Direkt zum Hauptbereich

Snitch - Ein riskanter Deal

Als Dwayne Johnson damals in der Fortsetzung des Mega-Blockbusters "Die Mumie" sein Schauspieldebüt gab, wurde er noch müde belächelt - nicht nur wegen des grausamen CGIs, welches den ehemaligen Wrestler in ein eher lächerlich anmutendes Skorpion-Ungeheuer verwandelte, sondern auch wegen seiner physisch präsenten, ansonsten aber eher durchschnittlichen Darstellung. Und was ist heute? Johnson gilt als einer der angesagtesten Stars überhaupt, bleibt dem Action-Kino ebenso treu wie der Komödie, setzte einem Franchise seinen eigenen Stempel auf und gehört dabei auch schauspielerisch zu einer klaren Linie. Sicherlich keiner, der in naher Zukunft einen Oscar einheimst, aber doch einer, der in seinen Rollen immer wieder gefällt. Sogar so sehr, dass man ihm bereits Ausflüge ins dramatische Land zutraute...

SNITCH


Als sein Sohn Jason (Rafi Gavron) wegen Drogenbesitzes verhaftet wird, ist der Baufirmen-Besitzer John Matthews (Dwayne Johnson) am Boden zerstört. Da er keine der Drahtzieher kennt, kommt für Jason eine Verkürzung der Haftstrafe kaum in Frage und da er bereits jetzt im Gefängnis physisch drangsaliert wird, möchte sein Vater eingreifen. Der Staatsanwältin Joanne Keeghan (Susan Sarandon) schlägt er vor, sich selbst ins Kartell einzuschleichen, einige der Hintermänner zu enttarnen und sie dem Gesetz zum Fraß vorzuwerfen - als Ausgleich solle Jason freigelassen werden. Keeghan sagt dem Deal zu, doch weiß Matthews noch nicht, was er damit losgetreten hat, begibt er sich doch in die tödliche Höhle des Löwen...

Da prangt er also auf dem Filmposter: Der große, der Hüne, der Held des Actionfilms des neuen Jahrtausends - Dwayne Johnson, hinter ihm ein explodierter Lastwagen, der vorher eine Schneise der Zerstörung geschlagen hat. Unverwüstlich, mit grimmiger Miene steht er da, sodass auch der unerfahrenste Filmfan sogleich weiß, was ihn hier erwarten muss: "Snitch" wird sicherlich wieder mal ein Actionfest mit allerlei Testosteron, quietschenden Reifen und erbitterten Faustschlägen. Aber halt, nein, das wird er nicht, denn auch wenn die Werbekampagne alles versucht, um aus diesem eher auf der Drama- und Thriller-Schiene beweglichen Werk noch ein Action-Vehikel zu zimmern, für welches unser Mr. Johnson eben noch immer vorrangig bekannt ist... "Snitch" gehört nicht in dieses Genre. 
Über die Laufzeit von 106 Minuten erleben wir im Grunde nur zwei längere Actionszenen, von denen eine das obligatorische, spektakuläre, aber nicht sonderlich originelle und etwas überzogene Finale darstellt. Ansonsten bleiben die Waffen im Holster, die Fäuste werden ohnehin nicht ausgepackt, Johnson wirft keine Schergen durch Scheiben oder Wände und er gibt auch nur selten wirklich Gas. Und das liegt woran? Richtig, weil Johnson hier in dieser so tatsächlich in Amerika geschehenen Geschichte (etwaige kreative Spielereien mal ausgenommen) einen Lebemann spielt, der kein Actionheld ist, der von all diesen Geschäften, den Pistolen und Drogen eben keinerlei Ahnung hat und tatsächlich recht unverblümt in die Höhle des Löwen geschickt wird. 
Trotz seines hünenhaften Aussehens nimmt man dem "Fast & Furious"-Star diese Rolle ab, Johnson schlägt sich solide und muss sich auch nicht hinter seinen namhaften Co-Stars wie Susan Sarandon oder "Lone Ranger"-Star Barry Pepper verstecken. Einzig Jon Bernthal macht Johnson noch immer die Kohlen heiß, doch das war sicherlich auch zu erwarten, überzeugte der wortkarge Grummel doch auch bereits in "The Punisher" und "The Walking Dead" durch genau diese Präsenz. Diese Schauspieler bewegen sich nun durch eine nicht immer vorhersehbare, ab und an etwas zähe, immerhin aber beinahe durchgehend spannende Geschichte, die trotz der realen Begebenheiten nicht immer glaubwürdig wirkt, es in Sachen Klischees aber auch nicht maßlos übertreibt. 
Man setzt hier mehr auf untergründige, wenn auch teils etwas zu maskuline Atmosphäre, lässt die Bösewichter böse gucken, ansonsten aber eher blass bleiben und unseren Protagonisten immer wieder in neue Fallstricke tappen - der Stoff, aus dem solche Thriller eben sind. Wer sich damit anfreunden kann und keine Ausgeburt an Originalität erwartet und Johnson auch mal außerhalb etlicher Prügeleien und Autojagden sehen will, der sollte bei "Snitch" durchaus mal einen Blick riskieren. Lohnen könnte es sich, auch wenn einige Längen und der doch erstaunlich geringe Action-Quotient dem Spaß des ein oder anderen Mainstream-Zuschauers im Wege stehen könnten.

Fazit: Solider Thriller, der einige Längen durch eine recht spannende Geschichte ausgleicht. Der Action-Quotient gerät überraschend niedrig, doch Dwayne Johnson weiß auch ohne geballte Fäuste zu überzeugen, wobei er aber nicht alle Klischees stopfen kann.

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...