, aus dem "Man of Steel" 2013 ein Cinematic Universe der DC-Comichelden zu formen, merkte man den Studios rund um Warner Bros. und insbesondere Regisseur Zack Snyder an, dass hier möglichst schnell eine Konkurrenz zu Marvels Avengers aufgebaut werden sollte. DC konnte dies aber anscheinend nicht flott genug gehen und während das noch immer weitestgehend starke MCU sich Zeit nahm, um all die Konzepte und Handlungen unterzubringen, wollte DC mit dem Kopf durch die Wand - das erste Superheldentreffen kommt nun also schon gut anderthalb Jahre nach dem eigentlichen Startschuss mit "Batman v Superman". Und das merkt man dem Produkt an, welches vollkommen überhastet, unfertig und schlichtweg kopflos wirkt...

JUSTICE LEAGUE


Nach dem Tod von Clark Kent (Henry Cavill) alias "Superman" drohen Metropolis und Gotham unter der neu aufkeimenden Welle von Gewalt und Verbrechen zu versinken. Bruce Wayne (Ben Affleck) kämpft als finsterer Rächer "Batman" weiterhin gegen Verbrecher, doch gegen die neue Gefahr, die nun am Horizont auftaucht, ist auch er nicht gewappnet. Der mystische "Steppenwolf" (Ciaran Hinds) taucht auf der Erde auf, um die drei Mutterboxen zu finden, was ihm unendliche Macht verleihen würde. Um sich der Gefahr entgegenzustellen, verbündet sich Batman mit Diana Prince (Gal Gadot) alias "Wonder Woman" - gemeinsam machen sie sich auf, weitere Menschen mit besonderen Fähigkeiten zu finden. Doch Superman scheint eine zu große Lücke hinterlassen zu haben, die kaum mehr füllbar scheint...

Ich habe nichts erwartet, das gebe ich offen zu. Das Konzept des DC Universe, welches auf flotte Weise einen ähnlichen Erfolg wie die noch immer an den Kinokassen abräumenden Avengers aus dem Boden stampfen möchte, wackelte im Grunde seit "Batman v Superman" bedenklich... dass man nun das erste große Aufeinandertreffen der Helden als zwischenzeitlichen Höhepunkt des Franchises an den Start brachte, obwohl erst zwei der sechs Hauptfiguren überhaupt einen richtigen Solo-Film hatten, im Grunde drei von ihnen bislang nur als minimale Randerscheinung auftreten durften, ist schlicht und einfach nicht schlau. Zu den Zeiten des ersten, brillanten "Avengers"-Films hatten die Helden allesamt bereits die Zeit in Einzelfilmen oder in größeren Auftritten, sich bemerkbar zu machen, einen Charakter zu formen, sodass man diese Figuren anschließend im großen Höhepunkt aufeinanderprallen lassen konnte. Dies fehlt "Justice League" nun weitestgehend, was die Macher aber nicht davon abhält, das erste Treffen von Flash, Batman und Co. nun auf epische Weise auszuwalzen, frei nach dem Motto: "Man kann ja einfach mal so tun als ob..." 
In den für Blockbuster-Verhältnisse merkwürdig knappen 120 Minuten hat "Justice League" nun also ordentlich zu schuften, da in den vorigen Filmen einfach nicht genügend Vorbereitungszeit für dieses gigantische Projekt geliefert wurde - dementsprechend muss der Rest der Vorbereitungen (und im Grunde ist es ein großer Rest) hier noch im Eiltempo abgefrühstückt werden, damit man danach auch in höchster Eile zu den Super-Zeitlupen-Actionsequenzen weiterziehen kann... denn ohne kann Zack Snyder, der die Postproduktion wegen einer familiären Tragödie schließlich an "Avengers"-Regisseur Joss Whedon abtreten musste, ja irgendwie nicht. Blickt man auf dieses Konzept hinab, so konnten die Macher die Fehler der Vergangenheit (bis auf den anfänglichen "Man of Steel" ist in dem Franchise noch kein wirklich guter Film dabei gewesen, auch nicht der overhypte "Wonder Woman") im Grunde gar nicht ausbügeln, da ihnen dieser Film dazu keine Gelegenheit gibt. Und als wüssten sie das alles selbst, als wüssten sie, dass sie im Grunde doch nur eine ziemlich magere Kopie der Gruppe rund um Iron Man, Thor und Co. abgeben und nicht ansatzweise in einer ähnlichen, qualitativen Liga spielen, winken sie eben einfach ab, schalten das Hirn ab und lassen die zwei Stunden so durchlaufen. 
Die Geschichte lässt sich nur noch mit zwei zugedrückten Augen als mager bezeichnen, denn mehr als einen vollkommen blassen CGI-Bösewicht, der gegen die Helden, die sich so nach und nach berappeln, in den Kampf zieht, gibt es hier nicht zu sehen. Mit kleineren Ruhepausen, um den neu hinzugestoßenen Flash, Aquaman und Cyborg zumindest ansatzweise ein wenig Hintergrund zu bieten (was nicht funktioniert, gerade Cyborg wirkt hier wie ein enormer Fremdkörper), schlägt man sich also durch eine Story, die vollkommen egal anmutet, emotional auf absoluter Sparflamme köchelt und auch den düsteren Touch verliert. Plötzlich werden durchgehend Sprüche geklopft, die selten wirklich zünden, plötzlich soll hier die Welt untergehen, aber den Helden macht das wenig. Die Bedrohung wirkt wenig global, echte Spannung kommt angesichts der künstlichen Bilder (wieso sind die Effekte in einer solch gigantischen Produktion denn schon wieder so mies?) ohnehin nicht auf und die Charaktere haben hier wenig mehr zu tun, als eben einfach draufzukloppen. 
Bei zwei Stunden Dauerfeuer mit nur wenigen Atempausen ermüdet das natürlich... eine zumindest in Ansätzen spannende Geschichte hätte dies bereinigen können, hier verlässt man sich aber nur noch auf optischen Bombast, lässt jegliche Komplexität fallen und haut einfach nur noch drauf. Für ein paar kleine Lichtblicke ist hier immerhin noch Gal Gadot zuständig, die als Wonder Woman noch immer das Highlight innerhalb des ansonsten sehr männlichen Teams darstellt... und auch eine weitere Figur wird hier nochmal thematisiert, was zwar etwas skurill anmutet, aber immerhin eine Abwechslung zu den CGI-Zeitlupen darstellt. Das wird nicht jedem gefallen, macht das Ganze aber immerhin ein bisschen rund. Wenn auch nicht wirklich besser.

Fazit: Als großer Höhepunkt des bisherigen Franchises versagt "Justice League" und erstickt als seelenlose CGI-Bombe, die weder mit ihren Helden noch mit der schwach inszenierten Action etwas anfangen kann. Eine Geschichte wird nicht gebraucht, Hauptsache es kracht... dass dies qualitativ nicht funktioniert, haben die Kollegen von Marvel zum Glück bereits vor über fünf Jahren verstanden.

Note: 4



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