Die Schul- und Studiumszeit kann eine schwere sein. Kinder und Heranwachsende werden damit konfrontiert, wer sie sind und wer sie sein wollen... und wen sie in den Augen der Menschen um sie herum darstellen. Nicht wenige müssen ihre ersten Mobbing- und Ausgrenzungserfahrungen machen und was für Unbeteiligte gerne nur ein Achselzucken wert ist, ist für die Geschädigten oftmals die Hölle auf Erden. Das Thema der Ausgrenzung wegen ethnischer oder religiöser Zugehörigkeiten gehört noch heute zu unserem Alltag und wurde auch filmisch schon oft aufgegriffen, dementsprechend erzählt uns das Drama "Der Außenseiter" aus dem Jahr 1992 nichts Neues... doch es tut es auf durchaus intensive und spannende Art und Weise.
DER AUSSENSEITER
Dem jungen, jüdisch aufgewachsenen David Greene (Brendan Fraser) gelingt durch ein Stipendium der Sprung auf das hochangesehene, streng katholisch geführte Elite-Internat St. Matthews, wo er zum neuen Star-Quarterback der Football-Mannschaft aufgebaut werden soll. Greene lebt sich schnell ein, findet Freunde und sogar eine Freundin namens Sally (Amy Locane), erzählt jedoch niemandem, dass er ein Jude ist... aus Angst, angefeindet zu werden. Während er in der Schule schnell aufsteigt, droht sein Geheimnis jedoch gelüftet zu werden und der ehemals angesehene Star der Schule bekommt einen enormen Schuss vor den Bug, der ihn zum Handeln zwingt...
Zuallererst ist es eine wahre Freude, heutige Stars des Hollywood-Films in diesem Werk zu ihren damaligen Schauspiel-Anfängen zu sehen. Matt Damon, heute dank "Bourne" eine der ganz großen Nummern Hollywoods, spielte hier bereits eine seiner größeren Rollen... ungewohnt als Fiesling der Schule, was er dank enormer Präsenz mit Leichtigkeit vollbringt. Neben ihm ist auch sein bester Freund Ben Affleck in einer kleineren Rolle zu sehen, die "Lost"-Stars Kevin Tighe und Zelijko Ivanic mischen im Kollegium mit... und dann ist da natürlich noch Brendan Fraser. Von dem hört man heute zwar nur noch wenig, ab dem Ende der 90er galt er mit Filmen wie "Die Mumie" und "Eve und der letzte Gentleman" als eine der ganz großen Hoffnungen für Hollywood. Und auch 1992 bewies er, dass er einer solchen Hauptrolle mehr als nur gewachsen ist und überzeugt sowohl durch physische Präsenz als auch durch ein nuanciertes, förmlich leise-bewegendes Spiel in den stillen Untertönen, die diese Geschichte mit sich bringt... und eine schöne ist das nicht unbedingt.
Denn das Thema der Ausgrenzung, einzig aufgrund der religiösen Zugehörung, wird hier behandelt, ohne verschönt zu werden. Natürlich hat man sich dabei die 50er Jahre ausgesucht, eine Zeit, in der Juden, trotz des bereits beendeten Zweiten Weltkrieges, noch immer mehr als kritisch beäugt wurden. Eine gewisse Konventionalität kann man dem Film dabei ebenso vorwerfen wie dass er streckenweise auf eher banale Art und Weise Klischees heranzieht, welche die Geschichte so nicht gebraucht hätte. Dennoch entfaltet sie eine Wucht, entwickelt sich zu Beginn langsam, schließlich aber immer intensiver und benötigt dafür keine schockierenden Wendungen oder Enthüllungen... es reicht, die Taten von Davids Mitschülern zu thematisieren, die so sicherlich mehr als realistisch sind, um uns das ein oder andere Mal schmerzhaft zu verblüffen.
Die Charaktere werden dabei durchaus sehr menschlich charakterisiert, ohne sie zu kompletten Abziehbildern zu degradieren. Sicherlich siegt auch hier das ein oder andere Klischee, besonders wenn man sich Davids Klassenkameraden mal näher anschaut, unter denen sich einige tumbe Gesellen tummeln, denen man gerne noch etwas mehr Tiefe gegönnt hätte, sodass sie nicht einzig und allein dazu dienen, unsere Hauptfigur durchgehend zu provozieren. Gerade Haupt-"Antagonist" Charlie Dillon, der von Matt Damon verkörpert wird, wird jedoch auch die ein oder andere tiefere Seite zugestanden...wir sympathisieren somit nicht mit ihm, lernen ihn aber zumindest besser kennen. Bis zum intensiven Finale, einzig und allein ausgelöst durch einen des Nachts geschriebenen Spickzettel, langweilt man sich so nicht eine Sekunde, trotz des eher gemächlichen Tempos und der einfach gehaltenen Inszenierung, sodass man "Der Außenseiter" als durchaus spannenden und bewegenden Drama-Eintrag in Erinnerung behalten darf, der ebenso exzellent besetzt wie gespielt ist.
Fazit: Intensives Drama, welches zwar nichts Neues erzählt, dies aber dafür mit Gefühl und ohne lästige Verschönerungen tut. Die heutigen Hollywood-Stars machen ihre Sache dabei durch die Bank weg gut und geben den zumeist tief gezeichneten Charakteren ordentlich Feuer.
Note: 2-
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