Direkt zum Hauptbereich

Flutsch und weg

Während sich die Animationsfilme von Disney und Pixar weitestgehend dadurch auszeichnen, dass sie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene großartige Unterhaltung liefern, sind die Dreamworks Filme doch zumeist deutlich für ein jüngeres Publikum abgezielt. Ausnahme sind seit jeher die ersten beiden "Shrek"-Streifen, die einige herrliche Gags für ältere Zuschauer bereithielten, ansonsten sind die Filme aber doch zumeist sehr rasante Abenteuer, die mit enormem Tempo und wenig Handlung begeistern wollen... was nicht unbedingt ein Negativ-Urteil sein muss, funktionierte "Kung Fu Panda" doch gerade nach diesem Prinzip sehr gut. Für den 2006 erschienenen "Flutsch und weg" gilt das trotz einer sehr netten Grundidee aber leider nicht unbedingt.

FLUTSCH UND WEG


Hausratte Roddy lebt seit jeher allein und einsam im Käfig und fühlt sich trotz der Abwesenheit von Spielgefährten in seiner Villa in London mehr als wohl. Als er eines Tages von einem Eindringling jedoch die Toilette hinabgespült wird, erschließt sich ihm, was die freie Welt zu bieten hat. In der Kanalisation von England tummeln sich etliche Tiere, gar eine richtige Stadt wurde dort erbaut, wo alle in Frieden leben können. Bei der Erkundung trifft Roddy die Kanalratte Rita, die gerade einige Probleme mit Gangstern hat... hat sie der bösen Kröte doch einen wertvollen Diamanten abgeluchst, die diese nun unbedingt zurückhaben möchte.

"Flutsch und weg" ist eine weitere Coproduktion der mit diversen Animationsreihen unglaublich erfolgreichen Dreamworks-Studios und der für ihre Knetfilmchen bekannten Aardman Animations. Diesmal verließ man sich jedoch dank eines höheren Budgets nicht mehr nur auf die kantigen Knetanimationen aus "Chicken Run" beispielsweise, sondern verpuppte all dies als hochgradig durchtechnisierten Animationsfilm. Dagegen lässt sich wenig sagen, denn der Film sieht durchgehend gut aus, strotzt nur so vor Details und ist schlichtweg sehr gut vom Rechner auf die Leinwand gebracht. Die Probleme des Films liegen sicherlich nicht auf der technischen Ebene, hier macht das Werk über die rasant inszenierten Actionszenen bis hin zum stimmungsvollen Soundtrack soweit alles richtig und sieht auch noch elf Jahre nach seiner Premiere sehr gut aus. 
Was "Flutsch und weg" gerade für Erwachsene eher zu einer anstrengenden Geduldsprobe machen könnte, ist dessen Storytelling: Kinder werden sich an dem so gut wie nie stillstehenden Tempo, welches sich kaum Ruhepausen gönnt und stattdessen stets von einer hyperaktiven Actionszene zur nächsten überleitet, sicherlich kaum sattsehen und dank des gut getimten, wenn auch sehr oft eingesetzten Slapsticks viel lachen können. Für Erwachsene gibt es zwar auch ein paar schön getimte Witzchen, diese verkleiden sich aber zumeist im Deckmantel der laut krakeelenden, nie stillstehenden Figuren - alles wirkt enorm bunt und übertrieben und hat dadurch einen gewissen Nervfaktor, der über 80 Minuten irgendwann anzustrengen beginnt. Viele der Gags wirken durchkalkuliert und angestrengt, weswegen die Lacher besonders im actionlastigen Mittelteil fast gänzlich ausbleiben. Bezeichnend dafür ist der von Ian "Gandalf" McKellen gesprochene Bösewicht, der niemals bedrohlich, dafür aber enorm nervig wirkt, angesichts seiner doch sehr verrückten und durchgeknallten Ausdrucksweise. 
Roddy und Rita entpuppen sich dahingegen als sehr sympathische Protagonisten, mit denen man gerne mitfiebert - sofern man die doch eher laue Geschichte als nicht zu vorhersehbar und enorm geradlinig gestrickt ansehen mag. Überraschungen gibts keine, was aber auch hier die Jüngsten nicht stören dürfte, die sich an den Bilderfluten erfreuen und sich für die doch eher lau anlaufenden Beziehungen der Charaktere weniger interessieren werden. Lacher für beide Seiten gibts dabei nur vornehmlich durch die Gastauftritte der singenden und kreischenden Schnecken, die immer wieder überraschend auftauchen und (ähnlich wie Scrat in "Ice Age") dann auch für einiges an wirklich witziger Situationskomik gut sind.
Fazit: "Flutsch und weg" ist ein weiteres Beispiel für einen überdrehten Animationsfilm, der sicherlich schöne Ideen und tolle Animationen vorweist, dank des viel zu hohen Tempos aber eine sinnige Geschichte vermissen lässt und nie zur Ruhe kommt, was einen gewissen Nervfaktor mit sich bringen könnte.

Note: 4+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...