Direkt zum Hauptbereich

Männer, die auf Ziegen starren

Manchmal sind die Trailer einfach zu gut. Eine verflixt gut gemachte Filmvorschau kann die Erwartungen auf ein kommendes Werk schlichtweg in die Höhe schießen lassen, bis diese so hoch angewachsen sind, dass der Film als solches schließlich enttäuscht. Leidtragende solcher genialen Promo sind zum Beispiel "The Hateful Eight" oder auch "Matrix Reloaded" - beides keine schlechten Filme, aber die Trailer erweckten schließlich den Eindruck, dass wir es hier mit wahren Meisterwerken zu tun bekommen könnten. Nun war auch der Trailer zu "Männer, die auf Ziegen starren" schlichtweg brillant - hier haben wir es jedoch nicht mit einem Film zu tun, der nicht so gut ist wie erwartet... sondern der leider einfach nicht mal annähernd gut ist.

MÄNNER, DIE AUF ZIEGEN STARREN


Reporter Bob Wilton (Ewan McGregor) ist nach der schmerzhaften Trennung von seiner Frau Debora (Rebecca Mader) auf der Suche nach einer neuen Story... und nach einem Abenteuer. Durch mehrere Gerüchte stößt er im Irak auf Lyn Cassady (George Clooney), der behauptet ein parapsychlogischer Spion zu sein - ein "Jedi-Krieger", wenn man so möchte. Cassady nimmt Wilton mit auf eine geheime Mission seiner ehemaligen Einheit und erzählt ihm die seiner Ansicht nach wahre Geschichte seiner Ausbildung und über Männer, die Tiere mit bloßem Anstarren töten können und noch viel unglaublichere Fähigkeiten offenbaren...

Sicherlich war auch die namhafte Besetzung nicht ganz unschuldig daran, dass man an "Männer, die auf Ziegen starren" durchaus höhere Erwartungen legen durfte. Eine Handvoll großer Stars, wie man sie heute nur noch sehr, sehr selten nebeneinander zu sehen bekommt und die allesamt gegen ihr Image anspielen, mit einer Freude zum höheren Blödsinn, dass das Ganze doch nur Spaß machen kann. Und ja, sie machen allesamt einen tollen Job, ganz besonders "A World Beyond"-Star George Clooney, dem ich immer gern zusehe, wenn er mal am Rad dreht und einfach in die Rolle eines von allen guten Geistern verlassenen Idioten schlüpft - dies war ja auch 2016 im ansonsten nicht ganz so genialen "Hail, Caesar!" von den Coen Brothers ungemein witzig. 
Und auch hier sorgt Clooney mit seiner verrückten Performance für einige Lacher, wobei er neben Jeff "The Dude" Bridges immer wieder zeigt, dass auch die größten Schauspieler in Komödien außerordentlich gut positioniert werden können, wenn man sie einfach nur an der langen Leine agieren und ihr Ding machen lässt. Neben den beiden macht auch Ewan McGregor seine Sache gut, hat jedoch als recht passiv agierender Reporter die undankbarste und blasseste Rolle abbekommen - auch der brillante Kevin Spacey und "Avatar"-Bösewicht Stephen Lang bekommen, trotz guter Ansätze, vergleichweise weitaus weniger zu tun. 
Leider ist dies aber beinahe schon das einzige, was man an diesem Film positiv erwähnen kann, denn neben der toll aufspielenden Besetzung ist ansonsten nicht wirklich viel Gutes herausgekommen. Man ruht sich hier letztendlich doch einzig und allein auf dem anfangs noch amüsanten, später aber doch sehr eintönigen Militär-Bashing aus, weswegen all dies zum Ende hin doch recht unaufgeregt zu Ende trudelt. Die Gags kommen dabei erstaunlich flach und mit dem Holzhammer daher und abgesehen von einer herrlichen One-Man-Show des Jeff Bridges im Hippie-Universum bleiben lautere Lacher über weite Strecken aus - eben, weil es sich letztendlich doch alles nur um das vollkommen bekloppte Militär dreht, was sich auch in der kurzen Laufzeit irgendwann merklich totzulaufen beginnt. 
Einige kleine Highlights sind sicherlich dabei und zwischendrin offenbart "Männer, die auf Ziegen starren" immer wieder einen signifkanten Charme, schlingert dabei aber sehr ungelenk zwischen netter Blödel-Komödie und ernstem Kriegs-Drama... das beißt sich mit der Zeit sehr extrem, da hier auch nicht damit gespart wird, den moralischen Kompass auszufahren und überdeutlich mit dem Zeigefinger auf die bösen Buben zu zeigen. Das hätte man durchaus leiser erzählen können und der Kniff, dass wir nicht wissen, ob diese Geschichten denn nun wirklich so passiert sind (Gerüchte gibt es darüber bis heute zuhauf), trägt ebenfalls nicht über anderthalb Stunden. Es ist schier unglaublich und so dämlich, dass man beinahe bereit ist, es zu glauben - eine klare Antwort bekommen wir aber nicht, weswegen wir gerne weiter Rätselraten dürfen. Sofern es uns nicht zu schade ist, noch mehr Zeit an die Geschichte eines Filmes zu verschwenden, der doch deutlich hinter seinem Potenzial zurücksteckt und darüber hinaus sogar auch noch mal ein ganzes Stück schlechter geworden ist.

Fazit: Die hervorragend aufgelegte Besetzung hat deutlichen Spaß am charmanten Blödsinn, die Gag-Qualität bewegt sich dennoch im unteren Bereich und ruht sich auf sanftem Militär-Bashing aus. Die Handlung zündet derweil nie wirklich und verwirrt sich in moralischen Komplexitäten und überzogenem Gaga-Humor.

Note: 4






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se