Nachdem Pixar dem zuvor stets auf dem Thron der Animations- und Zeichentrickfilme sitzenden Firma Disney doch recht deutlich den Rang abgelaufen hatte, mussten die Mausstudios umdenken. Mit Filmen wie "Hercules" und "Mulan" lieferten sie weiterhin echte Meisterwerke ab, der finanzielle Erfolg hielt sich jedoch, besonders im Vergleich mit vorherigen Werken, in Grenzen. Es war also Zeit, auch mal einen Blick in die Animationsbranche zu wagen... die Branche, die Pixar mit "Toy Story" so genial in den Mainstream gebracht hatte. Das Ergebnis war diesmal auch auf Disneys Seite ein voller Erfolg, wohl auch, weil sie ein Thema wählten, über welches zum Zeitpunkt der Jahrtausendwende im Grunde jeder sprach...
DINOSAURIER
Das junge Iguanodon-Männchen Aladar wächst nicht bei seinen Artgenossen, sondern auf einer einsamen Tropeninsel auf, wo ihn eine Schar aufgeweckter Lemuren großzieht. Als ihre Insel eines Tages jedoch während eines Meteoritenregens vernichtet wird, müssen sich Aladar und die einzigen vier überlebenden Affen - der alte Yar, die gutmütige Plio, die sehr junge Suri und der humorvolle, an leichter Selbstüberschätzung leidende Zini - aufmachen, eine neue Heimat zu finden. Dabei schließen sie sich einer Herde an, welche eine staubtrockene Wüste durchquert, um nach einem elendig langen Marsch endlich die sicheren Nistplätze zu erreichen. Dabei legt sich Aladar mit dem Herdenführer Kron an, nähert sich dessen Schwester Neera an und kämpft sogar gegen zwei die Dinosaurier verfolgenden, gefräßigen Carnotauren...
Spätestens seit dem gigantischen Kinoerfolg von "Jurassic Park" im Jahr 1993 waren Dinosaurier wieder in aller Munde. Disney reagierte dementsprechend clever, ebenfalls einen Film über die beliebten Urzeittiere zu machen und investierte dabei etliche Jahre Zeit in aufwendige Computeranimationen, um sie so realistisch und lebensecht wie möglich auf die Leinwand zu bringen. Ich war damals acht, als der Film in die Kinos kam, ebenfalls ein riesiger Dinosaurier-Fan und dementsprechend vom Endprodukt mehr als begeistert... was sich heute, siebzehn Jahre später, natürlich nicht mehr durchgehend hält.
Festhalten muss man jedoch, wie gut "Dinosaurier" auch heute noch aussieht, besonders wenn man bedenkt, dass gerade der Bereich der Computeranimation ja im Grunde jährlich große Schritte nach vorne macht. Die Animationen der prachtvollen Urzeittiere sind daher heute auch nicht mehr so beeindruckend wie noch zur Jahrtausendwende, dennoch sieht das Ganze tatsächlich weiterhin sehr hübsch aus und wartet auch mit einigen sehr schönen Details auf. Das Fell und besonders die hyperrrealistisch animierten Augen der Affenfamilie sollte man sich da schon genauer anschauen und dann gerne ein wenig staunen.
Allerdings griff Disney nicht durchgehend auf Animationen zurück, sondern setzte die Tiere aus dem Computer in vielen Fällen vor echte Hintergründe, die damals unter anderem in Australien und Samoa gefilmt wurden. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen und besonders während des ungemein rasanten Intros, während welchem ein Flugsaurier durch eine ganze Schar an Dinosauriern hindurchfliegt, um sich anschließend elegant eine Klippe hinuntersausen zu lassen, kann auch dem viel Spektakel gewohnten Popcorn-Zuschauer noch einmal die Spucke wegbleiben.
Auf Handlungsebene wird einem hingegen doch nichts Besonderes mehr geboten. Die Macher versuchen offensichtlich, durch grandiose Bilder, einen tollen Soundtrack und recht viel Tempo, über die Dürftigkeit der Geschichte hinwegzutäuschen, was dank der kurzen Laufzeit von nur 82 Minuten auch recht gut funktioniert... dass der Plot aber eben nicht sonderlich originell ist, fällt dennoch auf. Die Charaktere bleiben recht flach gezeichnet, besonders die Liebesgeschichte zwischen Aladar und Neera erhält kaum wirkliche Würze und auch die als Antagonisten eingeführten Kron und Bruton werden auf viel zu simple Weise in ihre Klischee-Schubladen gesteckt.
So richtig fesseln möchte das dann leider nie, wobei jüngere Kinder aber ohnehin bereits im Sessel zusammengesunken sein dürften. Für einen Disney-Film hat man sich hier nämlich, trotz sprechender Tiere und knuffiger Affen, um einen möglichst starken Realismus bemüht, sodass auch manch eine der Saurierattacken überraschend brutal ausfällt. Der Bodycount ist recht hoch, der Kampf ums Überleben detailliert bebildert - für die ganze Kleinen ist das hier also sicherlich nichts, besonders da auch ziemlich offen und klar mit Themen wie Tod, Verlust, dem Verlauf der Natur und Hochmut umgegangen wird.
Fazit: "Dinosaurier" sieht auch heute noch großartig aus und liefert uns wunderbare Bilder sowie noch immer ziemlich überzeugende Animationen und tolle Landschaftsaufnahmen. Die Geschichte hält indes nicht ganz mit, unterhält zwar, gerät bisweilen aber auch ein wenig flach.
Note: 3+
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