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A Nightmare on Elm Street (2010)

Der Horror-Slasher "Nightmare" aus dem Jahr 1984 hat es aus mehreren Gründen zum festen Klassiker seines Genres geschafft. Zum einen erschuf er einen Killer, den bis heute im Grunde jeder kennt und der zu einer festen Größe für alle Horrorfilm-Fans geworden ist - Freddy Krueger schnetzelte sich dabei auch noch durch unzählige Fortsetzungen und wurde zu einer Art Kult. Neben einem Mitschlittern auf dem wieder groß gewordenen Teenie-Slasher brachte der Film auch die Kinokarriere des späteren "Fluch der Karibik"-Stars Johnny Depp in Gang, der hier seine erste Leinwandrolle spielte und für die wohl bekannteste Szene der ganzen Reihe sorgte. Der Name der Reihe ist also immer noch groß genug, um für klingelnde Kassen zu sorgen - 2010 geschah dies im Rahmen eines Reboots...

A NIGHTMARE ON ELM STREET


Eine Kleinstadt ist schockiert: Der Teenager Dean Russel (Kellan Lutz) tötet sich eines Nachts vor Zeugen in einem Diner scheinbar selbst, indem er sich mit unmenschlicher Kraft die Kehle aufschlitzt. Seine gute Freundin Kris (Katie Cassidy) glaubt jedoch nicht an einen Selbstmord, hat sie doch seit geraumer Zeit furchtbare Träume von einem Mann mit verbrannten Gesicht, der sie im Schlaf verfolgt und töten möchte. Ihre Freunde wollen ihr keinen Glauben schenken - bis auf ihre Schulkameradin Nancy Holbrook (Rooney Mara), welche die gleichen Träume teilt. Diese beginnt auf eigene Faust zu recherchieren und stößt dabei auf die Geschichte des ehemaligen Hausmeisters Fred Krueger (Jackie Earle Haley)...

Remakes von Horror-Kultklassikern waren gerade zum Ende der letzten Dekade und zum Beginn der Neuen, um die Jahre 2008 bis 2011 hinein, das neue, große Ding und besonders "Transformers"-Krawallmacher Michael Bay brachte sich gemeinsam mit seiner Produktionsfirma Platinum Dunes ins Rennen, wobei unter anderem aufwendige, von Publikum und Kritikern aber letztendlich eher ungern gesehene Remakes namens "The Texas Chainsaw Massacre" und "Freitag, der 13." das Licht der Welt erblickten. Alles noch immer rau, aber doch etwas sauberer und für den heutigen Markt angepasst. Es stand zu befürchten, dass ein Remake eines unsterblichen Klassikers wie "Nightmare" auch nicht unbedingt gut von der Hand gehen würde, fielen einem doch etliche andere Filme ein, die eine zeitgemäße Neuinterpretation eher verdient hätten. Freddy Kruegers erstes Schnetzeln ist sicher nicht mehr taufrisch, aber weiterhin atmosphärisch und einigermaßen gut gealtert - wieso also nun bereits ein Remake mit neuem Hauptdarsteller? 
Ja, das darf man sich auch nach der Sichtung dieses Werks weiterhin fragen, denn etwas essentiell Neues haben sie hier alle nicht zu erzählen, die Autoren nicht, Produzent Bay nicht und auch der Werberegisseur Samuel Bayer nicht, der nach dieser doch eher mauen Vorstellung anschließend auch nie mehr einen Kinofilm inszenieren durfte... zumindest bisher nicht. Dabei sieht das Ganze visuell eigentlich ziemlich gut aus, die Effekte sind absolut state of the art, einige der Schockeffekte sitzen und auch die Settings sind gut gewählt - da gibt es finstere Keller voller Heizungsrohre, eine menschenleere Grundschule und ein verfallenes Fabrikgelände, genug Gruselstoff also. Doch so richtig wussten sie anscheinend alle nicht, was genau sie damit anfangen sollten und schaffen es, ihre zu Beginn noch recht wirkungsvolle Atmosphäre im Keim zu ersticken. Auf ebenso vorhersehbare wie unoriginelle Weise bringen sie die Geschichte über anderthalb Stunden durch, die sich nur in sehr wenigen Nuancen vom Original unterscheidet und somit den Begriff einer Neuinterpretation recht deutlich über den Haufen wirft, wenn spezielle Szenen sogar einfach noch einmal auf genau die gleiche Art und Weise wie im Jahr 1984 vollführt werden. 
Einzig im Bereich der genaueren Hintergrundgeschichte des bekannten Traumkillers setzt man noch etwas drauf und inszeniert diese als recht nette Schnitzeljagd, in welcher einige Geheimnisse gelüftet werden müssen - doch auch hier sind Überraschungen rar gesät, wenn es sie denn überhaupt gibt, und führen schließlich zu einem temporeichen, aber auch ziemlich generischen Finale, wie man es in anderen Horrorfilmen nun auch schon sehr oft gesehen hat. Das ist alles wirklich nicht übel gemacht und hat auf inszenatorischer Ebene immer wieder einige schöne Ideen zu bieten (so Kruegers plötzliche Position an einer Schultafel), es wirkt dann aber doch eher fahrig und blass, ohne eigene Seele. 
Leidtragender ist dabei auch Jackie Earle Haley, der die ikonische Rolle von Robert Englund übernommen hat, der Krueger in insgesamt neun Einsätzen spielte. Im Vergleich mit ihm kann auch ein grandioser Schauspieler wie Haley nur verlieren: Der "Watchmen"-Star bemüht sich sichtlich, kann aus Krueger aber auch nicht mehr machen als einen fiesen Killer, dessen Sprüche gewollt und kaum cool rüberkommen. Schauspielerisch bewegt sich der Film dann auch nur dank Rooney Mara in der weiblichen Hauptrolle auf einem höheren Niveau - dass Mara, immerhin schon zweimal für den Oscar nominiert, darunter für das sensible Drama "Carol", aber auch viel besser ist als ihre Kollegen und viel zu gut für einen Film wie diesen, sorgt für seltsame, schauspielerische Kontraste. Ihr wirklicher Durchbruch geschah erst zwei Jahre später, doch auch hier wirkt Mara bereits, als wäre sie zu anderen, interessanteren Projekten weitergezogen, ihrer Performance fehlt es dabei doch an Kraft.

Fazit: Generisches Remake, welches zu wenig eigene Ideen besitzt, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Die Geschichte ist aus dem Original bekannt und liefert hier nun kaum mehr Überraschungen, immerhin sorgen einige inszenatorisch nette Ideen und eine interessante Hintergrundgeschichte für ein wenig Kurzweil angesichts der restlichen Seelenlosigkeit.

Note: 4+






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