Direkt zum Hauptbereich

Maria Magdalena

Manche Filme sind so eindeutig als Oscar-Stoff betitelt, dass man ihnen irgendwie wünscht, dass sie gerade deswegen nicht berücksichtigt werden. Mit beiden Augen schielen sie zu den goldenen Trophäen, suchen sich ein prestigeträchtiges Thema, beliebte und talentierte Darsteller und große Gefühle aus - ob daraus ein guter Film wird, ist auch für die Academy dann oftmals nur zweitrangig (wie dieses Jahr auch mit Gewinner "Shape of Water" wieder bewiesen wurde, der doch eher eine Enttäuschung war), solange nur das Thema stimmt. Ob "Maria Magdalena" tatsächlich so ein Film ist, wollte ich herausfinden, senkte jedoch angesichts der kitschigen Trailer meine Erwartungen... auch weil mir Garth Davis' Vorwerk "Lion" nun auch nicht allzu sehr zugesagt hat.

MARIA MAGDALENA


Maria Magdalena (Rooney Mara) wird von ihrer Familie dazu gezwungen, einen Mann zu heiraten, um eine Familie zu gründen. Diesem Leben möchte sie sich jedoch verschließen und schließt sich stattdessen dem durchs Land ziehenden Propheten Jesus (Joaquin Phoenix) an. Gemeinsam mit seinen Sprechern und Wegbegleitern möchte er die Nachricht des göttlichen Königreichs ins Land hineintragen und so Frieden stiften. Dabei macht sich Jesus jedoch auch viele Feinde, die in ihm ein Sprachrohr des Teufels sehen... und auch Maria selbst hegt irgendwann Zweifel an den wahren Zielen der Gruppe.

Es ist selten geworden, dass ein Film für mich zur wirklichen Qual wird. Sicher, bei den Massen an Filmen und Serien, die ich mir zuhause oder im Kino anschaue, muss ich mich zwangsweise das ein oder andere Mal durch ein Werk kämpfen, da man eben nicht immer nur die wirklichen Perlen erwischt, oftmals auch ärgerlicher und vollkommen belangloser Kram dabei ist. Selten jedoch habe ich mich in einem Film so unwohl gefühlt, haben sich die zwei Stunden so ungemein gezogen und gedehnt wie in meinem Kinobesuch von "Maria Magdalena", der vergangenen Donnerstag in den deutschen Kinos angelaufen ist. 
Die Geschichte ist bekannt, wurde unter verschiedenen Gesichtspunkten auch bereits etliche Male verfilmt, ist an sich zeitlos, doch Regisseur Garth Davis gelingt es nicht, irgendetwas neues, erfrischendes darin zu wecken. Natürlich, die Geschichte einer starken, selbstbewussten Frau in einer rückständigen Welt, in welcher Frauen nicht einmal selbst entscheiden dürfen, wann sie beten, hat gerade heute eine erstaunliche Aktualität, doch darüber hinaus findet Davis nichts, was eine erneute Verfilmung der fiktiven "Historie" so dringlich gemacht hätte. Seine Inszenierung ist ebenso bieder wie nichtssagend - Davis schwelgt in epischen Landschaftspanormane, lässt seine Figuren dabei jedoch ziellos durch Hügel und Täler wandern und interessiert sich darüber hinaus weitestgehend nur dafür, das staunende, ehrfürchtige Gesicht der ansonsten reichlich passiv agierenden Maria einzufangen. 
Immer wieder lauscht sie den schrecklich gestelzt klingenden Dia- und Monologen der Männer um sie herum, selten darf auch sie dabei wirklich zur Tat schreiten und wird eher zu einem Spielball einer Handlung, die sich eigentlich auf sie fokussieren sollte. Tut sie aber nicht oder sie tut es nicht richtig, hetzt ansonsten die leidlich bekannten Punkte dieser Bibelgeschichte rasch ab, über das letzte Abendmahl bis hin zum Verrat durch Judas und zur Kreuzigung und natürlich zur unvermeidlichen Wiederauferstehung. All diesen Szenarien, die immer noch eine an sich fesselnde, wenn auch leidlich bekannte Geschichte erzählen, saugt Garth Davis sämtliches Leben aus, indem er die Charaktere aneinander vorbeireden lässt, sie keinerlei Bindung zueinander aufbauen lassen will, sie ziemlich willenlos und offenkundig passiv ihrem Schicksal entgegentreibt. 
Es passiert recht wenig, man ersäuft sich in endlosen Mono- und Dialogen, lässt Jesus immer wieder seinen Glauben kundtun, doch glaubt man ihm keines dieser Worte, denn auch wenn der immer grandiose Joaquin Phoenix Gottes Sohn als überraschend zornigen und nicht immer wirklich heiligen Mann gibt, bleibt er eine Fassade. Selbiges gilt für den von "12 Years A Slave"-Star gespielten Chiwitel Eijofor, der beeindruckend unterfordert bleibt und sich anscheinend selbst zu fragen scheint, was er hier eigentlich soll. Winzige Pluspunkte gibt es dabei nur für Rooney Mara, die erneut eine starke Leistung abgibt, doch auch sie kann nichts gegen ein vollkommen marodes, überkitschtes, religiös ziemlich verschludertes Skript ausrichten, welches seine Geschichte nie zu einem Ziel bringt und dementsprechend verschleppt und austauschbar bleibt.

Fazit: Unglaublich banales Bibel-Drama, welches seine Figuren passiv hin- und herschiebt und keine galante Aussage trifft. Auch Maria Magdalena bleibt als Figur ungreifbar und unentschlossen, sodass der Zuschauer ihr niemals folgen will - ein schwer durchzustehender Film, langweilig und furchtbar mühselig.

Note: 6+








Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se