Marlon Brando gilt als einer der bedeutendsten Schauspieler des zwanzigsten Jahrhunderts - viele sind gar davon überzeugt, dass der Mann allein durch sein Spiel heutige, als Meisterwerke angesehene Filme aufwertete und ihnen etliche, klassische Momente verlieh. Wer Filme wie "Der Pate" oder auch "Apocalypse Now" gesehen hat, wird diese Behauptungen auch sicher nicht von der Hand weisen wollen und sei es nun sein aufopferndes Spiel oder die Gerüchte über sein schlichtweg grauenvolles Benehmen am Set - Brando ist auch dreizehn Jahre nach seinem Tod noch immer unvergessen. In Vergessenheit geraten darf nur sein letzter Film, den er zu Lebzeiten drehte, denn "The Score" wird dem Abschied einer der größten Kinolegenden überhaupt tatsächlich nicht gerecht.
THE SCORE
Profidieb Nick Wells (Robert De Niro) möchte aus dem Geschäft aussteigen und sich zur Ruhe setzen, doch als sein Auftraggeber Max (Marlon Brando) mit einem letzten Coup um die Ecke kommt, für den vier Millionen Dollar bar auf die Hand winken, entscheidet sich Nick, dieses Ding noch durchzuziehen. Dafür muss er sich mit dem jungen Betrüger Jack Teller (Edward Norton) zusammentun, um für den unbekannten Käufer ein goldenes Zepter aus einem Zollgebäude zu stehlen. Mit der Zeit misstraut Wells jedoch Nick und überlegt, wieder auszusteigen...
Es ist kein Wunder, dass Filmfans auf der ganzen Welt ganz besondere Erwartungen an "The Score" von Regisseur Frank Oz hegten, denn insbesondere die Besetzung ließ Großes erahnen. Auf der einen Seite der neue Shootingstar Edward Norton, seit "Fight Club" eine der ganz großen Hoffnungen des unkonventionellen Kinos, auf der anderen ein Revival der ersten beiden "Der Pate"-Filme. Tatsächlich waren Robert De Niro und Marlon Brando nie in einem der drei Mafia-Streifen gemeinsam zu sehen - Brando spielte nur im ersten, De Niro hingegen ausschließlich im zweiten. Dass die beiden großartigen Mimen (die beide für ihre Rolle in den Filmen mit einem Oscar ausgezeichnet wurden) nun in einem Werk gemeinsam auftreten würden, na, das klang doch nach einem feinen Stück.
Diese speziellen Erwartungen erfüllt "The Score" aber nicht und liefert stattdessen Standardkino - unterhaltsame Kost, aber so banal und vorhersehbar, dass der Film schon wieder vergessen ist, während der Abspann noch läuft. Insbesondere das lang erwartete "Duell" zwischen De Niro und Brando enttäuscht hier redlich, da Brandos Rolle doch arg klein ausfällt und er diese deutlich auf Autopilot herunterspielt, während es De Niro offensichtlich an Spiellust mangelte. Er ist zwar nach wie vor viel zu gut, um sich auch nur ansatzweise irgendeine Art der Blöße zu geben, dennoch wird klar, dass er schon besser war - viel, viel besser. Edward Norton zieht sich dabei noch am besten aus der Affäre, hat mit seiner trickreichen Rolle aber auch den interessantesten und spielerisch herausfordernsten Part an Land gezogen, der nicht nur viel Spaß macht, sondern auch zu den spannendsten Szenen führt.
Diese sind insgesamt aber doch deutliche Mangelware, denn das Skript zu "The Score" bietet schlichtweg nicht mehr als das kleine Einmaleins des Heist-Films, wobei man sogar noch die für das Genre eigentlich zwingend notwendige Coolness und den Charme abziehen muss. Das ist alles sehr versiert inszeniert, es fehlt dem Film jedoch an jeder Ecke an etwas besonderem: Die letzte Wendung sieht man bereits kommen, bevor das Werk richtig losgegangen ist, das Tempo ist für einen Film diesen Genres insbesondere in der ersten Hälfte viel zu niedrig, die erzwungen wirkende Liebesgeschichte zwischen De Niros Wells und der von "American Horror Story"-Star Angela Bassett dargebotenen Diane hat keinerlei Feuer.
Es ist eben alles schon einmal dagewesen - der letzte Coup, ein Verrat, die Momente der Ungewissheit, die Planung, manch eine Schwierigkeit beim Ausführen des Coups... nichts davon ist schlecht umgesetzt, einige Szenen haben tatsächlich eine starke Spannung zu bieten, aber insgesamt ist es eben doch ziemlich lahm. Die Geschichte ist zu dünn, um über zwei Stunden zu tragen und am Ende fragt man sich einfach nur, ob es das schon war. Das war das Aufeinandertreffen zweier Leinwandlegenden? Der letzte Kinoauftritt des großen Marlomn Brando? Der Film, auf den 2001 etliche Leute aufgeregt warteten? Nein, das ist es tatsächlich nicht wert gewesen - "The Score" erstickt in seinen Klischees und kann dabei nicht eine einzige Überraschung bieten, was den Film nicht schlecht, aber belanglos macht... man fragt sich, was schlimmer ist.
Fazit: "The Score" ist ein arg vorhersehbarer Heist-Film nach Schema F. Spannende Szenen gibt es, auch an Humor mangelt es nicht, dennoch wirkt das alles recht behäbig, dünn und äußerst antriebslos. Selbst das Schauspielduell zweier Leinwandlegenden enttäuscht dank blasser Charaktere und einem schwachen Skript.
Note: 4+
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