Es ist sicher auch dem größten Filmfan schon mal passiert: Man kann bei vielen Werken mitreden, aber plötzlich ist dann doch der eine Klassiker dabei, den jeder gesehen hat... nur man selbst noch nicht. "Scarface" stand schon lange auf meiner Liste der Filme, die ich dringend endlich nachholen muss, es gelang mir nur nicht, auch angesichts der Laufzeit des Werks - man hat eben nicht immer direkt drei Stunden am Stück Zeit, um sich in einem solchen Mafia-Epos zu verlieren. Nun habe ich den als Meisterwerk angesehenen Thriller aber endlich zum ersten Mal sehen dürfen und bin weitestgehend begeistert gewesen...
SCARFACE
Antonio Montana (Al Pacino) kommt im Jahr 1980 als politischer Flüchtling von Kuba in die Vereinigten Staaten. Er ist vorbestraft, entwischt jedoch trotzdem den Gesetzeshütern und versucht, sich in Amerika ein Leben aufzubauen. Schnell steigt er unter dem Drogenboss Frank Lopez (Robert Loggia) ins Drogengeschäft ein und verdient als Mittelsmann eine Menge Geld, gerät jedoch auch ins Kreuzfeuer der Konkurrenz, was seine Geschäfte zur täglichen Gefahr macht. Doch die Arbeit reicht Montana bald nicht mehr - er will mehr und beschließt, das Imperium an sich zu reißen. Sein gnadenloser Aufstieg wird schon bald von seinem Lebenswandel überschattet, der auch seine Freunde und Liebschaften in den Abgrund zu zerren droht...
"Scarface" ist ein sehr guter Film, das steht absolut außer Frage. Ich bin jedoch geneigt zu behaupten, dass er nicht so gut ist wie er vielerorts gemacht wird. Der Kultstatus, zu dem das Werk ziemlich schnell erhoben wurde, ist auch heute noch in der modernen Popkultur spürbar: "Scarface" wird immer wieder zitiert (sogar die Top-Serie "Breaking Bad" tat dies noch) und gilt bis heute als der Film, der aussagte, wie die harten Gangster-Thriller auszusehen haben... im Grunde wurden sie alle, über "GoodFellas" bis hin zu "The Departed" und "Black Mass", von diesem Film inspiriert. Und das ist sicherlich keine schlechte Wandlung und "Scarface" hat sich somit ganz klar einen besonderen Platz in der Kinohistorie verdient... ist es aber deswegen auch gleich ein Meisterwerk?
Nein, spricht da der etwas engstirnige Kritiker aus mir, denn wenn man strenger ist und den Film mit anderen Genre-Werken vergleicht, dann stellt man doch eher wenige Tatsachen fest, die ihn nun insgesamt besonderer machen... außer eben, dass "Scarface" die ganze inszenatorische Blüte dieser Seite erfunden hat. Ansonsten kennt man als geneigter Filmfan den Grundkern der Geschichte eben doch schon, sieht beim Aufstieg und unvermeidlichen Fall eines kaltblütigen Gangsters zu, der hier im Grunde kaum noch menschliche oder sympathische Seiten zugestanden bekommt, ergötzt sich an den Schauwerten und an einem bleihaltigen Finale. Das ist alles grandios inszeniert, schleppt sich im Mittelteil ein wenig und krankt auch an einigen bekannten Versatzstücken der Geschichte, doch einen richtigen Vorwurf kann man "Scarface" dabei im Grunde ja nicht machen, ist er doch nicht schuld, dass man ihn in den Jahren darauf so oft und mal mehr, mal weniger erfolgreich kopierte.
Sicherlich, brillieren tut der Film trotz der vielen Kopierer auch heute noch, er ist spannend, brutal, besitzt viele interessante Charaktere und er ist vor allem absolut meisterhaft gespielt. Der ehemalige "Pate" Al Pacino ist hier einmal mehr auf der Höhe seines Könnens und vollbringt das Kunststück, ein unglaubliches Arschloch von Person zu spielen, dem wir dank der fabelhaften Darstellung aber dennoch über fast drei Stunden gespannt durch den Film folgen, förmlich bei jeder Dialogzeile an seinen Lippen hängen - eine Performance, die auf ewig unvergessen sein wird.
Ihm zur Seite steht "Dark Shadows"-Star Michelle Pfeiffer, die hier weitaus mehr bieten darf als nur den schnöden Blickfang, ein brillanter Robert Loggia sowie Mary Elizabeth Mastrantonio, die besonders in der zweiten Hälfte wichtig für eine emotional ganz besonders kräftige Szenen ist. Sie sorgt unter anderem auch dafür, dass sich der Plot in den kriminellen Machenschaften der Hauptfigur mit der Familienehre vernetzt, bevor es zum unvermeidbaren Fall kommt, wenn Geld und Macht Montana bereits verdorben haben und Gefühle weichen müssen. Wenn es schließlich zum brutalen und allseits berühmten Finale kommt, klopft auch das Herz des Zuschauers schneller. Das war zuvor nicht durchgehend der Fall, immerhin kämpft sich "Scarface" aber trotz einer mehr als ordentlichen Länge von 170 Minuten gut durch und nimmt sich ausreichend Zeit, um die einzelnen Etappen des werdenden Gangsters und Drogenbosses zu etablieren, ohne sich zu hetzen.
Fazit: Das ganz große, unübertreffbare Meisterwerk ist "Scarface" wohl eher nicht, der Hype ist ein wenig zu groß. Dass es sich dabei dennoch um ein vortrefflich inzeniertes, bildgewaltiges und famos gespieltes Mafia-Epos handelt, der insbesondere von Al Pacinos elektrisierender Darstellung lebt, lässt sich trotz Längen nicht wegargumentieren.
Note: 2-
Nein, spricht da der etwas engstirnige Kritiker aus mir, denn wenn man strenger ist und den Film mit anderen Genre-Werken vergleicht, dann stellt man doch eher wenige Tatsachen fest, die ihn nun insgesamt besonderer machen... außer eben, dass "Scarface" die ganze inszenatorische Blüte dieser Seite erfunden hat. Ansonsten kennt man als geneigter Filmfan den Grundkern der Geschichte eben doch schon, sieht beim Aufstieg und unvermeidlichen Fall eines kaltblütigen Gangsters zu, der hier im Grunde kaum noch menschliche oder sympathische Seiten zugestanden bekommt, ergötzt sich an den Schauwerten und an einem bleihaltigen Finale. Das ist alles grandios inszeniert, schleppt sich im Mittelteil ein wenig und krankt auch an einigen bekannten Versatzstücken der Geschichte, doch einen richtigen Vorwurf kann man "Scarface" dabei im Grunde ja nicht machen, ist er doch nicht schuld, dass man ihn in den Jahren darauf so oft und mal mehr, mal weniger erfolgreich kopierte.
Sicherlich, brillieren tut der Film trotz der vielen Kopierer auch heute noch, er ist spannend, brutal, besitzt viele interessante Charaktere und er ist vor allem absolut meisterhaft gespielt. Der ehemalige "Pate" Al Pacino ist hier einmal mehr auf der Höhe seines Könnens und vollbringt das Kunststück, ein unglaubliches Arschloch von Person zu spielen, dem wir dank der fabelhaften Darstellung aber dennoch über fast drei Stunden gespannt durch den Film folgen, förmlich bei jeder Dialogzeile an seinen Lippen hängen - eine Performance, die auf ewig unvergessen sein wird.
Ihm zur Seite steht "Dark Shadows"-Star Michelle Pfeiffer, die hier weitaus mehr bieten darf als nur den schnöden Blickfang, ein brillanter Robert Loggia sowie Mary Elizabeth Mastrantonio, die besonders in der zweiten Hälfte wichtig für eine emotional ganz besonders kräftige Szenen ist. Sie sorgt unter anderem auch dafür, dass sich der Plot in den kriminellen Machenschaften der Hauptfigur mit der Familienehre vernetzt, bevor es zum unvermeidbaren Fall kommt, wenn Geld und Macht Montana bereits verdorben haben und Gefühle weichen müssen. Wenn es schließlich zum brutalen und allseits berühmten Finale kommt, klopft auch das Herz des Zuschauers schneller. Das war zuvor nicht durchgehend der Fall, immerhin kämpft sich "Scarface" aber trotz einer mehr als ordentlichen Länge von 170 Minuten gut durch und nimmt sich ausreichend Zeit, um die einzelnen Etappen des werdenden Gangsters und Drogenbosses zu etablieren, ohne sich zu hetzen.
Fazit: Das ganz große, unübertreffbare Meisterwerk ist "Scarface" wohl eher nicht, der Hype ist ein wenig zu groß. Dass es sich dabei dennoch um ein vortrefflich inzeniertes, bildgewaltiges und famos gespieltes Mafia-Epos handelt, der insbesondere von Al Pacinos elektrisierender Darstellung lebt, lässt sich trotz Längen nicht wegargumentieren.
Note: 2-
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