Dass es an einem Filmset und generell in Hollywood nicht immer so glamourös und glanzvoll abläuft, wie es TV und Kino immer wieder eindrücklich zeigen, ist schon länger klar - zuletzt sorgte zum Beispiel der Skandal um den ehemaligen Produzenten Harvey Weinstein, der etliche Schauspielerinnen und andere Frauen belästigte, mit dem Versprechen, ihre Karrieren anzukurbeln, für einiges an Trubel. Auch für Komödien muss der "wahre Blick hinter die Kulissen" gerne herhalten, wenn Starlets zu dümmlichen Zicken heruntergemacht werden oder der wahre Stress einer von Skandalen überschatteten Promo-Tour zu Tage gebracht wird. All dies vereint "America's Sweethearts" in sich, ist dabei aber tatsächlich blind genug, um seine eigenen Stärken immer wieder zu übersehen...
AMERICA'S SWEETHEARTS
Gwen Harrison (Catherine Zeta-Jones) und Eddie Thomas (John Cusack) waren das Traumpaar in Hollywood und landeten einen Hit nach dem anderen - bis die letztendliche Trennung der beiden Stars einen Schatten über ihre Erfolge legte. Gwens Karriere knickte ein, Eddie landete wegen seines enormen Liebeskummers und der daraus resultierenden Aussetzer sogar in einer psychiatrischen Klinik. Für die Premiere ihres letzten gemeinsamen Films soll der PR-Manager Lee Phillips (Billy Crystal) beide nun wieder zusammenbringen, um für eine gute Promo vor dem baldigen Kinostart zu sorgen... gelingt ihm dies nicht, droht sein Vorgesetzter Dave Kingman (Stanley Tucci) mit der Kündigung. Lee's Auftrag wird ihm dabei nicht nur von der kratzbürstigen Gwen erschwert, sondern auch dadurch, dass der neben sich stehende Eddie urplötzlich seine Gefühle für Gwens Schwester und deren Assistentin Kiki (Julia Roberts) wiederentdeckt...
Die Besetzung lässt schon das ein oder andere Mal staunen, es tummeln sich eine Menge große Namen in großen und kleinen Rollen... man ist beinahe geneigt, "Americas Sweethearts" als Ensemblefilm zu behandeln, wobei sich die Gastauftritte (u.a. "Argo"-Star Alan Arkin als völlig verklärter Hippie-Doktor) doch schon recht eindeutig von den in dieser Hinsicht noch übersichtlich gehaltenen Hauptdarstellern abgrenzen. Warum all diese Stars zusagten, liegt auf der Hand: Sie hatten die Chance, gegen ihr Image anzuspielen und bei einem Film dabei zu sein, der die typischen und untypischen Hollywood-Manirismen gezielt und karikierend aufs Korn nimmt... wer ist da schon nicht gerne dabei?
So ganz will das Skript dann aber leider nicht überzeugen und rutscht allzu leicht in die standardisierten Klischees einer typischen Romantic Comedy ab. In der ersten halben Stunde gewinnt Regisseur Joe Roth dem Publikum dang gewitzter Dialoge zwischen PR-Agenten und Produzenten sowie dem Auftritt einer gnadenlos überzogenen Catherine Zeta-Jones noch mehrere Lacher ab, verzettelt sich alsbald aber in lauem Slapstick-Humor. Da fallen die Protagonisten schmerzhaft in Kakteen und ein Date in einem Restaurant entwickelt sich zu einer rüden Prügelei, wobei natürlich die Tische der umstehenden Gäste in Mitleidenschaft gezogen werden - cleverer Humor sieht anders aus. Hier verhält sich Roth dann doch deutlich zu brav in seiner zuvor recht gut auf den Punkt gebrachten Mediensatire, lässt lauteren Humor vor die kleinen Seitenstiche treten, überzieht alles und jeden, sodass man das ganze ohnehin nicht mehr ernstnehmen möchte und auch die Lacher nach und nach immer leiser werden.
Schuld daran ist auch der ziemlich laue Romantik-Plot, der sich gut ab der Halbzeit durch den Film zieht und dabei alle Klischees mitnimmt, denen "Americas Sweethearts" zuvor noch einigermaßen gekonnt ausgewichen ist. Eine Liebeserklärung vor versammelter Mannschaft ist da ebenso dabei wie ein aus der Luft gegriffener Konflikt, weil ein Teil des Pärchens kurz vor der Versöhnung eben doch wieder Mist baut. Das ist dann an einigen Stellen sogar unangenehm kitschig und wird einzig und allein durch die Auftritte der doch sehr spielfreudigen Stars wieder aufgewertet. Die Klischees können auch sie nicht vergessen machen, dennoch spielen sie mit ihren gekünstelten und streckenweise auch sehr witzigen (wenn auf Dauer auch etwas anstrengenden) Star-Allüren müßig gegen sie an.
Catherine Zeta-Jones (die ich seit ihrem letzten Leinwandauftritt 2013 in "Broken City" doch schmerzlich im Kino vermisse) legt dabei als Mega-Starlet vollkommen los und hat die Lacher auf ihrer Seite - ihr konträrer Gegenpart, verkörpert von "Pretty Woman"-Star Julia Roberts, verhält sich dabei nur selten leiser, als Gwens Assistentin nimmt sie dennoch kaum ein Blatt vor den Mund und löst einige heikle Situationen mit Charme und Ehrlichkeit. "Identität"-Star John Cusack überdreht einige Male als angeknackster Schauspieler, der kurz vor einem extremem Zusammenbruch steht, geht aber ebenfalls in Ordnung und Billy Crystal ist als gebeutelter PR-Agent mit dem Herz am rechten Fleck so etwas wie die Seele und auch der Dreh- und Angelpunkt des Films... dass ihm später immer weniger Zeit gegeben und er schließlich als weiser Mentor ohne weitere Eindrücke genutzt wird, ist dabei tatsächlich schade. Für weitere schöne und lustige Momente sorgen auch die Auftritte des wie immer herrlich schmierigen Stanley Tucci und Christopher Walken als egozentrischen Regisseurs, der pünktlich zum Finale cool wie eh und je die Leinwand an sich reißt.
Fazit: Die clevere Mediensatire sinkt schon bald in einen Strudel aus banalem Slapstick-Humor und zähen Romantikkitsch ab. Der Film verliert seinen Biss zu früh und muss sich anschließend auf seine spielfreudigen Stars verlassen, die das schwache Skript aber auch nicht vollends retten können.
Note: 4+
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