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Auf brennender Erde

Nicht alle sind sich einig darüber, welcher Film denn nun wirklich den absoluten Durchbruch für Jennifer Lawrence, den womöglich größten weiblichen Filmstar ihrer Generation, bedeutete. Einige sagen, dass sie es bereits mit dem 2010 erschienenen "Winters Bone" geschafft hatte, für den sich Lawrence auch sogleich ihre erste Oscarnominierung abholte. Andere glauben, dass es ein Jahr später soweit war, als sie neben James McAvoy und Michael Fassbender ins "X-Men"-Franchise einstieg... und dies gleich mit dem besten Film der gesamten Reihe. Die meisten denken jedoch, dass Lawrence der Durchbruch mit dem "Tribute von Panem"-Franchise gelang, wobei sie weise nuanciertes Schauspieltalent im Blockbuster-Kino verankerte. "Auf brennender Erde" liegt genau zwischen diesen drei Filmen... und auch mit diesem Werk wäre ein Durchbruch bereits mehr als verdient gewesen.

AUF BRENNENDER ERDE


Die junge Mariana (Jennifer Lawrence) lebt mit ihrer Familie in New Mexico und geht einem Verdacht nach, der ihre Mutter Gina (Kim Basinger) betrifft. Bald darauf muss die Familie einen enormen Schock wegstecken - Mariana beginnt daraufhin eine Beziehung zu Santiago (J.D. Pardo), der von der Tragödie ebenfalls betroffen ist und droht damit, ihre eigene Familie gegen sich aufzubringen. In Oregon arbeitet die Restaurantbesitzerin Sylvia (Charlize Theron) in ihrem eigenen Laden und hat Beziehungsprobleme zu bewältigen, die sie schließlich auf Konfrontationskurs mit ihrer Vergangenheit bringen...

Der Film kam bereits 2008 in die amerikanischen Kinos... noch lange vor den ganz großen Durchbrüchen, die Jennifer Lawrence schließlich hinlegte - dementsprechend wird ihr Name, obwohl sie mindestens die zweite Hauptrolle spielt, im Abspann auch sehr unprominent unter den letzten Namen zum Schluss genannt. Erst 2011 erreichte "Auf brennender Erde" nach einem sehr schwachen Anlauf in Amerika auch die deutschen Kinos... eine kleine Filmperle, die also viel zu lange versteckt blieb, obwohl sie dies niemals hätte tun müssen. Es dürfte daran liegen, dass es schwer ist diesen Film zu vermarkten - auch ich tat mir schwer, die Filmhandlung in groben Zügen niederzuschreiben, ohne angesichts der vertrackten Erzählweise zu viel zu verraten -, denn Regisseur und Autor Guillermo Arriaga macht es seinem Publikum nicht leicht. Er bietet uns während der ersten Hälfte dieses im Kern sehr intensiv erzählten Dramas gleich eine ganze Handvoll verschiedener Haupt- und Nebenhandlungen, die (so hat es den Anschein) recht abgekapselt voneinander nebeneinander herlaufen, ohne noch einen wirklichen Bezug zueinander aufzubauen. Der Zuschauer rätselt dabei, was es mit all diesen Handlungen (jede für sich genommen gut erzählt) auf sich hat und was genau all diese Männer und besonders Frauen verbindet... und dies müssen wir recht lange tun. 
Natürlich gibt es sehr plötzlich den Punch, mit welchem sich während eines vorerst sehr trivial erscheinenden Dialogs mit einem Mal die Zusammenhänge erschließen, wir endlich die persönlichen Dimensionen dieser Geschichte verstehen - ein großartiger Moment, der das bis dahin Gesehene nicht ad absurdum führt, aber dennoch eine grandios geschriebene Wendung bereithält, die man in dieser Form nicht kommen sah und die dennoch absolut schlüssig ist. Bis es soweit ist, müssen wir uns aber dennoch in Geduld üben, denn angesichts der vertrackten Erzählweise und des langsamen Tempos bleiben auch einige Längen nicht fern und es fällt nicht immer leicht, der Geschichte zu folgen, solange der Durchblick noch nicht da ist. 
Sobald die Fährten schließlich gelegt sind, wird aus einem bis dahin guten Drama aber doch noch ein kleines Meisterwerk: Schwächen sind immer noch ersichtlich, aber die intensive Geschichte, so persönlich und klein und dennoch voll von großen Gefühlen, zieht uns in ihren Bann und gehört zum Bestgeschriebenen dieser Dekade. Ab diesem Moment ist auch schwer denkbar, dass der Film in chronologischer und somit leichter vermarktbarer Erzählweise besser funktioniert hätte, denn sobald wir wissen, wohin der Hase läuft, zeigt sich der meisterhafte Plan dahinter. 
Schauspielerisch ist dies dann, wie erwartet, brillante Arbeit und Filmfans werden sich streiten, ob es nun die für "Silver Linings" schließlich mit dem Oscar prämierte Jennifer Lawrence oder "Atomic Blonde"-Star Charlize Theron ist, der das größte Lob gebührt. Das beide hier so leise und nuanciert und dennoch mit solch einer enormen Kraft agieren, dass wir oftmals fast zu Tränen gerührt werden, lässt sich aber niemals kleinreden - das ist ganz, ganz große Schauspielkunst wie es nur versierte Damen wie Lawrence (die beim Dreh gerade einmal achtzehn Jahre alt war) und Theron können. Kim Basinger fällt im Gegensatz eine etwas undankbarere Rolle zu, welche sie zwar auch mit Bravour meistert, insgesamt aber dennoch nicht die Möglichkeiten ihrer Kolleginnen bekommt, den Zuschauer vollends für sich einzunehmen. Neben weiteren bekannten Namen wie den "Lost"-Stars Rachel Ticotin und Brett Cullen und "Fast & Furious"-Bösewicht Joaquim de Almeida gefällt auch besonders J.D. Pardo, der als zwischen den Fronten stehender, junger Mann eine herausragende Chemie mit Jennifer Lawrence aufbietet.

Fazit: Intensives Drama, dessen vertrackte Erzählweise zu Beginn Geduld und Konzentration erfordert, letztendlich aber mit einer tiefschürfenden Geschichte, brillantem Schauspiel und faszinierenden Dialogen über Familie, Schuld und Verantwortung zu fesseln und zu berühren weiß.

Note: 2-




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