Vielleicht klappt es ja endlich beim dritten Mal. Damals wollte ich "Lone Survivor" im Kino sehen, war beinahe schon auf dem Weg ins Lichtspielhaus, als ein privates Ereignis dazwischenstach, weswegen ich den Film verschieben musste. Gut zwei Jahre später bekam ich die Chance, ihn erneut zu sehen, damals brach ich ihn jedoch nach einer halben Stunde wegen technischen Problemen ab. Nun also der dritte Versuch, Peter Bergs Kriegs-Thriller zu sehen und dank Amazon Prime und einer festen Internetleitung hat das dann diesmal auch geklappt. Schade nur, dass ich zuvor eigentlich nie viel verpasst hätte, wenn ich es einfach bei den ersten beiden Versuchen gelassen hätte...
LONE SURVIVOR
Am 28. Juni 2005 werden vier Soldaten der amerikanischen Streitkräfte von ihrem Vorgesetzten, Operation Lieutnant Commander Erik Kristensen (Eric Bana), zur geheimen Mission "Operation Red Wings" entsandt. In Afghanistan sollen sie von einem erhöhten Stützpunkt aus ein Dorf beobachten und den darin befindlichen Terroristen Shah (Yousuf Azami) eliminieren. Die vier Navy Seals Marcus Luttrell (Mark Wahlberg), Michael Murphy (Taylor Kitsch), Danny Dietz (Emile Hirsch) und Matt Axelson (Ben Foster) geraten jedoch früher als erwartet in Feindkontakt und finden sich schon bald in einem wahren Krieg wieder...
Ich hatte ein kleines "Black Hawk Down"-Deja Vu. Das lag aber weder an der Besetzung von "München"-Star Eric Bana noch an der Beteiligung des amerikanischen Militärs innerhalb einer so tatsächlich geschehenen Geschichte... und wer meine Kritik zu Ridley Scotts mittlerweile zum Klassiker aufgestiegenen Kriegsdrama gesehen hat, weiß, dass das eigentlich für mich erstmal nichts Gutes bedeuten kann. Tut es auch nicht, denn der Film teilt sich die Stärken, aber auch die vielen Schwächen mit seinem großen Vorbild, weswegen es nicht zu einem starken Kinoerlebnis gereicht hat.
Hüben wie drüben beschäftigt sich "Deepwater Horizon"-Regisseur Peter Berg nicht mit einer großartigen Handlung - die recht knapp umrissenen, wahren Ereignisse müssen reichen. Die Figuren werden im Schnelldurchlauf eingeführt, nach gut fünfzehn Minuten geht es schon hinauf auf den schicksalsträchtigen Hügel und direkt hinein in ein Gefecht, welches für die Dauer von fast zwei Stunden auch nicht mehr aufhört. Das ist, wie man bereits angesichts der Trailer erahnen konnte, herausragend inszeniert: Berg ist ein Meister seines Fachs, lässt Kugeln gefährlich sirren, Panzerfäuste spürbar einschlagen und die ganze Wucht einer solchen Schlacht auf Sound- und Bildebene ihre Schneisen graben. Das erschafft Bilder, die sich ins Hirn einbrennen, ist stellenweise spannend, prominent besetzt und hat angesichts der Historie und der auch heute noch enorm aktuellen Thematik sicherlich eine nicht zu missachtende Dramatik.
Und trotzdem ist es eben zu wenig für einen abendfüllenden Spielfilm. Die Männer wurden zuvor zu rar eingeführt alsdass ich wirklich mit ihnen mitfiebern wollte, die Spannung entstand eher in den einzelnen Momenten als über die gesamte Geschichte hinweg, was zwar stellenweise für Adrenalin, aber niemals für eine emotionale Beteiligung sorgte. Die Story bleibt leider zu dünn, entwickelt sich nicht weiter und erzählt im Grunde auch nichts Neues - erneut geht es um amerikanische Helden, die sich ins Feindesland begeben, unter Einsatz ihres Lebens, mit welchem sie teilweise auch bezahlen müssen, verbunden mit unserer wirklichen Welt. Dass Berg da später auch noch einen anderen Blick wagt, die ansonsten eher nur als bedrohliche Masse agierenden Taliban in ein korrekteres, nicht allzu einseitiges Feld rückt, ist löblich, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Werk darüber hinaus doch deutlich an Substanz mangelt.
Mit der Ausnahme eines sich beeindruckend ins Feld werfenden Mark Wahlberg in der Hauptrolle haben die anderen Stars zu wenig zu tun, was sowohl für Eric Bana als auch für den in letzter Zeit doch eher rar gemachten Emile Hirsch und für "John Carter"-Star Taylor Kitsch gilt, der weiterhin auf einen echten Kassenhit wartet. Sicherlich umgeht Berg die ärgerlichsten Klischees, aber aus der Masse herausstechen kann sein Film dennoch nicht, ist gut inszeniert, trifft aber nur den Magen, niemals das Herz oder gar das Hirn. Das ist schade, hat er drei Jahre später mit seinem hochspannenden Terror-Thriller "Boston" doch ganz klar bewiesen, dass er das eigentlich wesentlich besser kann.
Fazit: Einseitiger Kriegsfilm, der herausragend inszeniert und prominent besetzt ist, dem es darüber hinaus jedoch an Substanz mangelt. Die Actionszenen haben Wumms, die Geschichte jedoch bleibt trotz historischer Korrektheit eher dünn und hält den Deckel über Charakterentwicklung und schürende Gefühle.
Note: 4+
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