Steven Soderbergh hatte die Entwicklung von "Ocean's Eleven" in Angriff genommen, weil er auf diese Art von Film und auf das beeindruckende Star-Ensemble schlicht und einfach richtig Bock hatte. Nach seinen großen Erfolgen mit "Erin Brockovich" und "Traffic" konnte er sich eh so gut wie alles erlauben... dass sein neuester Coup dann 2002 aber auch noch mal so bombenmäßig beim Publikum einschlagen würde, kam doch etwas überraschend. Eine Fortsetzung war somit natürlich rasch beschlossene Sache und diese bewegt sich auf den klaren Mustern eines Sequels: Mehr Stars, mehr Glanz, mehr Plots... aber wesentlich weniger Spaß.
OCEAN'S 12
Sie hätten es eigentlich kommen sehen müssen: Terry Benedict (Andy Garcia) lässt sich ungern über den Tisch ziehen, spürt die elf Diebe, welche sein Casino ausgeraubt haben, auf und fordert die gestohlenen 160 Millionen Dollar zurück... natürlich inklusive Zinsen. Zwei Wochen gibt er ihnen Zeit dafür, ehe er die Pistole auf die Brust setzen möchte und somit tickt die Uhr ganz gewaltig. Danny Ocean (George Clooney) trommelt also erneut sein Team zusammen und nach einer kleinen Besprechung steht fest, dass sie insgesamt 97 Millionen Dollar beschaffen müssen, um diese den Ersparnissen der einzelnen Diebe beifügen und sich freikaufen zu können. Keine leichte Aufgabe, treibt sich nämlich im ausgewählten Amsterdam bereits ein Dieb herum, welcher der Truppe rund um Danny Ocean Konkurrenz macht...
Zuerst mal ist es beeindruckend, dass Regisseur Steven Soderbergh es geschafft hat, tatsächlich jeden Darsteller aus dem ersten Teil wieder vor die Kamera zu holen... angesichts dieses enormen Star-Ensembles ist das sicherlich nicht selbstverständlich. Und sie haben alle wieder ziemlich viel Spaß, in geschliffenen Dialogen und mit viel oberflächlicher Coolness manch einen Raub durchzuziehen, was man diesmal ganz besonders Brad Pitt und Matt Damon anmerkt - letzterer erhält dabei auch eine durchaus gewichtigere Rolle.
Angesichts des ohnehin großen Ensembles und der (für eine solche Fortsetzung sicherlich nicht zwingend notwendigen, aber stets verlangten) prominenten Neuzugänge bleibt diesmal aber tatsächlich nur noch für die wenigsten Zeit, aus ihren Szenen wirklich Kapital zu schlagen. Über die bekannten Oceans Elf bis hin zu den auch bereits im Vorgänger eingeführten Andy Garcia und Julia Roberts geben sich hier als Neueinsteiger Catherine Zeta-Jones, "Harry Potter"-Star Robbie Coltrane, der großartige Vincent Cassel sowie eine ganze Reihe bekannter Gaststars die Klinke in die Hand... allesamt in mal mehr, mal weniger wichtigen Rollen. Viele von ihnen bekommen dabei auch noch einen eigenen Plot auf den Leib geschrieben, müssen hier und da noch eine wichtige Tat ausführen oder geraten doch eher zufällig in die Schusslinie von Terry Benedict, der diesmal tatsächlich nur im Hintergrund agiert - Andy Garcias Rolle fällt dabei tatsächlich enttäuschend klein aus.
Das ließe sich aber kaum noch anders machen, denn "Oceans 12" ist auch so bereits hoffnungslos überladen und verliert bei all den großen und kleinen Plots immer wieder den Faden. Diesmal dreht sich nicht alles um ein großes Ziel, sondern viel mehr darum, den Kopf aus der tödlichen Schlinge zu ziehen, welche Benedict den schlauen Superhirnen um den Hals legt. Bis man aber wirklich genau weiß, wie man sich hier freikaufen möchte, vergeht eine ziemlich lange Zeit, in welcher der Film nur selten an Tempo zulegt und besonders im Mittelteil recht ereignislos vor sich hin schleicht. Da wollen dann manche Charaktere noch einmal zum Zug kommen, einige Coups gehen schief, es wird geblufft und gequatscht und verhandelt... aber zu einem stimmigen Ganzen wird dies nicht verwoben. Das Sequel hat alle Hände voll damit zu tun, alle Charaktere und deren einzelne Beweggründe (nicht jeder hat einen, weswegen manche alten Bekannten einfach eben nur noch "da" sind und keine richtige Funktion erfüllen) unter einen Hut zu bekommen und lässt dabei die sympathische Lockerheit des Vorgängers vermissen.
Es wirkt im Grunde durchgehend bemüht, wie man auch noch die letzte Figur irgendwie in dieses recht stramme Korsett pressen möchte, ganz gleich ob es storytechnisch Sinn macht oder nicht und irgendwann hört man schließlich auch auf, den näheren Zweck dieses ganzen Hin und Hers zu untersuchen. Dank einer erneut sehr hübschen Bildsprache, des schönen Soundtracks und der durchgehend spielfreudigen Stars gibt es aber auch ein paar nette Einzelszenen zu beobachten - so zum Beispiel der Auftritt eines bekannten Hollywood-Schauspielers, welcher sich selbst dargibt und Tess als Julia Roberts wiedererkennt... was zu einer herrlich spaßigen Szene führt. Von diesen sehr selbstironischen und treffsicheren Momenten bietet "Oceans 12" jedoch insgesamt zu wenig, weswegen dieses Sequel recht angestrengt und langatmig daherkommt und schließlich eher zu Ende plätschert.
Fazit: Der Fortsetzung fehlt es merklich an Charme und Lockerheit. Trotz spielfreudiger Stars ist der Plot heillos überladen an etlichen Charakteren und einzelnen Nebensträngen, die niemals stimmig zu einem Ganzen verbunden werden - der rote Faden geht dabei immer wieder verloren, "Oceans 12" springt angestrengt und bemüht von einer Ecke zur anderen, ohne wirklich Spaß zu machen.
Note: 4
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