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Die Vorahnung

Mit bösen Vorahnungen haben sich bereits viele Filme, besonders im Bereich des Mystery-Thrillers und des Horrors, beschäftigt. Im Grunde fußt beispielsweise die gesamte Ausgangslage des langlebigen "Final Destination"-Franchise auf genau dieser Prämisse. Mit der gerade in den Fortsetzungen doch sehr spaßig angehauchten Horrorreihe hat das Mystery-Drama von dem deutschen Regisseur Mennan Yapo aber wenig gemein, denn "Dir Vorahnung" meint seine Geschichte durchaus ernst und kümmert sich dabei nicht um Ironie, sondern fußt auf eine sehr ernste und dramatische Handlung...

DIE VORAHNUNG


Als Linda Hanson (Sandra Bullock) von dem Unfalltod ihres geliebten Mannes Jim (Julian McMahon) erfährt, bricht für sie eine Welt zusammen. Bemüht, ihre beiden verstörten Töchter Megan (Shyann McClure) und Bridgette (Courtney Taylor Burness) weiterhin zu umsorgen, droht sie an dem Schicksalsschlag zu zerbrechen... bis sie am nächsten Morgen aufwacht und ihren Mann vollkommen gesund und munter am Frühstückstisch vorfindet. Zuerst glaubt sie, den Verstand verloren zu haben - mit jedem neuen Erwachen am nächsten Morgen ist Jim entweder bereits tot oder sehr lebendig. Mit der Zeit versucht Linda jedoch, hinter das Geheimnis der merkwürdigen Vorahnungen zu kommen und macht dabei eine erschreckende Entdeckung...

Muss ein Film, der sich auf ein großes Rätsel und das Knacken dieses Mysteriums bezieht, mit seiner schlussendlichen Auflösung stehen oder fallen? Nein, nicht unbedingt, passende Beispiele gibt es dafür einige: "The Sixth Sense" wurde durch seine grandiose Wendung zum Ende hin zu einem viel besprochenen Klassiker - ein fantastischer Mystery-Thriller war es aber auch schon zuvor. Ebenso ist auch die brillante Serie "Lost" insgesamt nicht abgestürzt, weil das Ende nicht ganz hielt, was die Show sechs Jahre zuvor versprach, sie schwimmt bei mir trotz einiger unangenehm offener Fragen noch immer ganz oben auf dem Serienolymp. Das heißt aber natürlich nicht, dass Filme und Serien, dessen Ende enttäuscht, zuvor schon gut sein mussten - "Next" mit Nicolas Cage und Julianne Moore ist ein fulminantes Beispiel bezüglich einer verkorksten Auflösung und eines auch bereits zuvor ziemlich schwachen Streifens. 
In das gleiche Fahrwasser gleitet auch der Mystery-Thriller "Die Vorahnung", der über anderthalb Stunden trotz großen Potenzials nie wirklich zu packen vermag. Inszeniert von dem deutschen Regisseur Mennan Yapo, der hierzulande bereits für den äußerst beliebten "Good Bye, Lenin" verantwortlich zeichnete, entsteht dabei ein recht krudes Werk, welches die enttäuschten Gesichter der Zuschauer nicht erst mit dem schwachen Ende zeichnen wird... sondern auch schon zuvor. Es ist ein interessantes und auch recht dramatisches Rätsel, vor welches Linda Hanson hier gestellt wird und zu Beginn entsteht dabei auch eine sehr hübsche, mysteriöse Atmosphäre, wobei sich die Zuschauer einige Fragen stellen dürfen. Hat Linda schlichtweg den Verstand verloren? Hat es etwas mit einer Zeitreise zu tun? Oder haben andere Personen, die bei ihr auftauchen und sie zu kennen glauben, etwas mit dem Mysterium zu tun? 
Die Spannungskurve wird sanft, aber bestimmt genommen und trotz einiger kleiner Längen bleibt man als Zuschauer zumindest einigermaßen dabei - obwohl ahnend, dass all dies bei all den Andeutungen und stetigen neuen Fragen, die mit fortschreitender Laufzeit dazukommen, wohl keine sonderlich zufriedenstellende oder nachvollziehbare Auflösung wird nehmen kommen. Selbst Linda muss sich schon bald einen Plan zurechtlegen, mit welchem sie den Überblick über all die verschiedenen Personen und Ereignisse zusammenhält... der Zuschauer ahnt zu diesem Augenblick bereits, dass es schwierig sein wird all diese Fragezeichen noch passend unter einen Hut zu bekommen. Und der Zweifel behält Recht, denn "Die Vorahnung" liefert eine schlussendliche Erklärung der Ereignisse, die man in Einzelfällen nicht nur schon enorm lange vorher hat kommen sehen, sondern die auch höher gesehener Blödsinn ist und noch dazu mit einigen heftigen Plotholes leben muss. Das fühlt sich unbefriedigend an und in Verbindung mit ziemlich derbem Esoterik-Kitsch entsteht aus dem Mystery-Gefühl eines, hier doch ein wenig gelinkt worden zu sein - das Kartenhaus bricht jedenfalls schon früher in sich zusammen, als man ahnen würde. 
Dass "Gravity"-Star Sandra Bullock dabei besonders in den dramatischen Momenten eine gewohnt gute Figur macht und auch einige Aufklärungen von zuvor recht markanten Details stimmig gelöst werden, muss man "Die Vorahnung" aber trotzdem noch aufschreiben. Das gleicht weitere Fehler wie den kruden Auftritt von "Armageddon"-Star Peter Stormare und einiges an wirrem Stückwerk im Mittelteil zwar nicht aus, sorgt aber dafür, dass der Film letztendlich nicht ganz so mies ist wie zuvor befürchtet.

Fazit: Recht lauer Thriller, der mit einigen Logiklücken, schwerem Eso-Kitsch und einer schwachen Auflösung zu kämpfen hat. Sandra Bullock schlägt sich neben der in der ersten Hälfte eindringlichen Atmosphäre derweil gut genug, um zu unterhalten, dennoch wäre mit einem besseren Skript deutlich mehr drin gewesen.

Note: 4+




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