Sie konnten es einfach nicht bei einer Trilogie belassen... und das, obwohl die Teile Zwei und Drei doch bereits massiv abbauten. Aber so ist das eben mit einer erfolgsversprechenden Marke - sie wird gemolken, bis sie keine Milch mehr gibt und im Horror-Genre zählt dies dank geringen Budgets und dementsprechend hohen Erfolgschancen eben noch ein wenig mehr. Tatsächlich können wir diesmal aber froh sein, dass sich das Team noch einmal für einen vierten (und womöglich diesmal ja sogar tatsächlich letzten) Teil zusammengefunden hat, denn mit "Insidious: The Last Key" gewinnt das Horror-Franchise endlich etwas Frische zurück... und ist damit der klar beste Teil nach dem unerreichbaren Original.
INSIDIOUS: THE LAST KEY
Das geisterjagende Medium Elise Rainier (Lin Shaye) hat das Ehepaar Lambert (Patrick Wilson, Rose Byrne), welches ihr Schicksal entscheiden soll, noch nicht kennengelernt, da wird sie von Ereignissen ihrer Kindheit und Jugend heimgesucht. Der erst kürzlich in sein neues Haus gezogene Ted Garza (Kirk Acevedo) ersucht Elise und ihre beiden Geisterjäger-Kollegen Specs (Leigh Whannell) und Tucker (Angus Sampson) um Hilfe, da er überzeugt ist, dass Dämonen ihm ans Leder wollen. Elise weigert sich erst, ist dieses Haus doch das Heim ihrer Kindheit, wo sie die ersten Begegnungen mit Geistern machte. Als sie sich schließlich doch zu dem Job aufmacht, muss sie unerfüllte Aufgaben ihrer Vergangenheit angehen, um einen finsteren Dämonen aus den Mauern des Hauses zu vertreiben...
Untypisch für einen neuen Teil eines sehr lukrativen Horror-Franchises (wenn auch nicht ganz so gewinnbringend wie "Conjuring") startet "The Last Key" zum Jahresanfang - zu der Zeit, wo sich normalerweise die im Dezember in den USA gestarteten Oscarfavoriten breitmachen, wenn das Familien- und Arthouse-Kino die Lichtspielhäuser beherrscht. Gar nicht so dumm, denn große Konkurrenz muss das Werk nicht befürchten, auch wenn dank zurückhaltendem Marketing der große Hit nicht erreicht werden wird. Aber das ist aus zweierlei Gründen in Ordnung: Erstens brauchen wir auch nach diesem Film wirklich keinen weiteren Teil aus der "Insidious"-Reihe mehr (die Produzenten und Studios werden sich aber sicherlich trotzdem nach Möglichkeiten umhören, um das Franchise weiterzuführen), da die Geschichte absolut auserzählt ist - der Bogen, den man diesmal zum Original spannt, macht das auch mehr als deutlich.
Und zweitens sollte man immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Dies hätte also eigentlich bereits nach dem Original geschehen müssen, nun ist man qualitativ aber zumindest, und vollkommen überraschenderweise, wieder so weit im Sattel, dass man zumindest noch mit einem halbwegs soliden Gefühl zurückblicken wird, wenn man sich an die Reihe erinnert... dementsprechend sollte man es nun wirklich gutsein lassen, um sich das nicht wieder mit unzähligen Prequels, Sequels und Reboots zu verscherzen, bis die Luft vollkommen raus ist. Natürlich fehlt es auch hier noch an konkretem Neuen - immerhin zermodert man das Grundgerüst einer soliden Geschichte aber nicht bis in alle Ecken und Enden oder liefert nur noch altbekannte Schocks, wie es noch in den beiden Vorgängern der Fall war, sondern versucht zumindest ansatzweise noch, neue Wege zu gehen.
Das geht oftmals wirklich überraschend gut, liefert uns einige starke Wendungen, die man so nicht kommen sah und lässt den Film nicht nur einfach von Schockeffekten und kreativ inszenierten Dämonenviechern leben - beides gibt aber natürlich dennoch weiterhin und gerade erstere jagen den Zuschauer gerne immer wieder aus dem Sessel, was auch dem mal wieder fantastischen Sounddesign und dem markerschütternden Soundtrack zu verdanken ist, der das Blut schier gefrieren lässt. Diese Schlagzahl hält man dann sogar fast bis zum Ende durch, gönnt sich einige kleine Ruhepausen, die der Handlung gut tun und verknüpft die interessanten Rückblenden über Elises Kindheit mit der Prequel-Story im Jahr 2010, was zu einem recht stimmigen Ganzen führt.
Stimmig ist dabei zwar das Finale nicht, denn hier befinden wir uns doch wieder im Altbekannten, was bei Freunden der Reihe oder des Genres doch zu nicht mehr als einem müden Achselzucken führt. Stimmig ist auch die Besetzung nicht, denn obwohl die Figur der Elise weiterhin als sehr interessant gelten darf, überzeugt "Ouija"-Star Lin Shaye darin nicht immer, überdreht einige Male recht unangenehm und findet offensichtlich zu selten einen emotionalen Zugang zu der Rolle. Das ist aber eh eher zweitrangig, denn in Sachen Grusel-Atmosphäre und treffsicherer Horror-Spannung machen die Leute von Blumhouse ihre Arbeit wirklich sehr, sehr ordentlich und sorgen dafür, dass man sich doch noch einmal gepflegt unterhalten lassen darf von dieser hundsgemeinen Geistertour. Dieser fehlt weiterhin der Schwung des Originals, macht aber ansonsten nur wenig falsch - und das ist ja wirklich weit mehr, als man von einem vierten Teil einer Reihe, die bereits seit dem zweiten Film als abgesoffen galt, noch erwarten durfte.
Fazit: Überraschend spannender vierter Teil des ansonsten ja eher halbgaren Franchises, der mit starken Schockeffekten, einer schaurigen Atmosphäre und einer gar nicht mal so dummen Handlung aufwartet, die auch einige Wendungen zu bieten hat. Frisch ist das nicht, aber imerhin spannend genug, um bei der Stange zu halten... und nun endlich Schluss zu machen mit der Reihe.
Note: 3+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen