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Love Happens

Jeder Mensch hat diese eine klischeehafte Szene, die er in einem Film einfach nicht mehr sehen kann. Manche hassen es, wenn der Held nicht von der Pistolenkugel durchbohrt wurde, da eine Bibel unter seinem Hemd (wahlweise auch ein metallenes Abzeichen) diese abgewehrt hat - es folgt zumeist ein heldenhafter Sprung oder sowas. Ich für meinen Teil verachte den Slow Clapper. Ihr wisst, was ich meine. Jemand hält eine besonders emotionale Rede und nach einem Moment der ergreifenden Stille beginnt eine Person im Publikum zu klatschen, erst langsam, dann immer schneller. Er oder sie steht dabei auch gerne auf, während nach und nach weitere Leute klatschen, bis der ganze Raum im Applaus versinkt. Furchtbar. Ganz, ganz furchtbar. Auch in der dramatisch angehauchten RomCom "Love Happens" gibt es eine solche Szene und auch hier überzog mich währenddessen eine unangenehme, fiese Gänsehaut...

LOVE HAPPENS


Nach dem Tod seiner Frau suchte Dr. Burke Ryan (Aaron Eckhart) einen Weg, mit dem schrecklichen Verlust umzugehen. Er entschied sich dafür, ein Buch zu verfassen, um all den anderen Menschen, denen das Schicksal ebenfalls solcherlei Steine in den Weg legte, eine Stütze zu bieten, sie in ihrer Trauer nicht alleine und den Weg zurück ins Leben finden zu lassen. Bei einem Workshop versucht er die Menschen, wieder aufzustehen und sich dem Alltag zu stellen. Doch als er in dem Hotel, wo er seine Arbeit verrichtet, die junge Floristin Eloise (Jennifer Aniston) kennenlernt, stellt sich heraus, dass auch er selbst noch Nachhilfe gebrauchen könnte...

Ja, Klischees. Filme können kaum ohne sie und trotzdem wünschten sich die meisten, Hollywood würde auf diese verzichten. Das iat natürlich Quatsch - Klischees können auch etwas Gutes haben, wenn sie denn auf die richtige Weise in einem Film eingesetzt werden. Manchmal sind sie jedoch nur da, da den anderen Autoren schlichtweg nichts anderes eingefallen ist, weswegen sie in die verstaubte Mottenkiste greifen müssen... etwas, was auch in "Love Happens" recht deutlich geschehen ist. Vermarktet als eine romantische Komödie unter tausenden versteht sich der Film in seiner ersten Hälfte als sensibles Drama - wie können wir damit umgehen, wenn ein geliebter Mensch von uns geht und ist es okay, daraus auch noch Kapital zu schlagen, wenn es darum geht, diesen Menschen zu helfen? 
"Love Happens" stellt diese Fragen zwar, schiebt sie jedoch schon bald recht ungelenk unter den Tisch. Er nimmt sich seinen Figuren an, gleitet später dann aber doch in konventionelle Lebensweisheiten ab, wird kitschig, endet allzu rührselig und macht sich seine Sache letztendlich doch viel zu einfach - am Ende liegen sie sich eben doch wieder alle in den Armen. Gut, der Film will somit keinem wehtun und man muss ihm zu Gute halten, dass er mit seinem Grundplot zumindest schon mal etwas mutiger vorgeht als viele seiner Genre-Kollegen, die sich doch nur noch auf das Grundgerüst eines "Boy Meets Girl" verlassen und dabei scheitern, wenn Charme und Witz in einem mageren Drehbuch flöten gehen. 
Die standardisierte Liebesgeschichte, die im Trailer noch so enorm dargeboten wurde, nimmt hier eher einen kleinen, gar unwichtigeren Teil ein - es wäre sogar glatt besser gewesen, hätte man diese gestrichen oder zumindest abgemildert. Die Figur, die "Bruce Allmächtig"-Star Jennifer Aniston hier verkörpert, ist zwar wichtig für den Plot an sich, doch hätte man dies nicht in ein erneutes RomCom-Paket schnüren müssen, der Film wäre ohne diesen Kitsch sicherlich spezieller und weniger leicht vermarktbar, aber sicherlich auch dringlicher und berührender ausgefallen. 
Nichts desto trotz hat "Love Happens" sicherlich seine Momente, hat manchmal recht charmanten Witz, einen gut aufgelegten Aaron Eckhart in der Hauptrolle sowie einige nett besetzte Nebendarsteller zu bieten. Das gilt weniger für die auf müde Sidekicks zurechtgeschnittenen Parts von Judy Greer und dem aus "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" bekannten Dan Fogler, sondern viel mehr für einen leider nur kurz vorbeischauenden, dafür aber stark aufspielenden Martin Sheen sowie insbesondere für einen großartigen John Carroll Lynch - letzterer bekommt dabei auch den interessantesten Subplot ab. Das täuscht nicht darüber hinweg, dass der Film in seiner zweiten Hälfte recht mutlos versandet, sorgt aber auch dafür, dass man ihm nicht immer ganz böse sein kann. Es wurde viel Potenzial verschenkt... aber immerhin war noch genug da, um nicht als Flop zu enden.

Fazit: Die dramatische Ebene wird besonders später mit lauen Lebensweisheiten und nervigen Klischees überspielt, man agiert zu mutlos, kehrt interessante Subplots unter den Tisch. Immerhin gefallen die Darsteller und auch der Grundplot ist nicht immer zu zuckrig.

Note: 4+




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